Was können Fische?

  • Können Fische sich verständigen, wenn ja, können es alle Arten gleichermaßen?

    Mir kam die Frage schon häufiger in den Sinn, gerade heute wieder einmal. Aus meinem Gartenteich wollte mir mein Nachbar von den vielen kleinen Goldfischen des letzten Jahres 20 Stück abnehmen. So ließ ich einen Kescher in 30 cm tiefes Wasser und streute Teichfutter auf die Wasseroberfläche, in kurzer Zeit schwammen einige kleine Fische über dem Kescher, ich hob ihn an und hatte die ersten 12 Fische für den Teich des Nachbarn. Nach erneutem Absenken des Keschers waren keine Fische mehr dazu zu bewegen über den Kescher zu schwimmen. Obwohl das Futter überall war und überall gefressen wurde, aber über den Kescher schwammen sie auch nach einer halben Stunde nicht mehr.

    Mit einem tollen Streamer fing ich zwei wunderbare Forellen kurz hintereinander. Obwohl ich immer wieder Forellen ausmachen konnte waren an dieser Stelle des Baches keine Forellen mehr mit diesem Streamer zu fangen, auch nach Tagen und Wochen nicht mehr.
    3 Kilometer stromab warf ich diesen Streamer unter eine Böschung aus, kaum sank er ab, biss meine bis heute noch größte wildlebende Bachforelle an (49,5 cm). Auch der nächste Wurf zum jenseitigem Ufer brachte einen tollen Drill, leider konnte ich die Forelle jedoch nicht landen. Danach ging bis zum Abend nichts mehr. Auch in den nächsten Tagen konnte ich mit diesem Streamer nichts mehr ausrichten, jedoch landete ich mit einer Trockenfliege noch einige Forellen an dieser Stelle in meinem Urlaub. Auch ein Bachsaibling (41cm) wurde Opfer meiner Palmer.

    Vor einigen Tagen, in meiner Kühltruhe befand sich keine Forelle mehr, suchte ich einen Forellensee auf, um mir wieder einen Vorrat einzufrieren.
    Mit Spirolino und diesem besagten Streamer bewaffnet war der erste Wurf von Erfolg gekrönt. Der dritte Wurf brachte die zweite Forelle. Einem anderen Angler blieb der Mund offen stehen, er war schon seit Stunden dort und hatte keine Forelle gefangen. Ich angelte weiter, jedoch ohne Erfolg. Nach 3 Stunden packte ich ein, außer ein leichtes Zupfen an dem Streamer habe ich nichts mehr bemerkt.
    Auch heute war der Vorrat in meiner Kühltruhe mittels Streamer nicht zu füllen, obwohl recht gut gefangen wurde( mit Paste), ging ich leer aus.

    Wie verständigen sich die Fische? Wie sonst kann es sein, dass ein Köder sofort genommen wird und nach einem Erfolg von anderen Fischen gemieden wird? Es wird eine Verständigung geben, die wir noch nicht erfahren haben.

    Das Verhalten der Fische ist jedoch keines Falls gleich. Im Atlantik gibt es den Gallo, aus der Familie der Drückerfische. Ihn gefangen, vom Haken gelöst und in die Freiheit zurückgesetzt, sollte man vorher andere Angeln aus dem Wasser nehmen, denn er schieß sofort auf den nächsten Köder los und sitzt an der nächsten Angel.
    Auch das Verhalten des wunderschönen in vielen Farben schillernden bis zu 2 Meter langen Dolphin ist sehr eigenartig. Selten zieht er allein und hat man ihn an der Angel sollte man ihn nicht gleich ins Boot nehmen, denn in kurzer Zeit sind seine Artgenossen zur Stelle, schwimmen neben dem gehakten Fisch und würden sofort auf einen zweiten Köder beißen.
    Ich beobachte gern das Verhalten von Fischen, sollte euch etwas auffallen, oder etwas aufgefallen sein, schreibt doch eure Beobachtung mal auf.

  • das ist ein schönes thema das du da aufgeworfen hast

    ich habe da auch schon die verschiedensten beobachtungen gemacht.
    nicht zuletzt bei fischen die in gruppen unterwegs sind scheint die kommunikation schon sehr verblüffend
    etwa bei barben zum beispiel, da hat die sinkschnur nur eine gestreift ... fertig aus, alle weg (also nie mehr sinkschnur für sowas ...)

    oder bei döbeln, bei grossen, da gibt es manchmal das phänomen dass die den gehakten kumpel begleiten, seite an seite, man könnte sagen sie helfen ihm sogar vom haken zu kommen, beidseitig flankierend, als stütze sozusagen um sich auszuhebeln ... und erfolgreich!

