Die Grundausstattung für den Angel-Einsteiger

  • Hallo, liebe Angel-Einsteiger!


    Fischerprüfung bestanden? Herzlichen Glückwunsch! „Na denn Petri, jetzt kann es ja losgehen“ ... denkt sich so mancher Neuling, fragt sich aber gleich darauf: „Was brauche ich denn jetzt alles? Welche Ruten und Rollen, welches Zubehör ist nötig?“ Und: “ Muss ich teure Profi-Geräte kaufen oder genügen auch die Sonderangebote im Discount? Wie setze ich die neuen Sachen dann ein – um erfolgreich angeln zu können?“


    Dieser und vielen anderen Fragen möchte ich in diesem „kleinen Leitfaden“ einmal nachgehen – und dabei ausdrücklich Anfänger ansprechen, die sich noch nicht auf bestimmte Angeldisziplinen festlegen möchten und – ein wichtiger Punkt – bei der Anschaffung von Angelgerät auch auf den Geldbeutel achten müssen (oder wollen), Schüler , Auszubildende, Studenten und „Sparfüchse“ seien hier als Beispiele genannt.


    Als Ende der Einleitung und Überleitung in den Hauptteil kommt ein Zitat:


    „Würden Sie einem Führerscheinanfänger einen neuen Mercedes empfehlen? Wenn ja: Was soll er als Nächstes kaufen? Einen Rolls-Royce?“


    (aus: „Angeln ganz entspannt“, Martin Wehrle 2006, KOSMOS)


    Ein Büchlein, das ich jedem Neuling der Zunft auch weiterempfehlen möchte – in ähnlichem Sinne geht es hier weiter: Empfehlungen für Hersteller und Marken, Spezialruten und zielfischspezifisches Zubehör wird man hier ebenso vergeblich suchen wie Anhaltspunkte für Preise oder ein Gesamtbudget. Es soll um eine solide, aber dennoch einfache Erstausrüstung gehen, die dem Anfänger der Angelfischerei Freude bereitet und (hoffentlich) bald zum Erfolg führt.


    Was ist nötig?


    Im Rutenwald und an der Regalwand voll mit Rollen muss man sich erst einmal zurechtfinden. Für Schnüre, Posen und Haken gilt das Gleiche – von Kunstködern und dem vielfältigen Zubehör gar nicht erst zu reden! Ein erfolgreicher Einstieg in die Angelfischerei ist aber durchaus mit ganzen zwei Angelruten, zwei Rollen, dem vorgeschriebenen Zubehör sowie einigen weiteren Hilfsmittel möglich – und meist auch erfolgreich. Wie so oft kann auch hier „weniger“ „mehr“ sein. Zur Ausrüstung kommen wir jetzt im einzelnen...


    Die ersten Ruten und Rollen


    Wie schon erwähnt, „Spezialisten“ kommen in diesem Leitfaden nicht auf ihre Kosten... einem Aal ist es herzlich egal, ob er mit einer Hechtrute an Land gezogen wird – oder umgekehrt. Wichtig für den Anfänger sind zunächst die Länge, das Wurfgewicht und unter Umständen die „Aktion“ einer Rute, also ihr Verhalten (Biegen) unter Belastung.


    Zwei Ruten also: Zu empfehlen ist zunächst eine längere Rute (3,30 bis 3,90 m) mit einem Wurfgewicht von 10 bis 30, maximal 40 Gramm – für das Posen- und Grundfischen auf alle Friedfische, kleinere Raubfische, Karpfen und Forellen. Die Rute sollte eine mittlere- oder Spitzenaktion besitzen. Die Frage, ob es sich um eine Steck- oder Teleskoprute handeln sollte, ist im Anfängerstadium eine Sache des Geschmacks – oder der Transportmöglichkeiten.



    Silverman- Ruten, 3,60m, WG 45gr



    Die zweite Rute ist 2,70 bis 3,00 m lang bei einem Wurfgewicht von 30 bis 60 Gramm, sie dient dem schwereren Grundfischen und dem Einstieg in das Spinnfischen (Kunstköder), dabei sollte sie eine mittlere oder aber eine durchgehende Aktion besitzen. Mit dieser Rute geht es auf Karpfen, Zander, Hecht , Aal und größere Friedfische.




    DAM-Ruten, 3m, WG 30-60gr



    Nun wird vielleicht deutlich, dass man mit gerade mal zwei Angelruten ein wirklich breites Spektrum der Angelei abdecken kann! Für beide Geräte gilt: So leicht wie möglich, aber so stabil wie nötig! Bei der kürzeren Rute, sofern man gleich zu Anfang auch Spinnfischen möchte, sollte auf ein geringes Gewicht Wert gelegt werden – unter Umständen muss man das Gerät über Stunden hinweg in der Hand halten, und Werfen, Kurbeln, Werfen, Kurbeln...


