Kann mir (Anfänger) bitte mal jemand erklären,wieso ich zum Spinnfischen keine Angel mit zu viel Wurfgewicht kaufen sollte?

  • Hallo,


    ich habe eine Frage die ich trotz "Recherche" im Netz einfach nicht ganz nachvollziehen kann.
    Ich bin auf der Suche nach meiner ersten Spinnrute.


    Dazu habe ich zwei Fragen.
    Aufgrund dessen, daß ich auch mal länger unterwegs bin, würde ich mir sehr gerne eine "Reise-Spinnrute" kaufen.
    Ist die Aktion mit einer zb vierteiligen Rute, denn wirklich um so viel schlechter als mit einer "normalen" zb 2 teiligen?
    Gerade mit den neuen High Tech Materialien heutzutage, erscheint mir dies doch sehr übertrieben...?


    Meine zweite, für mich noch wichtigere Frage:
    Ich suche eine Spinnrute mit der ich auf Zander und Hecht gehen kann.
    ...........und als Anfänger denkt man sich:
    Wenn mal irgendwann ein Wels anbeissen sollte,wäre es ja nett, wenn ich diesen ebenfalls drillen könnte.
    Ich fahre zweimal im Jahr in meine alte Heimat Bayern und da angle ich an einem See mit grossen Hechten und auch Wallern.


    Nun habe ich mich nach diversen Ruten erkundigt und habe bemerkt, daß ich wohl zuerst einmal das richtige Wurfgewicht festlegen müsste.
    Doch genau hier ist das Problem.
    Wenn man Anfänger ist,egal in welchem Bereich, scheint es ein Überangebot an diversen Artikeln zu geben.
    Mit Sicherheit hat jedes Teil seine Berechtigung und dennoch fragt man sich als Laie, ob hier nicht übertrieben wird. ?


    Wenn ich dies nun auf das Spinnfischenzb auf Hecht übertrage, frage ich mich folgendes:
    ICh lese in diversen Foren und Magazinen, welche Spinnrute für welchen Fisch, mit welchem Wurfgewicht gefischt werden sollte.
    Eine leichtere Spinnrute kann mit Spinner und kleinen Wobblern gefischt werden, eine stärkere angeblich nur mit Gummifisch usw bis hin zu
    Big Fish Ruten zu Salzwasserangeln.


    Da ich als Anfänger noch nicht so spezialisiert bin, suche ich nach Möglichkeit eine Spinnrute, mit der ich möglichst viel abdecken kann.
    Ich kann einfach nicht nachvollziehen, wieso zb eine Spinnrute mit zb 120 Gramm Wurfgewicht (mir ist natürlich klar,daß dies in 99% der Fälle viel zu viel ist...) nicht geeignet wäre, um auch kleine Hechte oder Zander zu fischen.


    Natürlich ist es mit einer kleineren ,biegsameren Rute einfacher,schöner usw (ich habe all die Vorteile ja gelesen) aber ich kann nicht ganz nachvollziehen, wieso
    ich damit nicht grosse UND kleine Hechte,Zander und Welse fischen könnte.


    Mir erscheint das fischen von Privatpersonen als ein RIESEN Markt, mit Milliraden Euros von Umsatz jährlich.
    Viele Leute, wie zb dieser Matze Koch leben davon sehr gut, daß Sie immer wieder neues Angelmaterial empfehlen und bewerben.
    (Bitte nicht negativ verstehen,ich kenne diese PErson nicht und weiss,daß diese Person sehr geschätzt wird, ich kann mir deswegen kein Urteil erlauben)
    Wie in allen Gebieten wo man viel Geld verdienen kann, wird sich immer mehr spezialisiert, da es sich eben gut verkaufen lässt.