    aber es gibt auch verschiedene individuen ...
    etwa bei bachforellen
    da ist ein kumpel mal fast verzweifelt.
    der wollte eine grosse mit dem spinner fangen (die er gesichtet hat)
    die hat kein interesse gezeigt, respektive kam nicht dazu
    denn eine untermassige ist ihm wiederholt auf den haken gegangen ...
    zurückgesetzt ... bam, wieder drauf, und wieder ...
    er hat die dann versucht ein stück weg zu bringen
    aber die ist wieder her geschwommen und hing ...!
    ..das maul war schon ganz ausgefranst, da hat er besser aufgehört ..

    fische aus der zucht verhalten sich meist auch ganz anders als wild aufgewachsene

    bei uns menschen ist das ja ähnlich
    von derselben "rasse", oder aus dem urwald ...
    die begeistern sich auch nicht auf gleiche art für das selbe ...
    vorsichtig gesagt, ganz egal ob sie genetisch eigentlich von der gleichen "rasse" sind ...

    aber die kommunikation unter fischen ist schon faszinierend!

  • Hallo,

    zum Fressverhalten von Karpfen bei Beobachtungen mit Polarisationsbrille im sommerlich warmen, flachen Wasser und auch sonst beim Karpfenangeln habe ich verschiedene Wahrnehmungen gehabt und daraus für mich eine Theorie entwickelt.

    Beim Füttern mit Partikeln und Weichfutter im Sichtbereich versammeln sich sehr schnell Plötzen und Rotfedern sowie kleine Bleien und Güstern am Futter. Bei weiterem Einwurf von Partikeln auf dieselbe Stelle (1,5-2 m Wassertiefe) kommt kaum noch Futter bis zum Boden. Die Plötzen und Rotfedern schnappen sich ab der Oberfläche alle maulgerechten Brocken des Futters (Weizen, Hanf, Graupen, Würmer) zum Teil auch schon Mais. Nur noch richtig große Stücke (Mais Frolik, Kartoffeln, Tauwürmer, Wutterballen, Boilis) gelangen zum Grund, dort werden sie dann auch von den Weißfischen umringt und bearbeitet.

    Stücken von denen sich kaum etwas ablösen lässt werden nach einiger Zeit nicht mehr beachtet. Mit der Zeit und weiterem Futtergaben erscheinen zunehmend größere Bleien am Futterplatz, die aber nur sehr gelegentlich ein Futterstück testen und zwischendurch große Kreise schwimmen.

    Wenn dann Karpfen an dem Futterplatz erscheinen schwimmen diese auch in größeren Kreisen auf dem Platz umher und treiben Teilweise die Weißfische von Futterstücken davon um diese zu testen, wenn Futtersteile als nicht essbar erscheinen bleiben diese liegen und werden von anderen nachfolgenden Karpfen immer nur sehr kurz beschnüffelt, getestet um sie dann auch liegen zu lassen.

    Wenn beim Auslegen von Partikeln oder Boillie einige Bisse zu bemerken waren und dann keine Bisse mehr erfolgen hilft oftmals eine Neubeköderung der Haken um wieder zu Anbissen zu kommen.

    Ein Artikel in eine Angelzeitschrift berichtete von einem Experiment mit einem Barsch in einem Aquarium. Der Barsch wurde mit Guppy Weibchen gefüttert. Dann wurde eine Glasscheibe als Trennwand in das Aquarium eingesetzt und hinter die Scheibe ein Guppy Weibchen gesetzt. Der Barsch griff immer wieder dieses Guppy Weibchen an und versuchte es zu fressen. Zwischendurch wurde er auch immer wieder mit anderen Guppy Weibchen gefüttert die er auch alle auffraß. allmählich stellte der Barsch seine Angriffe auf den Fisch hinter der Scheibe ein. Als er nicht mehr auf dieses Guppy Weibchen reagierte wurde unter Beobachtung zeitweise die Trennscheibe entfernt und beide Fische schwammen frei in dem Aquarium herum. Nach Abtrennung wurde der Barsch wieder mit Guppy Weibchen gefüttert.
    Das Experiment wurde dann ohne Trennscheibe mit Fütterung fortgesetzt. Die beobachtenden Forscher waren selbst nicht mehr in der Lage die einzelnen Guppy Weibchen zu unterscheiden,
    Nach weiteren Fütterungen gab es immer neben dem Barsch ein nicht aufgefressenes Guppy Weibchen im Aquarium. Auch bei sehr geringer Fütterung blieb es bei diesem einen kleinen Fisch der mit dem Barsch zusammen im Aquarium herumschwamm.

    Die Schlussfolgerung lautete, der Barsch hat gelernt dass dieses Guppy Weibchen nicht essbar ist.

