Rutenringe auswechseln

  • Moderne Rutenringe haben eine sehr harte Ringeinlage, deren Oberfläche sehr glatt ist. Der Nachteil ist jedoch, dass diese Einlagen spröde sind und auf Stoß empfindlich reagieren.
    Entweder platzt etwas von der Einlage ab und es entsteht eine scharfe Kante, an der die Schnur Schaden nehmen könnte oder die Einlage platzt ganz aus dem Ring.


    Das Erneuern eines solchen Ringes ist gar nicht so schwer.
    Eine kurze Anleitung möchte ich hier vorstellen.


    Teleskoprute:


    Bei einer Teleskoprute sind die Ringe aufgesteckt und verklebt. Ist lediglich der Spitzenring beschädigt, muss nur dieser ausgewechselt werden. Muss ein anderer Ring ausgewechselt werden, so müssen alle Ringe zur Spitze hin ebenfalls gelöst werden.


    Dazu nimmt man ein Feuerzeug und erwärmt VORSICHTIG den Metallring um den Blank. Dadurch wird der Kleber weich und man kann den Ring abziehen.
    Zieht man vorher einen Handschuh an, ist die Gefahr, sich die Finger zu verbrennen, gering. Keine Zange verwenden! Sie kann die Ringe beschädigen.
    Bei dieser Gelegenheit kann man die Rute auch ganz auseinanderbauen, um sie zu reinigen. Durch abschrauben der Kappe am Griffende, kann man nun die Teleskopteile heraus ziehen. Unter lauwarmen Wasser spült man nun Sand und andere Rückstände aus den Teilen. Nach dem Trocknen werden die Teile wieder eingesteckt.


    Die Ringe werden nun mit Heißkleber befestigt. Dazu reicht es, wenn man einen Klebestick mit dem Feuerzeug erwärmt (keine Kerze verwenden, da diese rußt).
    Der Kleber sollte recht flüssig werden. Achtung: Der Kleber fängt auch leicht an zu brennen, deshalb nicht zu heiß werden lassen.
    Kleber auf den Blank geben und den Ring sofort drüber stülpen.
    Ist der Kleber nur noch lauwarm, lassen sich die Reste leicht durch abziehen entfernen.


    Gebundene Ringe:


    Auch hier ist es recht leicht, einen Ring auszutauschen:


    Material:
    Schuhkarton mit Kerben an den Seiten zur Rutenaufnahme (oder ähnlich)
    Heißklebestick
    Feuerzeug
    Bindegarn (spezielles Rutengarn. Zur Not geht auch Polyesterfaden)
    ggf. Ziergarn
    Rutenlack
    Nagellack
    scharfes Bastelmesser
    feines Sandpapier (240er Körnung oder mehr)
    ein Stück Nylonfaden (Monofile Schnur)
    eine kleine Schüssel und ein schweres Buch!


    Zunächst löst man den defekten Ring vom Blank, in dem man mit einem scharfen Bastelmesser zuerst die Lackschicht und dann darunter das Bindegarn durchtrennt. Dabei nicht im spitzen Winkel zum Blank schneiden, um diesen nicht zu beschädigen.
    Das Messer besser im spitzen Winkel zum Ringfuß ansetzen.



    Nachdem man die Schichten durchtrennt hat, kann man Garn und Lack in der Regel recht leicht lösen.


    Der Ring wird dann durch vorsichtiges hin- und her bewegen vom Blank gelöst. Sollte dies nicht möglich sein, dann den Ring mit dem Feuerzeug vorsichtig erhitzen, bis er sich vom Blank löst. Hierbei aufpassen, dass die Flamme nicht an den Blank kommt.


    Klebereste mit dem Sandpapier glätten.
    Die Füsse des neuen Ringes an den Enden schräg anschleifen. So, dass der Übergang zum Blank 'fließend' ist, damit das Bindegarn nicht von der Fußkante rutscht, sondern durchgängig bis auf den Blank gewickelt werden kann.
    P.S.: Danke Norbert, hatte dies vergessen!


