Tauwurm
Lateinisch:
Lumbricus terrestris (europäischer Tauwurm)
Verwendung:
Hautsächlich zum Fang von Aalen, Quappen, Wels. Aber auch Barsche, Brachsen und diverse andere Fische können an den Haken gehen.
Für den Fang von Welsen werden oft mehrere Würmer auf große Haken gezogen. In der Regel jedoch wird nur ein Wurm oder eine Wurmhälfte aufgezogen. Aber auch das Aufziehen von mehreren 1-2 cm langen Wurmstücken quer zum Haken ist besonders bei wenig Beisslust erfolgversprechend, da hier mehr Duftstoffe abgegeben werden. Eine weitere bevorzugte Methode ist es, preiswertere Riesenrotwürmer (Dendrobena), welche dem Tauwurm sehr ähnlich sehen, aufzuziehen und die Hakenspitze zusätzlich mit einem Stück Tauwurm zu beködern.
Aussehen:
Maximale Länge bis 30 cm, Durchmesser 5-8mm
Kopf spitz und rot bis braunviolett, zum abgeflachten Schwanzende hin hell-beige bis hell-rosa.
Nach ca. 1/3 vom Kopf aus gesehen ist bei geschlechtsreifen Tieren ein helles breiteres Ringsegment erkennbar.
Lebensweise: Der Tauwurm lebt in ‚Wohnröhren‘, die bis zu 7 m in die Tiefe gehen, in der Regel lebt er in Tiefen von 3-4 m. Er kommt oft nach starken Regenfällen an die Oberfläche. Hauptsächlich jedoch in der Dunkelheit, da hier die Gefahr als Beute eines Vogels zum Opfer zu fallen gering ist.
Da der Wurm leicht schleimig ist, benötigt er feuchte Umgebung. Nur hier kann er sich fortbewegen, ohne Schaden zu nehmen. An der Oberfläche angekommen, schaut der Wurm nur zu 2/3 aus der Röhre. Der Schwanz verbleibt in der Röhre und bei Gefahr zieht er sich blitzschnell zurück. Als Nahrung dienen Laub und abgestorbene Pflanzenteile, die in die Röhre gezogen und dort verspeist werden. Bei der Verdauung werden die chemischen Stoffe aufgespalten, so dass der Kot aus reinem Humus besteht.
Wer Nächtens auf Wurmsuche ist und lauscht, der wird kurze, leise Raschelgeräusche hören. Diese stammen von den Würmern, wenn sie trockene Blätter in die Röhre ziehen.
Der Wurm ist ein Zwitter. Das heißt: Er hat sowohl männliche wie auch weibliche Geschlechtsorgane. Er kann sich jedoch nicht selbst fortpflanzen, sondern benötigt einen Partner. Diesen findet er nachts an der Oberfläche. Dabei legen sie sich entgegengesetzt eng einander, bis die Gürtelsegmente sich zwecks Befruchtung berühren. Durch die schleimige Hautoberfläche sieht es aus, als seien sie miteinander verklebt.
Nach der Paarung wird tief in der Erde ein Kokon abgelegt, in dem sich mehrere Eier befinden. Häufig entsteht daraus jedoch nur ein einzelner Wurm.
Von der Paarung bis zur Geschlechtsreife vergeht ca. 1 Jahr.
Nutzen:
Durch die Produktion von Humus aus der Nahrung wird die Erde mit natürlichen Nährstoffen angereichert, welches das Pflanzenwachstum fördert. Ferner wird der Boden aufgelockert und Regenwasser kann besser abfließen.
Das ständige Harken von Zierbeeten und somit das Entfernen der Nahrung für die Würmer macht optisch vielleicht einen schöneren Eindruck. Für ein gesundes Pflanzenwachstum muss dann mit künstlichem Dünger der Boden angereichert werden. Dabei wird jedoch meist ‚überdüngt‘. Ferner wird der Boden hart und muss umständlich von Hand gelockert werden. Blätter und andere Pflanzenteile sollten also lieber liegen gelassen werden.