    Doch genau dies ist das PRoblem als Anfänger, was ist sinnvoll und wo wird übertrieben?
    Ohne eigene Erfahrungen, muss man sich auf die Empfehlungen anderer verlassen und da ist es schwer, in so einem Markt, sinnvolles von nicht sinnvollem zu unterscheiden.
    ICh möchte hier auf keinem Fall einen erfahrenen Angler absprechen, dass er mit speziell zusammengestellten Material erfolgreicher ,besser und schönder fischen kann, als dies mit "normalem " Gerät möglich und ebenso wenig möchte ich damit ausdrücken, daß ich dies als "Spinnerei" ansehe.


    ICh glaube nur einfach nicht, daß ich mit einer Spinnrute mit zb 100Gramm Wurfgewicht keine kleinen Wobbler führen kann oder
    dass ich als Laie da grosse Unterschiede merke zwischen eine Spinnrute ,gleichen Modells mit 20 Gramm Wurfgewicht mehr oder weniger.


    Langer Rede kurzer Sinn:
    ISt der Unterschied WIRKLICH so enorm und ist ein Kauf einer Spinnrute mit zb 100 Gramm Wurfgewicht wirklich so bescheuert, wie es mir bisher jeder
    klar machen möchte?


    Ich habe nun diese Frage sehr ausführlich geschildert, da ich deutlich machen wollte, wo mein Problem und meine Skepsis liegt.
    GERNE, nehme ich JEDEN Tipp, von einem der hier so erfahrenen Angler an.


    Vielen Dank für Eure Zeit und Hilfe.
    LG Hans :angler:

  • Das Wurfgewicht gibt an, in welchem Bereich eine Rute die besten Wurfeigenschaften hat.


    Wenn du mit der Rute zum Werfen ausholst, dann biegt sie sich. Man spricht hier auch von 'aufladen'.
    Der Köder (Spinner, Wobbler etc) wird also nich tnur durch deine Körperkraft ins Wasser geschludert, sondern auch dadurch, dass die Rute wieder in ihre 'Gerade' zurückschnellt. Man könnte es mit einem Flitzebogen vergleichen.


    Hast du also eine Spinnrute mit einem Wurfgewicht von z.B. 10-40 g, dann wirst du mit Ködern von um die 25g die Rute am optimalsten aufladen können und somit auch die größten Weiten erreichen.


    Würdest du einen Blinker oder Gummifisch mit 15 oder 30 g an einer Spinnrute mit einem Wurfgewicht von 50-100g hängen, dann 'läd' sie sich kaum auf. D.h., dass der Köder nut durch deine Muskelkraft bewegt werden muss. Stell dir einfach vor, du würdest mit einem Besenstiel auswerfen.


    Ich bin nun ein Wallerangler, aber um zu vermeiden, dass du beim Hechtangeln nicht einen Waller fängst, solltest du Köder, Köderführung dem Hecht anpassen und auch dort angeln, wo der Hecht steht.



    Verabschiede dich von dem Gedanken, dass nur dicke Ruten mit hohem Wurfgewicht geeignet wären, dicke Fische zu landen.


    Am Ende kommt es auf deinen Drill an. Die Rute federt den Zug ab und auch die Bremse an deiner Rolle muss so eingestellt sein, dass ein Ausschlitzen, Schnurrriss oder gar Rutenbruch ausgeschlossen wird.


    Als Anfänger macht man hier natürlich oft Fehler, aber Anfänger machen überall Fehler. Sogar alte Hasen machen mal einen Fehler.
    Aber aus diesen lernt man und sammelt die Erfahrung...

    Ich freue mich, wenn es regnet.

    Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch.


    Karl Valentin, deutscher Humorist * 4.Juni 1882; † 9.Februar 1948

  • Moin Business,
    Deine Frage :"Welches EH für welchen Fisch", kann man so gar nicht beantworten.
    Und da liegt auch sein Verständniss Problem, glaube ich.


    Stell dir die Frage, welche Rute für welchen Köder? Dann kommt erst der Fisch ins Spiel und die Schnurstärke ist dann auch noch anzupassen.


    Addi hat dass WG ja schon erklärt. Klar kannst du mit einer 100g Spinnrute einen 5g Spinner ins Wasser befördern, Aber nicht weit und du wirst es auch in den Knochen merken.