    Mit Klebeband die Rute auf dem Tisch fixieren, so das die Ringe nach oben zeigen.
    Heißkleber mit dem Feuerzeug flüssig werden lassen und etwas davon auf den Blank geben. Den neunen Rutenring mit den Füßen nun in die weiche Klebemasse drücken und in eine Linie mit den anderen Ringen ausrichten.
    Mit angefeuchteten Fingern herausquellende Klebemasse andrücken. Dies so, dass die Übergänge von Fuß zu Blank fließend sind.


    Sekundenkleber eignet sich nicht, um den Ring aufzukleben. Bei einem erneuten Austausch kann man den Ring nicht mehr entfernen, da sich der Sekundenkleber auch mit Wärme kaum lösen lässt und die Gefahr besteht, den Blank zu beschädigen!



    Nun legt man die Rute in die Kerben des Kartons oder in eine andere sinngleiche Halterung, um sie hierin drehen zu können. Dies ist einfacher, als die Garnspule um die Rute zu wickeln!


    Um den Faden auf Spannung zu halten, wird er unter einem dicken Buch hindurchgeführt. Die Garnspule legt man am besten in eine kleine Schüssel. So kann die nicht vom Tisch rollen.



    Nun wickelt man das Garn um den Blank, indem man die Rute langsam dreht. Dabei beginnt man immer in der Ringmitte. Das Garnende wird dabei mit eingedreht. Mit dem Fingernagel die Garnwindungen immer wieder zusammenschieben, so dass das Garn eng an eng anliegt.
    Nachdem man kurz vor dem Ende der Wicklungen ist, wird mit einem Stück Monofiler Schnur eine Schlaufe mit eingewickelt. Das Garnende wird anschließend durch die Schlaufe gesteckt und die Schlaufe zieht man dann heraus, so dass das Garnende unter den Wicklungen hindurch gezogen wird. Dadurch wird die Bindung knotenlos verfestigt.


    Im Anschluss wickelt man den anderen Ringfuß ein.



    Die Garnenden werden mit einem scharfen Messer abgetrennt. Dabei soll die Schnittkante mit der Windung bündig sein.


    Bevor man nun den Bindelack aufträgt, die Bindung kurz über die Flamme eines Feuerzeuges drehen. Dadurch werden abstehende Fasern entfernt und der Lack liegt glatt auf.


    Nun mit den Bindelack mit einem Pinsel in mehreren Schichten auftragen. Bei einfarbigen Bindungen (meist mit schwarzem Garn) kann man schwarzen Lack auftragen.
    Nachdem dies durchgetrocknet ist, mit klarem Nagellack zwei bis drei weitere Lackschichten auftragen, bis die Oberfläche glatt und dick genug ist.
    Fertig!!!!


    Soll die Farbe des Garns erkennbar bleiben oder hat man mehrfarbige Garne verwendet (Zierbindungen), so verwendet man durchsichtigen Bindelack.
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    Nach 2-3 durchgeführten Bindungen wird man immer besser und kann kaum Unterschiede zur Originalbindung feststellen. Man kann dann sogar Ziergarne mit einbinden.


    Kogha 'Do ist yourself' Bindegarn


    Bindelack

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    Tipp zum Halten der Garnrolle von The_Duke:


    Hab mich ja selber mal ne Zeit lang mit Rutenbau beschäftigt.
    Zum Straffhalten des Wickelgarns eignet sich so ein Bobbin-Holder (für Addi: Spulenhalter :-D)
    aus der Fliegenbindewerkstatt hervorragend!


    Hier ein Bild:



    Gemeint ist das Werkzeug Nr.2. Preis: 1,75€
    Nr.1 ist eine Spulenhalter mit Daumenplatte
    Garnspule zwischen die Klemmbacken spannen, Garn NICHT durch das Röhrchen führen,
    sondern frei von der Rolle laufen lassen.
    Spulenhalter mit einem Nagel zwischen den Spannschenkeln auf einem Holzbrett befestigen.


    Bein Abziehen des Bindegarns wird dieses durch die Klemmbacken immer auf gleichem Zug gehalten
    und die Ringwicklung sitzt schön straff auf dem Ringfuß und dem Blank.
    Sollte in keiner kleinen Reparaturwerkstatt für Ringe fehlen ;)

    Ich freue mich, wenn es regnet.

    Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch.


    Karl Valentin, deutscher Humorist * 4.Juni 1882; † 9.Februar 1948

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