[autor=The_Duke]23. Mai 2005 20:11[/autor]
Originaltitel: "Ostsee über Ostern"
So...hier nun der Bericht meiner Ostseetaufe samt stattgefundener Hochzeit ...hat etwas gedauert, aber besser spät als nie
Am Karfreitag kurz vor Mitternacht gings los Richtung Norden. Unser Ziel hieß Grömitz und zwischen uns und diesem Ziel lagen etwa 960km.
Karsamstag, der 26.03.
Nach ca. 11 Stunden verließen wir bei Neustadt die Autobahn um gleich bei Angel-Kalle einen Besuch zu machen, schließlich hatte ich ja von zu hause aus telefonisch Wattwürmer bestellt. Ostern sollte schließlich angeltechnisch nicht ungenutzt an uns vorüber ziehen!
Schnell noch einen Abstecher zum Hafen um mal einen Blick dort in die Runde zu werfen.
Dort sollte ja am 31.03. auf einem alten Segler geheiratet werden...doch dazu später mehr.
Weiter nach Grömitz, genauer gesagt nach Suxdorf, welches wir auch nach einiger Suchzeit gefunden haben. Alles raus aus dem Auto und in die wirklich schöne und große Ferienwohnung geschleppt (die Wohnung hatte 100m², Platz für 8 Leute und ist wirklich günstig. Haben für 4 Personen 32 Euro pro Nacht bezahlt. Falls Interesse besteht, einfach PN wegen Telefonnummer an mich), dann nochmal schnell bei strömendem Regen los ein paar Dinge einkaufen....das mit dem "schnell" klappte nicht so ganz, da scheinbar tausende von Leuten Angst hatten, daß nach Ostern das Einkaufen verboten wird. Es war die Hölle!
Nachdem ich alles Wichtige und Unwichtige ohne schwerere Verletzungen eingekauft hatte, mein Auto ohne Beule aus dem Parkplatz-Chaos gemogelt hatte, gings für nen kurzen optischen Abstecher zur Seebrücke. Ostersonntag wollten mein Bruder, meine beiden Neffen und ich dort zum ersten Mal ostseeanglerisch angreifen. Es regnete in Strömen, mein Regenzeug lag trocken in der Ferienwohnung aber egal....schnell vor auf den Brückenkopf und wieder zurück. Entlang meiner Wirbelsäule bahnte sich ein Regenwasserrinnsal seinen Weg in Richtung Unterhose, versickerte eiskalt im Bereich meiner Lendenwirbelsäule in der Arschfurche, um dann ein Stückchen unterhalb wieder in der Gegend der "Juwelen" als lauwarmes Rinnsal wieder hervorzukommen....aber es gibt Dinge, die einfach sein müssen!
Ostersonntag, der 24.03
Nach dem Frühstück gings ans Gerödelrichten. Die 3,30m-Ruten sollten von der Brücke reichen. 18 Uhr sollte Treffpunkt bei mir sein....mein Bruder und meine Neffen waren natürlich ne halbe Stunder früher da, klar das ich auch früher fertig war!
Los gings und auf der Brücke erwartete uns ein 5°C kalter Nordostwind von 6-7, der den Wellen weiße Kronen verpasste. Auf der unteren Plattform schlugen in unregelmässigen Abständen die Wellen von unten durch die Gitter und sorgten für geysirartige Schauspiele. Das Fischen von dort hätte mit Sicherheit für eine 6°C kalte Hodendusche mit Ostseewasser von unten gesorgt.
Als Binnenländler machte der Wind uns doch zu schaffen und wir mussten folgende Verluste durch den Gott des Windes beklagen:
1 linken Handschuh (mein Neffe)
1 Handtuch (ich)
1 halbvolle Tüte Gummibären (Bruder)
Das war aber alles egal, den wir haben sehr gut gefangen! Platte (viele kleine aber auch größere, wobei die Größte 46cm hatte), sehr viele Dorsche, aber 90% untermaßig, sprich unter 40cm. Oft waren beide Haken besetzt, wobei uns die Bisserkennung bei dem Wind Schwierigkeiten machte, aber es hat Spaß gemacht. Ach ja....da war dann dieses glitschige Vieh, von dem ich zuerst nicht wusste was es ist und sich dann als 48cm Aalmutter entpuppte. Wie kann ein Fisch nur so schleimig sein!