    Wir gehen davon aus, dass man als Spinnangler 100te Würfe macht, da muss das Gerät passen, sonst gibst du das Spinnfischen ganz schnell auf. Und jetzt geht es schon weiter, z.B. Zander nachstellen mit Bleikopf und Gufi = hatte Spitze, sonst merkst du nicht wann der Bleibt auf Grund trifft. Mit Wobbler, Spinner eher weicher, sonst hast du auf Grund der Vibrationen nach einem Spinntag das Gefühl du hattest nen Schwingschleifer in der Hand gehalten.


    Die Rute mit einstellbarer Aktion und Wg für alle Fälle gibt es leider nicht.

    Grüße vom Bully


    Der Abschied ist der traurigste Teil einer Freundschaft.


    Fehmarntreffen Mai 2020...... bin wieder nicht dabei!!! ;(

  • Hallo Hans,


    die Wg-Angaben sind immer ca.-Werte, um vor allem die Rute beim Wurf nicht zu "überlasten"(da ist aber ne Menge Spielraum enthalten)


    Die "Eierlegende-Wollmilchsau" ist auch noch nicht erfunden(mglw. gewollt), so das der Angler selbst für sich und seine bevorzugte Beute, die Rute/Rolle/Schnur aussuchen sollte..............


    Dem Einen macht es nix aus, ne Rute zu fischen die etwas schwerer ist, dem Anderen kanns nicht FEIN genug sein..............ne allgemein gültige Auffassung wird man/du nicht finden...........


    Allein der Begriff Spinnrute lässt viele Angelmethoden zu.....Gummifisch, Blinker, Spinnfischen mit Mepps etc. usw


    Beim Gummifischen sollte die Rute eher ein kräftiges Rückrat haben und eine feinere Spitze.................wärend die anderen Methoden mehr "Parabolic" im Blank haben sollten...........


    Aber genau diese Unterschiede sind eben nicht am Wurfgewicht der Rute auszumachen.........denn schon eher an der Größe der verwendeten Köder ;)


    Mußt du weiter werfen, sollte die Rute eher länger sein, angelst du vom Boot reichen meißt 2m-Ruten..............und 4-teilige Ruten(in meinem Fall ne Daiwa) ist nicht unbedingt die schlechtere Wahl :gut


    Meine 4 Spinnruten haben alle ein Wurfgewicht bis höchstens 50gr. und bei zweien hätte ich kein Problem einem möglichen Meterhecht paroli zu bieten :gut


    gruß degl

  • Hallo,



    alle " Vorschreiber " haben die wichtigsten Details bereits genannt. Die solltest Du auch
    so für Dich ummünzen wie Du es für Dich richtig findest.


    Eine kleine Ausnahme bei der Rutenwahl ist das angeln an der Ostsee auf Hecht und Großfisch.


    Hier kann ein Biss in einer Entfernung von 25 bis 60 Metern erfolgen.
    Wenn dann die Rute eine zu weiche Spitze hat, dann ist es oftmals nicht möglich durch angemessenes
    anschlagen den Haken zu setzen.
    Das Ergebnis ist dann sehr oft das der Fisch sich ein paar mal schüttelt oder aus dem Wasser springt und der Haken
    hat sich gelöst und der Blinker fliegt im hohen Bogen aus dem Fischmaul.
    Das sollte man dann bei der Rutenwahl berücksichtigen.
    Die Frage ist ob Du oft in so einem Gewässer angelst das sich die Anschaffung für spezielle Gewässer lohnt.


    Gruß Olaf

  • VIELEN DANK!


    Ich hätte niemals mit vier so hilfreichen und ausführlichen Antworten gerechnet.
    Meine Frage wurde im Grunde zu 100% beantwortet. Nochmals Danke dafür.
    Desweiteren möchte ich jeden einzelnen der vier Personen meinen Dank aussprechen.
    Man merkt, daß hier viel Erfahrung und Wissen vorhanden ist.
    Keine langen Diskusssionen, sondern eine genau auf die Frage zugeschnittene Antwort.
    Das freut mich wirklich sehr, da mir genau diese Frage wirklich viel Kopfschmerzen bereitete.