    Ganz anscheinend haben Fische also sehr, sehr genaue Möglichkeiten zur Unterscheidung und auch eine ausgeprägte Gedächtnisleistung um die Wahrnehmungen zu Speichern.

    Die sogenannte Blechmüdigkeit (Kunstköder) der Raubfische ist so zu erklären, neue Kunst Köder Entwicklungen werden angenommen und natürliche Köder sowieso.

    Zu der abschreckenden Wirkung von Ködern auf verschiedene Karpfen kann ich mir chemische Schreck Stoffe vorstellen die beim Probieren der Köder auf nichtfressbar erscheinenden Gegenständen haften bleiben. Dazu sind bei Tieren nur geringste Stoffmengen notwendig um Botschaften zu übermitteln, eine Parallele dazu gibt es mit den Paarungs Lockstoffen der Schmetterlinge die auch über sehr große Entfernungen in geringsten Mengen noch wahrgenommen werden.
    Auch Wahrnehmungen in anderen als uns geläufigen Licht-und Farben-Bereichen ( Infrarot und Ultraviolett) sind sehr stark anzunehmen.

    Gruß Haui006

    bergziege

    Viele Dinge im Schwarmverhalten sind sehr wahrscheinlich mit dem weitaus schnelleren Reaktionsvermögen vieler Tiere zu erklären.

  • Hallo,

    was Fische können und wie Clever oder Dumm die sind ist eine intressante Frage. Ich denke es gibt da solche und solche :)

    Bei meinem Aquarium konnte ich z.B. feststellen das es Fische gibt die mich bzw. die Futterdose erkennen und drauf reagieren. Andere scheinen gleichgültiger oder Dümmer zuseien. Ich konnte z.B. beobachten das einige Fische der Futterdose folgten wenn ich diese vor dem Aquarium von Links nach Rechts /oben nach unten usw. bewegt habe. Mit anderen Gegenständen hat das leider nicht so gut geklappt . Andere haben zumindestens darauf reagiert wenn ich ans AQ herangetreten bin, und andere Menschen ignoriert. Wir können also festhalten das zumindestens meine Skalare und Fadenfische clever genug waren mich bzw. die Futterdose mit der Fütterung in Verbindung zu bringen.

    Meine neuen Skalare scheinen übrigens deutlich dümmer oder gleichgültiger zuseien :) Vieleicht sind die auch schlauer als ihre Artgenossen, merken sie doch das es so oder so fressen gibt auch wenn sie mich nicht beachten.

    Das es manchmal Forellen gibt die sich standhaft weigern sich fangen zulassen kenne ich von Sabo, erstaunlicherweise ist es meist eine bestimmte Forelle die den ganzen Tag in einem begrenzeten Areal war, sich einfach nicht fangen lassen wollte, egal von wem, egal womit :)

    Fische kommunizieren meines Wissens nach übrigens über Geruchsstoffe die ans Wasser abgegeben werde, sowie Schallwellen und [url=http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,272618,00.html]Fürze.[/url]
    [url=http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,272618,00.html][/url]
    [url=http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,272618,00.html] Mfg[/url]
    [url=http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,272618,00.html][/url]
    Daniel

  • Sehr interessante Beiträge, danke. Die Nummer mit dem Barsch und der Glaswand ist echt erstaunlich. Also sind zumindest einige Fischarten lernfähig.

    Wie aber vermitteln sie ihre Erkenntnisse anderen Artgenossen. Ich komme nochmal auf mein Erlebnis mit dem Streamer zurück. Als ich die große Bachforelle fing, konnte ich erkennen, dass auch andere Forellen sich auf den Streamer stürzen wollten. Diese Forellen bissen bei späteren Würfen jedoch nicht mehr an. Das alleinige Sehen von anderen Forellen, dass eine Forelle gefangen wird kann es schlecht sein, denn das würde voraussetzen, Forellen können sich unter „gefangen werden“ etwas vorstellen. Woher sollten sie es kennen? Es muss also ein Gefahrensignal geben, welches von der gehakten Forelle ausgeht. Zudem kommt noch, dieses Signal muss in der Kommunikation meinen Streamer als Gefahr mit einbeziehen. Anders kann man es nicht erklären, dass Minuten später eine angebotene Trockenfliege genommen wird.

  • Zitat

    Original von Danielsu83
    Fische kommunizieren meines Wissens nach übrigens über Geruchsstoffe die ans Wasser abgegeben werde, sowie Schallwellen und Fürze

    ich habe mal gelesen das kleinfische wenn sie gefangen oder von einem hecht oder barsch atakiert werden, geruchsstoffe abgeben die die anderen fische warnen
    das würde auch den vorfall mit den goldfischen erklären

  • Also ich habe absolut keine Ahnung, das vorweg, aber mein Bauchgefühl sagt mir dass das etwas zuviel ist, was den Fischen zugetraut wird.