    Dazu: Zwei Rollen. Der Anfänger darf (und soll) sich auf Stationärrollen beschränken, andere Rollentypen überlassen wir den Experten. Die Rolle für Rute 1 sollte 100-150 m Schnur der Stärke 0,20 mm fassen – zu den Schnurstärken später. Sie sollte der Größenordnung „klein“ oder mittel“ angehören. Die Rolle an Rute 2 fasst mindestens 120 m Schnur mit 0,30 mm Stärke – und gehört der mittleren Größenkategorie an. Muss man nicht auf Gewicht achten (Grundangeln), darf es eine große Stationärrolle sein.




    Beides Shimano- Rollen


    Erfahrungsbericht Shimano-Rollen


    Beiden gemeinsam sollte eine solide Verarbeitung, ein ruhiger Lauf und, sehr wichtig, eine gleichmäßige Schnuraufnahme (Kreuzwicklung) sein. Diese Kriterien sind insgesamt wichtiger, als z. B. die Gesamtzahl der eingearbeiteten Kugellager! Je nach Preis und Qualität läuft eine Rolle mit 2 guten Kugellagern besser, als ein Spar-Modell mit 12en...
    Combos: Gerade beim Angel-Einstieg kann sich für manche der Kauf einer fertigen Kombination lohnen – eine Rute gleich zusammen mit der passenden Rolle. Fachhandel und Versand bieten hier viele Möglichkeiten – und meistens kommt man auch preislich gut dabei weg.



    Spinnrolle von Cormoran


    Vorgeschriebenes Zubehör


    Bei jedem Angeln sind wir (in jedem Bundesland) dazu verpflichtet, folgendes Zubehör mitzuführen (das sich dementsprechend auch jeder anschaffen muss):


    Unterfangnetz (Kescher), Messvorrichtung, Schlagholz zum Betäuben, Messer zum Töten, Hakenlöser.



    Kescher



    Kescher für Mefos, aber auch für andere Fische,
    Landegreifer


    Der Kescher sollte keinesfalls zu klein sein, zu groß kann er eigentlich nie ausfallen. Viele Ausführungen in den verschiedensten Preislagen sind im Handel erhältlich. Als Messvorrichtung eignet sich am besten ein ausziehbares Maßband, wie Handwerker es benutzen. Zur Not täte es aber auch ein Zollstock oder ein Zentimetermaß aus der Schneiderei. Als „Schlagholz“ verwendet man einen Fischtöter aus dem Angelfachhandel, oder aber geeignete Alternativen, wie z. B. einen abgeschnittenen Besenstiel. Messer, die für unsere Zwecke geeignet sind, gibt es in unüberschaubarer Anzahl , Qualität und Preisklassen. Es sollte scharf und stabil sein, evtl. einen Fischschupper und weiteres Werkzeug beinhalten, und (natürlich!) rostfrei sein. Gute Taschenmesser, allen voran ein „Schweizer“, eignen sich selbstverständlich auch.
    Hakenlöser (in verschiedenen Größen) gibt es nur beim Angelhöker. Für mittlere Fische hat sich die Arterienklemme bewährt, für den ganz großen Fang sollte man eine professionelle Lösezange verwenden, um, wenn der Bedarf gegeben ist, jeden Fisch schonend vom Haken zu lösen und zurücksetzen zu können. Schonzeiten und –maße können das Zurücksetzen immer wieder erforderlich machen - ein guter Hakenlöser ist von daher beileibe kein „Beiwerk“!



    Messlatte, selbst gemacht


    Schnüre, Haken und Vorfächer: Gar nicht schwierig!


    Auf den ersten Blick: Eine Wissenschaft für sich. Auf den zweiten auch... Aber keine Angst: Sicherlich haben die unzähligen Schnurstärken, Spezialschnüre, ´zig Hakenformen und die schier unendlichen Möglichkeiten, daraus Vorfächer und Montagen zu basteln, alle ihre Berechtigung: Und zwar bei fortgeschrittenen Anglern, bei Zielfisch-Spezis und bei ausgesprochenen Tüftlern. Na ja, über kurz oder lang entwickelt sich fast jeder Neuling zu mindestens einer dieser Spielarten, am Anfang kann man es sich aber durchaus etwas einfacher machen:


    Schnüre: Starten sollte man zu Anfang mit „monofilen“ Schnüren (aus einem Kunstfaserfaden), diese ist preiswerter und weitaus leichter zu handhaben, was das Aufspulen, das Knoten und nicht zuletzt das Auswerfen betrifft. Sie besitzt darüber hinaus eine gewisse Dehnung , die gerade dem Anfänger beim Drillen größerer Fische zugute kommen kann – man erhält zusätzlichen „Puffer“. Nur wer gleich zu Beginn in die Tiefen des Kunstköderfischens vorstoßen möchte, greift zur ungleich teureren und dehnungslosen geflochtenen Schnur (Multifilament).