    Ich fand es auch seltsam, daß ich von den Unmengen an Angelinfos, die ich im Internet und in den diversen Foren fand,
    keine eindeutigen Antworten zu diesem Thema finden konnte.
    Ich vermute, daß es für nahezu 100% aller Angler, einfach selbstverständlich ist und
    daher einfach sinnlos, darüber irgendetwas zu schreiben......(?)


    Für mich war es das schwerste, richtig einzuschätzen, was von all den diversen Tipps und Innovationen einfach nur Verkaufsfördernd war und was WIRKLICH, für mich persönlich, relevant ist.
    Nun Dank Eurer Antworten, kann ich wichtig von unwichtig uterscheiden.Super!


    Das bestätigt mich auch in meiner Annahme, daß ich diese neue Rute nicht im Internet, sondern vor Ort beim Kauf in die Hand
    nehmen möchte und diese dann auch sehr, nach meinem eigenen "Wohlfühl-Gefühl" bewerte.
    Wenn ich später dann merke, dass ich persönlich z.b mit einer "härteren" Rute und einer bestimmten Aktion besser zurecht komme, als die in der Branche üblichen oder empfohlenen, dann
    wird es eben schon die richtige Rute für mich sein....


    Es ist eben wie immer und überall:
    Übung macht den Meister und Erfahrung ist mehr Wert als alles andere und das hier diese Erfahrungen mit Anfängern wie mir geteilt werden, finde ich super.


    :thumbup:

  • Hallo baziboss


    Bei Ruten und Rollen und auch vielem mehr, ist es immer schwierig, auf die persönlichen Belange zu antworten.
    Bei vielen sind es auch eigene Geschmäcker.
    Wenn du z.B. fragst, welch Auto du dir zulegen sollst, wird dir jeder sein eigenes empfehlen. Und selten sagt einer, dass sein Wagen mMist ist, da er dann zugeben müsste, dass er einen Fehlkauf getätigt hat.
    Aber dennoch: Alle Autos fahren!


    Bei den Ruten un auch bei Rollen ist es fast genauso. Zudem sind die Blanks (also die nackten Rutenstangen) oftmals vom gleichen asiatischen Hersteller, vielleicht sogar von gleicher Bauart, werden aber hier von den einzelnen Firmen nach deren Wünschen mit Ringen, Bindungen, uterschiedlichen Griffen und Farbgebung versehen.
    So hast du ein und die selbe Ruteneigenschaft, aber dennoch zwei angeblich verschiedene Ruten.


    So findet man auch in Zeitschriften oder eben auch im Internet oft viele unterschiedliche Antworten / Meinungen und sehr oft auch nur allgemeines Wischiwaschi. Jeder empfindet ja auch individuell.


    Und stellt man eine Frage so ausführlich und präzise, dann kann man auch genauer darauf eingehen.



    Ich finde es auch blös, wenn in Foren immer wieder auf die Suchfunktion verwiesen wird und man den Fragesteller somit vor den Kopf stößt. Dann kann man lieber -wenn das Thema ausfürhlich behandelt wurde und noch aktuell ist- gleich den ink einstellen, damit ein Neuling nicht lang suchen muss.
    Denn ein Forum dient des Austausches von Informationen und zur Kommunikation Gleichgesinnter. Immer nur verweisen ist kein Kommunikation!!!


    In diesem Sinne freut es uns natürlich, dass du mit den Antworten zufieden bist und zeigt einmal mehr, dass dieses Forum klasse ist und für den netten Umgang spricht.



    Dann wnsch ich dir mal viel Erfolg, bei der Suche nach der richtigen Rute...da wirst du sicher noch so einiges erleben!!! ;)

    Ich freue mich, wenn es regnet.

    Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch.


    Karl Valentin, deutscher Humorist * 4.Juni 1882; † 9.Februar 1948