    Grundsätzlich besteht ein Unterschied zwischen Instinkt und Verstand, letzteres einhergehend mit einem Bewusstsein, welches soweit ich weiß nachgewiesenermaßen nur Wale, Delphine und Elefanten besitzen.

    Das wiederum sagt aus, dass diese Tiere die einzigen neben dem Menschen sind, welche sich bewust sind sterben zu müssen. Siehe Elefanten- und Walfriedhöfe.

    Eine Forelle, ein Barsch oder was auch immer, hat somit kein Bewusstsein, dass ihn etwas "töten" würde, sicherlich aber kann ein Fisch eine Assoziation zwischen Ereignis und eventuellem Fluchtreflex bilden.
    Beispiel: Der Streamer "klatscht" ins Wasser, ein Fisch schwimmt panischer als sonst.. also eine veränderte Situation... und vielleicht merken Sie dass ein Standorttreuer Fisch nicht mehr da ist, den Instinkt vor Feinden zu flüchten haben sie ja... Die Summe aus diesen Eigenschaften bewirkt vielleicht, dass mancheiner denkt, ein Fisch habe einen Verstand.

    Auch die Futterdose am Aquariumglas ist eher auf Pawlow zurückzuführen.. wie man weiß hat er einen Hund mithilfe einer Klingel zu "Speichelfluss", sprich "es gibt Futter" dressiert.. Reiz und Reaktion.
    Die Futterdose am Glas ist hier ein Reiz, die Reaktion ist "es gibt Futter".
    Die Person vor dem Glas wird ganz sicher nicht erkannt, die Bewegung aber vorher zur Futterdose vielleicht schon. Reiz und Reaktion halt.

    Das Kurzzeitgedächtnis eines Goldfissches beträgt erwiesenermaßen nur wenige Sekunden..dann ist alles wieder vergessen.
    Warum sollte nun also eine Forelle oder ein Barsch in der Lage sein, sich komplexe Zusammenhänge merken zu können, diese auf das eigene "Bewusstsein" zu übertragen und dann noch schlussfolgerichtig alle Artgenossen unter Wasser auf welche Art auch immer zu warnen.. "Vorsicht, schwarzer Streamer, nicht fressen, Gefahr!!" .. nein, das kann ich mir nicht vorstellen.

    Zugegeben, eine Art "Adrenalinausstoß" des gehakten Fisches kann ich mir schon vorstellen der wiederum instinktiv von den anderen Artgenossen als Gefahr aufgenommen wird.

    Dass eine Fliege genommen wird statt dem Streamer halte ich für einen Zufall.

    Schischi

    Fange nie an aufzuhören, und höre nie auf anzufangen!

    Einmal editiert, zuletzt von Schischi (4. April 2012 um 14:51)

  • Mit diesem Thema habe ich mich auch noch nicht so sehr beschäftigt, doch Beobachtungen vor allem am FoPu konnte ich schon einige machen:

    Mein Kumpel und ich waren letztes Jahr an einem FoPu in der Nähe von Eberbach und es war auch ein sehr heißer Sommertag. Die Fische waren alle recht träge und man konnte sehen, dass sich ein großer Haufen an einem kleinen Schatten unter einem Baum versammelt hatte. Alle versuchten natürlich ihre Paste an irgendeiner Forelle dranzubringen, doch stundenlang erfolglos.

    Nach gut 3 Stunden versuchte ich dann meine Methode umzustellen und habe eine Dose Bienenmaden von Berkley in meiner Köderbox gefunden und probierte sie gleich aus.

    Das Ergebnis: ca. 30 Forellen in den nächsten 2-3 Stunden!!! Alle ließen sich in diesem 2 x 2m großen Schattenfleck fangen. Mein Köder wurde schon beim Aufbrechen an die Wasseroberfläche attackiert.

    --> hier kam es anscheinend zu keiner Warnung an Artgenossen, jedoch wie bereits gesagt, verhalten sich Wildfische anders.

    Gruß
    joejayjack

    Gruß
    joejayjack


    "Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom"

  • Ein interessantes Thema.

    Aber eine abschließende Antwort werden wir dabei kaum erarbeiten können.

    Fische , wie eigentlich alle Tiere in Gefangenschaft, lassen sich über einen bestimmten Zeitraum, durch immer wieder kehrende, gesteuerte Ereignisse, hier in dem Fall das Füttern, darauf konditionieren.
    Darauf beruht ja auch die gesamte Tierausbildung, Dressur in allen Bereichen, vom Flohzirkus bis zur Hundeausbildung.