    Welche Schnurstärken? Orientieren wir uns an den vorgenannten 2 Ruten und 2 Rollen, müsste man sich für 2 Schnurstärken entscheiden. Besitzen die Rollen jeweils eine Ersatzspule, können schon 4 verschiedene Stärken gewählt werden.
    Für Rolle 1 kann monofile Schnur im Durchmesser von 0,18 bis 0,22 (optimal 0,20) mm empfohlen werden, die Tragkraft solcher Schnüre kann 2 bis 4 kg betragen. Rolle 2 hingegen (man beachte die Zielfische!) wird mit 0,25 bis 0,30 mm (Tragkraft: 4,5 bis 7 kg) bestückt, beim schweren Fischen auch 0,35 mm. Abstufungen sind möglich, wenn man Ersatzspulen einbeziehen kann.
    Das Spektrum 0,20 bis 0,30 mm empfiehlt sich auch deshalb, weil man diese Stärken problemlos knoten kann (weder zu friemelig noch zu steif) und auch sehr gut werfen kann (Perücken vermeiden, aber auch wenig Luftwiderstand).


    Sparen sollte man an Schnüren jedoch nie: An Ihnen hängt der Fisch!!! Das mittlere Preissegment sollte es schon sein – und: Hersteller schummeln gerne bei der angegebenen Tragkraft. Wenige € mehr dürften sich hier bezahlt machen.


    Haken & Vorfächer: Auch hier sei dem Einsteiger empfohlen: Experimente den Fortgeschrittenen überlassen! Vieles spricht fürs Selberbinden der Haken, der eigenen Wahl des Vorfachmaterials und der Verlässlichkeit individuellen Montage - wenn man es kann, und sich seiner Sache sicher ist! Denn gerade Vorfach und Haken sollen die ersehnte Beute festhalten, und das sicher...



    Die kleine Hakenübersicht



    Man sollte zunächst also auf fertig gekaufte Vorfächer zurückgreifen. Stärken, Längen, Hakengrößen und -formen im Angebot sind ungeheuer vielfältig. Häufig weist die Verpackung schon auf die Eignung auf einen Zielfisch hin, was hilfreich ist, leider kann man sich aber nicht immer auf die angegebenen Hakengrößen verlassen - sie können zwischen verschiedenen Herstellern schwanken. Grobe Empfehlung für die ersten Fischzüge: Rute 1 Haken-Gr. 18 - 8, Rute 2 Haken 10 - 2. Das (fertig gebundene) Vorfach sollte etwas schwächer (dünner) als die Hauptschnur ausfallen, von der Tragkraft her aber unbedingt den erwarteten Fischen entsprechen. Die Verbindung zur Hauptschnur stellt man durch einen (sicheren!) Knoten, eine Schlaufe-in-Schlaufe-Verbindung oder (praktisch und empfehlenswert!!) einen kleinen Karabinerwirbel (Tragkraft beachten!) her.



    Wirbel



    Noch weniger Kompromisse sollte man bei Stahlvorfächern für die Raubfischangelei machen: Ohne sich seiner Sache sicher zu sein, und ohne Begutachtung durch einen "Profi" sollte man kein selbst gebasteltes Material verwenden. Das Vorfach muss halten - nicht nur für den Erfolg, sondern besonders auch, um den Fisch zu schützen: Ein durch ein abgerissenes oder durchgebissenes Vorfach verluderter Hecht ist ein Verlust, den man sich und dem Tier ersparen sollte.



    Hallo Angelfreunde,


    ich habe diesen Beitrag von einssiebzig (Max) bearbeitet, da Max ihn nicht mehr zu
    Ende bringen konnte.


    Den Text von Max habe ich so gelassen, wie er war.
    Habe aber die Bilder neu reingestellt, da die alten nicht mehr da waren. Des weiteren habe ich noch
    einige Links zu einigen Themen reingestellt, die den Anfänger auch interessieren dürften.


    Die Marken der Rollen und Ruten sind nicht bindend, da kann jeder nach seinem Belieben verfahren.
    Sind größere Fische zu erwarten, sollte das Gerät eine Nr. größer sein. Beim Meeresangeln sowieso.


    14. 07. 2015, Flunder