Dies war wettermässig der gröbste Tag auf der Brücke, da ab Dienstag dann schönes Wetter aufkam und auch blieb. Hier noch was Buntes dazu:
Die Seebrücke bekam öfters von uns Besuch, auch weil man dort oft nette andere Angler antraf und es meist viel zu lachen gab, besonders als ich nen 30cm Seeskorpion übers Geländer holte. Den ersten Griff nach ihm ohne Handschuh habe ich schnell bereut. Mit Neoprenhandschuhen gings dann, aber als ich ihm dann vom Haken befreien wollte und er sich mit seinem Riesenmaul meinen Zeigefinger schnappte und partout nicht mehr loslassen wollte, machte ich mir Sorgen um einen anderen Angler aus Hamburg, der vor lauter Lachen kurz vorm Lungenkollaps stand. Hier ein Bild von dem Stachler:
Dienstag gings dann nach Neustadt um noch einige organisatorische Dinge bezüglich der bevorstehenden Hochzeit abzuklären. Besuch beim Standesamt ob alles klar ist, Friseurtermin nochmal bestätigen, Blumenschmuck noch endgültig bestellen, einen Blick auf den Segler werfen, wo wir getraut werden sollten...und ein paar Würfe mit dem Heringspaternoster machen. War aber nicht so dolle mit Heringen, nach einer Stunde belief sich die Ausbeute auf ganze 6 Heringe, die aber Abends lecker in der Pfanne brutzelten!
31.03.2005 Hochzeitstag!
Ein Tag voller Hektik und Nervosität von weiblicher Seite und als ich dann morgens gegen 10 Uhr laut nachdachte, daß ich ja noch gut 1 oder 2 Stündchen zum Fischen gehen könnte, da die Trauung ja schließlich erst um 14 Uhr sei, stand ich kurz vor meiner Steinigung durch weibliche Hand! Na gut, dann halt ne ruhige Ecke suchen und ein paar Seiten lesen.
Um 11:30 Uhr dann zum ersten Mal die Frage, wann ich mich denn umziehen wolle...diese Frage wurde mir dann im Viertelstundenrhythmus gestellt und um 12:45 Uhr gab ich nach....
Um 13:10 Uhr Treffen und Versammlung im Hof vor unserer Ferienwohnung zwecks gemeinsamer Fahrt nach Neustadt. Schon komisch, daß mindestens 40% der Leute dann doch nochmal pinkeln mussten. Im Konvoi von 8 Fahrzeugen fuhren wir los und 7 Fahrzeuge kamen an, weil irgendeine Flachbirne ne "Abkürzung von früher" kannte, nur war da "früher" keine Baustelle. Er schaffte aber doch noch und rollte unter dem Gekeife seiner Frau doch noch in den Hafen ein. Er wurde dann feierlich auf "McKlugschiss" getauft.
Dann alle rauf aufs Schiff, wobei sich einer meiner Neffen innerhalb von 10 Minuten die Finger in einer Luke klemmte und dann noch am heissen Ofenrohr des Kanonenofens verbrannte, was sicherlich in ganz Neustadt zu hören war. Das war dann auch der Moment, als mich mein Trauzeuge fragte, welche Drogen ich genommen habe, damit ich so ruhig bleibe.
Die Trauung verlief in lockerer Atmosphäre, da die Standesbeamtin das absolut unverkrampft und humorvoll gemacht hat. Hier dazu ein paar Bilder:
Da unsere Kleidung doch etwas außergewöhnlich war, sorgten wir für einiges Aufsehen bei den Passanten und auch bei den Autofahrern auf der nahen Hauptstrasse und nur zwei geräuschvolle Vollbremsungen verhinderten mögliche Auffahrunfälle. Irgendwann tauchte dann auch die lokale Presse auf und bat um ein kurzes Interview samt Fotos, was zur Folge hatte, daß wir Sonntags halbseitig im Lokalteil der Lübecker Nachrichten zu bewundern waren. Hier noch ein Bild von uns auf Deck:
Anschließend gings wieder von Neustadt nach Grömitz um zu feiern. Die Feier fand direkt an der Strandpromenade bei der Seebrücke statt und zwar im "Klabautermann". Absolut zu empfehlen! Leckeres Essen, schönes Ambiente, prima Service, zivile Preise und ein grandioser Blick auf die Ostsee!
Jetzt noch ein paar Bemerkungen zu meinem zweiten Hauptziel (nach der Hochzeit ;))...der Jagd nach der Meerforelle!
Gleich mal vorneweg...es hat nicht geklappt, was mich aber nicht sonderlich traurig macht. Ich hatte ein paar sehr schöne Stunden in der Ostsee, habe ein paar sehr schöne Fleckchen kennen gelernt und Dorsche an der Spinnrute sind auch sehr spannend!
Zugegeben...nach ner Dreiviertelstunde in der Ostsee, wurde es doch ganz schön frisch ums Gemächt, aber so mitten im Wasser zu stehen und sich von den Wellen schaukeln zu lassen, war schon ein besonderes Erlebnis, insbesondere wenn man nur das Waten in Flüssen und Bächen kannte!