    Ich hatte Schleien im Teich, die kamen, sobald es Frühjahr war und ich mich dem Teich näherte, sofort an das Ufer in Erwartung ihres Fressens. Das hatten sie sich über den Winter, der Zeit in welcher keine Fütterung erfoglt gemerkt. Zuerst kammen sie nur zöglerich, aber spätestens am zweiten Tag waren sie sofort wieder zur Stelle, wenn es Freßen bei Rainer hieß. Die fraßen das Futter aus der Hand und konnten dabei auch gestreichelt werden.

    Da ich meine jetzigen Teichbewohner nur noch sehr unregelmäßig zu füttere, da es sich um nun fast hauptsächlich kleinere Exemplare handelt, haben diese sich das nicht angewöhnt, aber wohl eher, weil keine Regelmäßigkeit für Sie zu erkennen ist.

    Ich bin aber überzeugt, würde ich jeden Tag, zur gleichen Zeit an der gleichen Teichstelle füttern, hätte ich die Wildfänge auch in kürzester Zeit handzahm.

    In der Wildnis, werden wohl einige andere Faktoren mit reinspielen.

    Das die Forellen nicht mehr auf den Straemer bissen, mag Zufall, oder auch nur das eigene Verhalten des Anglers im Unterbewussten gewesen sein.

    Sicher bringen einzelstehende scheue, sowie auch scheue Schwarmfische wie der Döbel es schon fertig, nach dem Drill, des zweiten oder dritten größeren Artgenossen das Fressen für eine längeren Zeitraum einzustellen. Sie suchen einfach beunruhigt durch das geplansche und das hin und her beim Drill, tiefere Wasserzonen auf und halten sich erst mal bedeckt.

    Aber auch nach dem vermeintlich, unwiederruflich letzten Fang gibt es auch noch Scheuchfaktoren, wie Schattenwurf, Schallwellen durch Auftritt, welche den Fischen nach einen Drill erst mal das Fressen verleiden.

    Weil in der Regel über den Drill und die Landung doch auch die Vorsicht, welche beim angeln bis dato an den Tag gelegt wurde, unbeachtet übergangen wird und es schon mal hektisch zu gehen kann in dieser Phase. Und das dann die anderen Wasserbewohner auf Stur schalten und die plötzliche Unterbrechung ihrer Ruhe als störend empfinden und sich mal beleidigt für einige Zeit zurück ziehen, speziell bei klaren Forellengewässern, da muss man mit leben.

    Also wird es schierig sein hier die passende Antwort auf die Frage von Klaus zu finden.

    Aber eins denke ich, so schlau wie man es den Fischen unterstellt, scheinen diese ja doch nicht zu sein, sonst wären sie wohl alle nicht fangbar.

    Auch ich sehe hier bei Fressen und gefressen werden, andere Punkte die eine wichtige Rolle spielen und nicht unbedingt das erinnern an einen momentan für den Artgenossen negativen Verlauf der Angelpartie.

    Eins dürfen wir Fischen genauso wenig unterstellen wie anderen Tieren, Hunden zum Beispiel. Gefühle und Mitgefühle, wie wir Menschen es entwickeln, dies ist für die Tiere fremd.

    Bei den Tieren, geht es nur um Fressen und überleben, alles andere zählt nicht, weder bei dem Haustier, noch bei dem Wild lebenden Fisch.

    Sicher gibt es Fischarten, die etwas kleverer, oder besser gesagt lebendiger sind als andere. Karpfen die zum Beispiel entsprechend ihrer Körpergröße viel Fressen zu sich nehmen und sich dabei immer nur beim fressen gegen kleiner oder auch gleichgroße Fische behaupten müssen zum Beispiel, haben unter Wasser keine Feinde zu fürchten. Können sich also etwas mehr Dummheit, oder besser gesagt mehr Dickfelligkeit leisten wie die einzelstehende Großforelle im klaren Flussgewässer zum Beispiel. Zumindest ab einem gewissen Volumen des Karpfen auf jeden Fall.

    Daher ist diese Art auf Dauer wahrscheinlich auch nicht so schnell von den Fressplätzen zu vergrämen, wie die scheue Bachforelle, wobei diese auch in der Regel immer wieder an ihre bevorzugten Standplätze zurückklehrt, manchmal allerdings auch erst nach einer geraumen Zeit.

    Wäre es nicht so, würden unsere Carphunter, den gleichen Fisch ja auch nicht mehrmals in seinem Leben fangen können.

    Es würde sich dann um überdurchschnittliche Einzelfänge handeln und damit wäre das ganze Promborium um die Kapfenjagd ab einer gewissen Größenordnung hinfällig.