Zucht:
Eine Zucht ist äußerst schwierig, da die notwendigen Voraussetzungen in geschlossenen Behältern kaum erreicht werden. Zu viele Faktoren spielen eine Rolle, die man daheim nicht erfüllen kann. Für eine Wurmzucht sollte man sich andere Würmer aussuchen, wie z.B. den Rotwurm oder auch Riesenrotwurm (Dendrobena) oder Mist-/Kompostwurm.
Hälterung:
Der Tauwurm kann recht einfach gehältert werden. Ein größeres Behältnis wird mit lockerer Gartenerde zur Hälfte gefüllt. Die Erde sollte gut feucht, jedoch nicht nass sein. Man schüttet die Würmer auf die Oberfläche und wartet eine gewisse Zeit. Würmer, die dann noch an der Oberfläche sind, müssen entfernt werden, da sie nicht überleben werden und verwesen. Als Nahrung kann man zerriebenes Laub und zerkleinerte, weiche Pflanzenteile, aber auch zerrissenes, angefeuchtetes Papier auslegen. Die Kiste sollte dunkel und kühl stehen. Die Erde muss feucht gehalten werden. Staunässe führt zum schnellen Absterben.
Legt man frisches Moos auf eine Hälfte der Erdoberfläche, sammeln sich oft Würmer darunter. Somit kann man Würmer durch einfaches Anheben des Mooses einsammeln.
Wie kommt man an den begehrten Wurm?
Der Tauwurm wird in jedem Angelgeschäft zu finden sein, sowie in Zoogeschäften. Da der Tauwurm in Deutschland nicht gewerblich gesammelt werden darf, weil er als Nutztier in der Landwirtschaft unverzichtbar ist, und weil eine Zucht unrentabel ist, wird der Wurm aus Kanada importiert, wo er im Frühjahr und Sommer von Hand gesammelt wird. Der Wurm ist daher recht teuer (ca. 25 Cent/Stück) und bereits nicht mehr so frisch und lebendig. Er hat seine Nährstoffreserven fast aufgebraucht und sondert auch weniger ‚Duft-/ Lockstoff‘ ab. Somit ist er etwas weniger fängig, als der frisch gesammelte heimische Tauwurm.
Das Sammeln des Tauwurmes ist recht einfach. In den Frühjahrs- und Sommermonaten kommt der Wurm in der Dunkelheit an die Oberfläche. Dies jedoch nur, wenn die Erde und auch die Oberfläche feucht ist. Wer einen Garten hat, wird nach einem Abendlichen Gießen viele Würmer finden können.
Am besten sucht man auf Beeten oder auf Rasenflächen. Ist der Rasen mit Moos versehen, ist das Sammeln noch einfacher, da der Wurm sich hier leichter erkennen und greifen lässt. Rasenflächen sollten kurzgemäht sein.
Da der Wurm helles Licht sieht und auch Bodenerschütterungen und sich dann blitzschnell in seine Wohnröhre zurückzieht, muss man sich lehr vorsichtig und leise bewegen. Weißes Licht sollte vermieden werden. Rotes Licht ist für den Wurm nicht sichtbar. Entweder versieht man seine Taschenlampe mit einem roten Vorsatz (z.B. Folie oder rote Kappe einer Spraydose) oder man verwendet ein batteriebetriebenes Diodenlicht für Fahrräder. Mit Letzterem habe ich hervorragende Erfahrungen gemacht und konnte innerhalb von 30 Minuten auf dem Rasen 100 Würmer sammeln.
Da der Wurm sich mit seinem Schwanz in der Röhre festhält, darf man nicht zu stark ziehen. Sieht man einen Wurm greift man schnell zu und zieht langsam. Der Wurm lässt automatisch nach ein paar Sekunden nach und man bekommt ihn so unverletzt heraus. Sollte man einen Wurm dennoch zerreißen, so lässt man ihn am Besten liegen. Sind nicht zu viele Segmente verletzt, kann er sogar überleben.
Zum Angelplatz transportiert man die Würmer in einem Behältnis, in dem auch immer etwas lockere Erde ist. Ohne Erde sind die Würmer zu dicht beieinander, verschleimen und könnten ersticken, da sie den Sauerstoff über die Haut aufnehmen.
Viel Petri mit dem Wurm aller Würmer.
Gruß
Addi