Weit in der Ostsee zu stehen, nur den Blick nach vorne über das schier unendliche Wasser zu richten, die "feste Welt" (sprich das Ufer) hinter sich zu lassen...mal ganz ehrlich...das hat mich schon sehr beeindruckt und hatte etwas ehrfürchtiges, besonders Abends in der Dämmerung….
Was mich sehr angenehm überrascht hat war, daß alle Angler die ich am Wasser getroffen habe sehr freundlich und geduldig auf meine Fragen geantwortet haben, nachdem ich mich als Anfänger geoutet hatte! Es gab Tipps zur Köderfarbe, Gewicht, Führung, Uhrzeiten und erfolgversprechende Wetterbedingungen.
Einer schenkte mir spontan einen schwarz/roten Blinker, da ich nichts vergleichbares in meiner Box hatte und prompt fing ich damit meinen ersten Dorsch auf Spinnrute! Auch wenn dieser untermaßig war, werde ich dieses Erlebnis sicherlich nie vergessen! Falls dies der edle Spender zufällig lesen sollte (hab vergessen zu fragen obs ein Boardie war), nochmal meinen herzlichen Dank an ihn! Das war auf dem Surferparkplatz bei Dahme in Richtung Leuchtturm und zwar gegen Abend.
Mit der Fliege hatte ich es auch gleich zu Anfang einen Abend versucht, musste aber abbrechen, da die Schleimbeutelentzündung in meinem rechten Schultergelenk wohl doch noch nicht ausgeheilt war und meine Wurfversuche mit links glichen mehr spastischen Zuckungen und hatten nichts mit Fliegenfischen zu tun....
Meinen herausragendsten Tag in punkto Fangergebnis hatte ich übrigens auf der Seebrücke in Grömitz. Am Tag zuvor standen dort zwei Angler auf der unteren Plattform und fingen gar nicht weit draußen satt Dorsche auf Wattwurm. Ich dachte mir, daß ich die Wurfweite auch mit der Spinnrute schaffe und plante einen Versuch für den nächsten Abend.
Ich hatte inzwischen meine Ködertasche bei Kalle in Neustadt adäquat aufgefüllt (und meinen Geldbeutel im gleichen Maße geleert) und entschied mich auf der Brücke für einen rot/schwarzen Hansen Flash.
Gleich der zweite Wurf brachte einen Zupacker, den ich aber nicht verwerten konnte, da ich noch nicht so ganz konzentriert war, aber dann gings wirklich los! Innerhalb knapp zwei Stunden fing ich 15 Dorsche, wovon 6 untermaßig (unter 40cm) waren. Die anderen 9 waren gut über 40cm und der Größte maß immerhin knapp 50cm! Ich muss zugeben, daß es nicht einfach war aufzuhören, aber es musste sein, da ich keine Einfriermöglichkeit hatte und ich noch mehr Fisch nicht mehr mit Sicherheit sinnvoll hätte verwerten können.
Einer der Dorsche rächte sich an mir, indem er mir seinen ekligen Mageninhalt, bestehend aus Seeringelwürmern und einem Sandaal, in die linke Tasche meiner Baleno-Jacke kotzte und mir gleichzeitig auf die Hose geschissen hat...ich war begeistert! Von da an habe ich sehr darauf geachtet, daß die Klappe stets über der Tasche und nicht in der Tasche war, zudem trug ich dann immer eine Regenhose auch wenn es nicht regnete....
Die Dorsche haben gebraten so was von lecker geschmeckt...zwei habe ich gleich zum Frühstück am nächsten Tag verhaftet.
Jetzt noch einen Tipp für diejenigen, die nach dem Fischen auf dem Nachhauseweg plötzlich vom Hunger überfallen werden und sich zufällig in der Nähe von Neustadt oder Grömitz aufhalten.
Direkt an der Bundestrasse zwischen Neustadt und Grömitz auf der Höhe von Brodau steht die Gaststätte "Brodauer Mühle", direkt beim Golfplatz (hat aber mit diesem nichts zu tun!).
Waren dort zweimal futtern und wir haben für kleines Geld sehr gutes Essen bekommen!
Das Pächterpaar hat diese im März neu übernommen und der Chef (ist auch der Koch) ist selbst leidenschaftlicher Angler und einem netten Schwätzchen nicht abgeneigt. Dort liegen auch zur zur Lektüre fast sämtliche Angelzeitschriften aus. Ist sehr gemütlich dort drinnen.
Ich hoffe nicht, daß das unter unerlaubte Werbung fällt.
Resümierend kann ich sagen, daß es mir dort in Ostholstein sowohl landschaftlich (wir sind viel unterwegs gewesen) als auch fischereilich außerordentlich gut gefallen hat und ich war ganz sicher nicht zum letzten Mal dort. Vermutlich werde ich Anfang November nochmal für ne Woche auftauchen
So...und jetzt hoffe ich, daß das mit den Bildern auch klappt