    Aus dem Festtierreich scheinen einzig die oben schon aufgeführten Elefanten und die Affen uns hier doch artverwandter zu sein, jedenfalls im Geiste. ;) Wobei bei uns geht es ja eigentlich auch nur um fressen und gefressen werden, wenn man es richtig nimmt. ;)

    GvH Rainer


    Wenn eine Schraube locker ist, hat das Leben wenigstens ein bisschen mehr Spiel

    2 Mal editiert, zuletzt von HAVÖRED (4. April 2012 um 16:31)

  • Hallo Schischi,
    ich denke, alle Vorschreiber haben von Beobachtungen berichtet. Was der Eine oder Andere daraus ableitet, bleiben subjektive Vermutungen.

    Was ein Fisch kann, oder aber auch nicht kann wird eine Frage bleiben. Zu begrüßen wäre aber, dass diese Diskussion Parallelen im Verhalten der Fische auftut, die wir in unser Hobby einbeziehen können, auch wenn uns die Funktion des Gehirns der Fische fremd bleibt, finde ich es interessant darüber zu schreiben.
    ……… nur Wale, Delphine und Elefanten besitzen………Wo wollen wir denn die Affen lassen????
    Wir bleiben einfach bei den Fischen und finden hoffentlich noch viele tolle Beobachtungen.

  • Hallo jjj,


    kann es vielleicht sein, das dieser Buschüberhang mit irgendwelchen Raupen besetzt waren, die ab und zu ins Wasser fielen und ähnlichkeit mit den Bienenmaden hatten. Dies ist für uns oft nur eine kleine optische Unterscheidung, aber den Fischen passen in diesem Moment unter Umständen die Gummidinger genau in ihr Beuteschema von dem ihnen noch keine Gefahr ausgegangen ist.

    GvH Rainer


    Wenn eine Schraube locker ist, hat das Leben wenigstens ein bisschen mehr Spiel

  • Hallo Klaus & Gemeinde, geiles Thema finde ich.

    Wende mich mal direkt der Frage zu: Was können sie denn, die Fische???

    - sehr viele Arten können sehr gut sehen (Zander z. B)

    - sie können extrem gut "riechen", denkt mal an den Aal

    - sie nehmen Geräusche auf das empfindlichste wahr, auch ohne Ohren

    - und das Seitenlinienorgan ist ein wahres Wunder. Ein "Tastsinn auf Entfernung".

    Sie können also einiges, und sind deshalb faszinierende Tiere!

    Völlig unmöglich scheint zu sein, dass Fische sich "etwas merken" können, oder gar lernen... aber wer weiß? Zumindest besitzen sie keine "Hardware" im Hirn, die wie in menschlicher oder säugetierischer Hinrinde mittels Proteinverbindungen Langzeiterinnerung speichert.
    Wie wär´s, wenn man von "genial ausgeprägten und sehr flexiblen Instinkten" spricht?
    Unser Beispiel mit den Forellen unterm Busch, und Rainer´s Anmerkung zum Beuteschema finde ich da sehr anschaulich.

    Und: Irgendwo in meiner Sammlung habe ich da was, über "Kommunikation" zwischen Fischen, müsste ich raussuchen. In jedem Falle machen sie Geräusche, und Daniel liegt mit den Fürzen nicht verkehrt ;)

    MAX

  • ja wir menschen ...
    durch die extrem ausgeprägte herumreiterei auf intelligenz und wissen ist uns irgendwie jeglicher begriff von "instinkt" abhanden gekommen ...

    was heist bitte nur instinke ..?!
    wir unterschätzen das total und sind selber oft in dieser richtung unterbemittelt ...

    aber schauen wir mal ein fussballspiel
    da sind es nur die intelligentesten mit dem grössten wissen die den ball aus der luft holen und per direktabnahme tore schiessen, ist ja logisch ;)

    oder die fähigkeit gefahr zu spüren (nich einschätzen oder potenziell ausrechnen) dazu braucht es besondere intelligen, klar

    wenn jemand hinter dir steht und dir mit einer stange überziehen will dann ... passiert es halt :D (bei den meisten) oder man spürt es eben "irgendwie" kommen ...

    und weil wir fern der natur, in städten, reizübersteuert und instinktverkümmert vor uns hin intelligenzen ist ein instinkt natürlich etwas sehr sehr niedriges ...
    etwa wie: "ich habe durst, ich muss trinken" oder "ich habe hunger, ich muss essen"
    denkt ihr das ist alles? (klar paarung habe ich jetzt nicht erwähnt ..)

