- Offizieller Beitrag
Hallo Angelfreunde,
heute in einer norddeutschen Zeitung (Norddeutsche Rundschau)
zu lesen:
"Unsere Kunden sind keine Millionäre." Die höheren Preise für seine Kutterfahrten machen sich für Kapitän Claus Lutz bereits bemerkbar: Es gibt weniger Buchungen. Foto: staudt
Treibstoffkosten und Steuererhöhung zwingen Reeder zu drastischen Preissteigerungen / Klage über bürokratische Hürden für Touristen
Eckernförde. Lautes Kompressor-Dröhnen lässt die "MS Simone" vibrieren. Ein Zeichen dafür, dass es bald wieder losgeht: Der Angelkutter von Kapitän Claus Lutz wird in einer Werft im Eckernförder Binnenhafen für die Saison fit gemacht. Eine Saison, von der unklar ist, wie sie laufen wird. Denn hohe Treibstoffpreise und die leidige Bürokratie machen den Angelfahrten-Anbietern das Leben schwer. Zum 1. Januar ist der Mehrwertsteuersatz für Ausflugsschiffe von sieben auf 19 Prozent gestiegen.
Die Reeder sehen nur eine Möglichkeit, gegenzusteuern: "Ich hatte den Preis wegen der hohen Dieselpreise gerade erst angehoben, dann kam die Nachricht über die Steuererhöhung", sagt Lutz. 38 Euro werden jetzt für eine zehnstündige Ausfahrt fällig, inklusive Mittagessen. Im vergangenen Jahr waren es noch 29 Euro. Auch andere Anbieter mussten ihre Preise erhöhen.
Schon jetzt bekommt der 61-Jährige die Folgen zu spüren: Die Nachfragen von Vereinen für Charterfahrten, im Frühjahr die Haupteinnahmequelle für die Kutterbetreiber, sind schon deutlich zurückgegangen. "Unsere Kunden sind nun mal keine Millionäre. Für die ist es immer noch ein Hobby." Wie sich die höheren Preise wirklich auswirken, wird wohl erst im Sommer deutlich, wenn die Tagestouristen kommen.
Die Angler ärgern sich sowieso schon über steigende Kosten: Mit dem neuen Landesfischereigesetz wurde Ende 2011 eine Fischereiabgabe für Bürger anderer Bundesländer beschlossen. Für jeden, der in Schleswig-Holstein angeln will, werden künftig zehn Euro pro Jahr fällig - auch wenn er in Besitz eines Angelscheins ist und zu Hause die Fischerei abgabe bezahlt hat. Bislang mussten nur Urlauber ohne Angelschein aus anderen Bundesländern zahlen. Die Kutterbetreiber ahnen jedoch bereits Probleme. Denn vermutlich müssen Angler ihren Schein beim Ordnungsamt kaufen. "Am Wochenende sind die dicht und die Touristen aufgeschmissen", befürchtet Kapitän Lutz. "Wenn wir in dänische Gewässer fahren, kann ich einen meiner Blanko-Bögen ausfüllen und die Gebühr an Bord einziehen. Das geht bei uns nicht."
Insgesamt sind Kutterfahrten in Schleswig-Holstein zu einem teuren Vergnügen geworden, rechnet Willi Lüdtke vor. Er hat zwei Kutter auf der Insel Fehmarn und ist Vorstand des Verbands der Bäder- und Hochseeangelschiffe. "Zu Fahrpreis und Fischereiabgabe kommen gestiegene Kosten für die Anfahrt, vor allem für Kunden aus anderen Bundes ländern, und gestiegene Parkgebühren. Wenn ich Angler wäre, würde ich mir das bei den Kosten ehrlich gesagt überlegen." Heinrich Stemmer, engagierter Vereinsangler und Stammkunde auf der "Simone" von Claus Lutz, vermutet, dass künftig viele Schleswig-Holstein links liegen lassen werden und gleich nach Dänemark durchfahren. "Für das, was eine Familie hier für ein Kutterwochenende mit Übernachtung bezahlt, bekommt man in Dänemark im Herbst eine Woche im Ferienhaus inklusive Kutterfahrten.
20 Hochseekutter sind an der schleswig-holsteinischen Ostseeküste noch übrig. "Wir hatten allein in Eckernförde mal fünf Schiffe", erinnert sich Lutz. Jetzt ist nur noch die "Simone" übrig. Vor allem jüngere Kollegen denken ans Aufhören, sagt Verbandsvorstand Lüdtke. "Wenn bei einer 70- bis 80-Stunden-Woche am Ende nichts übrig bleibt und man nichts sparen kann, lohnt es sich einfach nicht. Wenn dann mal etwas kaputt geht, ist es ganz aus."
Mit Petri Heil
Flunder