    ich wage zu behaupten die meisten von uns haben keine ahnung (mehr) und desshalb unterschätzen wir das potenzial "es spüren zu können" ... ja, wir machen uns sogar darüber lustig weil gefühle nichts mit logik zu tun haben

    dazu kommt mir noch in den sinn wie tiere z.b. ein erdbeben spüren können, lange bevor der mensch etwas schnallt,
    wir sind dankbar dass sie uns warnen und unser leben retten

    aber das können nicht nur pferde oder hunde die vermuteter weise eine besondere intelligenz haben, damit hat das gar nichts zu tun.

    die frage die ich jetzt noch aufwerfe:
    sind instinkte trainierbar, "lernfähig" so zu sagen?
    wenn ich zurück zum beispiel vom fussball oder zu irgendwelchen kampfsportarten oder -künsten gehe dann würde ich unbedingt ja sagen ...

  • Deibelschlach - große Worte aus dem Hochgebirge ;)

    Nee bergziege, Spaß beiseite: Auch das sind interessante Aspekte, da bist Du schon auf dem richtigen Dampfer. Auch der Mensch ist (war?) ein instinktgesteuertes Geschöpf.

    Ich frage mich nur, ob das in diesem Rahmen nicht etwas zu weit führt ?-(

    Ich möchte daher der den Ball dort aufnehmen, wo du die Frage aufwirfst, ob Instinkte trainiert werden können.

    Und um bei den Fischen zu bleiben: Ja, unbedingt!
    Siehe hierzu die oben genannten Fütterungszeiten, oder sogar die Futterdose, mit der Daniel zum Aquarium geht...

    Und in freier Wildbahn könnte man sich folgendes vorstellen:
    Man nehme ein paar tausend Stück Hechtbrut (aus einem Wurf), einige Zentimeter gestreckt und verteile diese willkürlich in die ausgesüßte Ostsee (Bodden), in einen großen Fluss (Elbe o. Rhein), in einen Baggersee und auch in einen Feuerwehrtümpel in einem Dorf.

    Alle Hechtlein, die durchkommen und größer werden, dürften sich optimal an ihre Umgebung anpassen und ihr Beuteschema entwickeln, dass ihnen nicht zwangsläufig vorgegeben ist: Der Boddenhecht wird kleine Meeresfische wie Sandaale suchen, und später den Hering und alles andere. Seine Brüder im Tümpel schnappen sich Karauschen und Frösche, und die Jungs im Strom machen Bodybuilding und greifen alles an, was sie kriegen können.

    Interessant und mit Sicherheit unerforscht wäre die Frage, ob ein älterer "Standhecht", der in einem kleinen Teich den faulen Sack machen konnte, bei Umsetzung z. B. in den Rhein noch klarkommen würde.
    Jungfische trainieren - wie ausgeführt - auf jeden Fall.

    MAX

  • da sind mir ja mal wieder die finger auf der tastatur weggetanzt :D

    das mit Daniels aquarium war auch interessant .. genau.
    also wenn man jetzt "einfältige" (statt das wort "dumme" zu benutzen) tiere mit fressen dressieren kann ...
    dann sollten die doch auch andere dinge fähig sein zu "schnallen"

    ich meine jetzt nicht das die sich so menschlich tiefgründige gedanken machen wie:
    "oh, eine angelschnur, man will mich fangen, töten und essen"
    aber wenn die mal von einem haken abgekommen sind dann wissen sie dass das keinen spass gemacht hat mit dem blöden "gedrillt werden" ...
    vielleicht "merken" sie sich auch den einen oder anderen köder als .. zumindest "negativ" und werden ihn meiden ...
    auch die "zuschauer" merken wenn etwas abgeht das nicht dem sonstigen, normalen bewegungsmuster ihrer kollegen entspricht und sind zumindest alarmiert und gewarnt

    aber wenn dann groppen im wasser (streamer) zur zeit tabu sind dann wird man ja wohl noch insekten von der oberfläche fressen können ...

    ein grosser barsch oder eine grosse forelle (also die in der natur) sind auch viel misstrauischer als die kleineren, jüngeren und schwerer zu fangen
    da scheint doch irgendwo etwas "erfahrung" hängen geblieben zu sein ?

  • Hallo Rainer,

    das kann durchaus möglich sein! So genau kann ich das jetzt nicht beanworten. Ich wollte damit ja auch nur verdeutlichen, dass anscheinend in dieser Situation keine Warnung an die anderen Forellen signalisiert wurde.

    Gruß
    joejayjack

    Gruß
    joejayjack


    "Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom"

    Einmal editiert, zuletzt von joejayjack (4. April 2012 um 23:50)

  • Zitat

    Original von bergziege
    ein grosser barsch oder eine grosse forelle (also die in der natur) sind auch viel misstrauischer als die kleineren, jüngeren und schwerer zu fangen
    da scheint doch irgendwo etwas "erfahrung" hängen geblieben zu sein ?

    Ja, bergziege (ich finde, dass es höchste Zeit ist, dass Du mal Deinen Vornamen verrätst ;-))

    der Mysterien sind es viele. Den obigen Satz: "Die großen, alten sind schwerer zu fangen" wird niemand aus der Anglerschaft ernsthaft bestreiten können.
    Aber gründet das auf "Erfahrung"? Oder gibt der bei Kapitalen hochtrainierte Instinkt nicht eher ein selektiveres, soll heißen ein auf größere und lohnenswertere Beute ausgerichtetes Jagdverhalten vor?

    Und immer wieder gehen auch die größeren Fische auf kleine, nahezu lächerliche Köder wie 1er Spinner oder Minitwister ... und jetzt bin ich ertappt: "Lächerlich'" ist ein Ausdruck, der nur menschliche Wahrnehmung betreffen kann.

    Erstes Resümee: Schlau / Dumm, Erfahren / Unerfahren, Listig / Unbedarft oder Profi / Anfänger: Kategorien, die auf das Lebewesen Fisch so nicht anwendbar sind.

    Ich hoffe, dass die olle Petra mitliest.
    Ich bin positiv beeindruckt von einer Diskussion, die unsere Fische eben und gerade nicht zu einer reinen Beute degradiert, auch wenn es manchmal auch so sein darf.

    MAX

  • Ich glaube die "Intelligenz" ist je nach Fischart verschieden. Bei Rotaugen z. B. denke ich nicht das diese sich alarmieren / warnen und wenn dann hält es nicht lange an. Sonst könnte man keine großen Fänge mit dem gleichen Köder machen.

    Ich denke das die Intelligenz / Lernfähigkeit auch stark von der Lebensweise abhängig ist. Ein Einzelgänger wird schneller "lernen" / sich anpassen müssen um zu überleben, da ihm der Schutz des Schwarms fehlt. Fällt der Einzelgänger mehrfach auf den gleichen Köder herein wird er sich diesen sicherlich irgendwie einprägen oder instinktiv davor gewarnt, jedenfalls eine Zeit lang.

  • Zitat

    Original von einssiebzig

    Ja, bergziege (ich finde, dass es höchste Zeit ist, dass Du mal Deinen Vornamen verrätst ;-))

    ja da hast du recht MAX, das sollte ich tun ...

    liebe grüsse
    CEDI

  • Instinkte wie auch die Sinne sind trainierbar, beim Menschen und beim Tier. Es ist wohl die Notwendigkeit, oder besser gesagt das darauf angewiesen sein, diese Sinne oder Instinkte zu benötigen. Ich schweife mal kurz von den Fischen ab.
    Eine Frau die regelmäßig von der Arbeit abends durch einen dunklen Park geht, wird einen Instinkt für ein ungewöhnliches Geräusch entwickeln, da Gefahr drohen könnte. Geht jedoch Wladimir Klitschko durch den Park, wird er das Geräusch wahrscheinlich gar nicht wahrnehmen.
    Es ist für mich faszinierend zu sehen wie ein blinder Mensch seinen Tastsinn schärfen kann, um eine Schrift zu erfühlen.

    Wer hat es noch nicht erlebt, dass ein Raubfisch dem Blinker bis ans Ufer folgt. Meist sind es kleinere Raubfische. Ich glaube ein Fisch lernt im Laufe seines Lebens, sich ein immer spezielleres und genaueres Bild seiner Beute zu machen. Wie wichtig Bewegung, Farbe, Geruch und Größe ist, wissen wir nicht. Es wird wohl auch von Fischart zu Fischart unterschiedlich sein. Ich glaube auch, und das untermauert die Lernfähigkeit, dass eine untermaßige Forelle nach Monaten mit demselben Streamer noch einmal gefangen werden kann, eine 60cm Forelle hingegen nicht, da ihr Instinkt gesteuertes Verhalten schon zu ausgeprägt ist. Wem „ Lernfähigkeit“ unpassend erscheint möge es bitte durch „ Schärfung der Instinkte“ ersetzen.

    Ich werde den Streamer nun wieder testen und mich vorerst von euch verabschieden. Morgen, ne heute ist ja schon früh, stehen 913 KM bis zum Bach im blackwood-forest an. Wenn mir danach jemand von euch erklärt, wie ich Bilder einstellen kann, gibt es einen schönen Bericht. Es sollte aber eine Erklärung für Dummis sein, denn mit „Adresse vom Bild angeben“ bin ich überfordert. Ich benötige schon die Ansage: Dann machst du einen Doppelpunkt und ein Querstrich. Bis denne Klaus