Der Toarak macht den Schein - Ein "Live" Bericht

Hallo zusammen,

in 2 Wochen beginnt für mich das Vorbereitungsseminar für den Schein, endlich wie ich dazu sagen muss, denn das warten bis Juni hat mich ganz schön Nerven gekostet. Leider gab es für mich aber auch keinen früher möglichen Termin. Allerdings bin ich gespannt was mich erwartet, denn die erste Kontaktaufnahme mit dem Kursleiter war eher durchwachsen, sehr wortkarg der Mensch und auch nicht gerade unbedingt informativ, denn auf meine Anfrage welche Kursunterlagen denn benötigt werden kam ein lapidares "das was sie denken zu benötigen, wir schreiben nix vor" zurück. Naja egal, am Ende muss nur der Schein her und ich hoffe mal ich kann hier ein paar Dinge berichten. Was mir allerdings mittlerweile immer mehr im Kopf herumgeht ist folgender Fakt:

Wenn alles gut geht hab ich Ende Juni meinen Schein, aber praktisch keinen Plan von nichts.

Ja, ich kann meine Rute aussuchen und denke auch bis zum Vorfach zusammenbauen, aber danach geht es schon los. Mir sagen zwar Begriffe wie Texas Rig, Dropshot usw alle was, aber wieso weshalb warum es die Dinger gibt, wo genau die feinen Unterschiede liegen oder warum ich überhaupt unbedingt ein Vorfach beim Spinnfischen brauche, das erklärt mir in dem Kurs am Ende niemand. Am Ende bedeutet das für mich nur, dass ich einen Angelschein haben werde aber praktisch nichtmal in der Lage bin mir eine ordentliche Montage zu fertigen die passend zu dem ist was ich fischen mag.

Unterm Strich bedeutet das für mich: Juhuu ich darf ans Wasser und fischen. Und wenn ich dort bin steh ich da wie der Ochs vorm Berg und hab zehn Fragezeichen überm Kopf wenn ich nicht nur spinnfischen mag, was für mich dann noch die einfachste Sache ist (theoretisch, ich weiß auch dass es da unheimlich auf das richtige Führen ankommt). Aber ich halte euch mal trotzdem auf dem Laufenden, und hoffe ihr habt wenigstens einiges zu lachen.

Hi rüdl,

das weiß ich ja, zumal da eh riesen Schwankungen sind, in Hessen sind das Kurse über 4 Wochenende mit je 8h, im Saarland zweimal 6h
Aber ich find das eben irgendwo etwas "gefährlich" dass man eben so einfach an den Schein kommt, gibt schon genug Idioten in der Welt und wenn man dann für etwa 200€ noch ans Wasser gelassen wird... naja wir wissen alle wo das endet.

Ich hab aber auch schon gehört dass es Vorbereitungskurse gibt (oft dann aber vereinsintern oder an nen Verein gebunden), bei denen auch praktische Dinge zumindest gezeigt werden. Sowas erwarte ich aber nicht, von daher bin ich gespannt was genau in den 4 Wochenenden passiert. Aber ich seh mich dann im Juli am Wasser..

Okay, das ist der und der Fisch weil er da die Flossen hat, das Maul ist unterständig. Ich seh ihn auch im Wasser bei der und der Pflanze. Aber wie bekomme ich dich jetzt aus dem Wasser...??

@Meefo:
Die Unterlagen musste ich bestellen, das Formular bekam ich direkt mal mit der Anfrage mit. Nun hab ich seit nem Monat ne dicke Box und ordentliche "Keramiktrohn" Lektüre

@rockon:
So einen Tag würde ich ja schon begrüßen, ich denke mal wenn man nen Vorbereitungskurs machen muss, dann kann man doch auch mal einen Tag mit Praxis einbauen. Und wenn es dabei nur um ein paar Erklärungen am Wasser geht, man die gängigen Knoten binden lernt oder mal an einem Gewässer manche Dinge gezeigt bekommt. Aber ist nun auch egal, ich kenn das aus meiner Ausbildung: viel blabla, aber am Ende musste ich mir alles doch selbst beibringen

Ach ich glaub was die Prüfung angeht mach ich mir nur Sorgen dass ich die ganzen Infos in den Kopf bekomme und behalte. Die Techniksachen kann ich eigentlich alle, aber Gewässerkunde bringt mich noch um.
Das danach wird eher was

Heute ging es endlich los, doch die Ernüchterung war schnell groß. Nicht weniger als 72 Personen nahmen an dem Kurs Teil, immerhin auch 3 Frauen wobei eine der Damen eher die treibende Kraft schien und ihren Partner mitgeschleppt hatte, war jedenfalls sehr schön ihm beim Leiden zu zusehen, denn das Thema war wirklich hartes, trockenes, sehr sehr altes Brot. Der Rest der Gruppe war von allen Altersgruppen durchsät, darunter auch 5 Jungs mit 13 Lenzen und eine kleine Chaotentruppe aus 3 Kerlen Mitte 20. Ich erwähne gerade diese beiden Gruppen nicht ohne Grund, darauf komme ich aber noch.
Der Kursleiter hat sich dann als ehemaliger Anwalt und ehemaliger Präsident des Verbandes Hessischer Fischer entpuppt. Beides sorgte für hin und wieder nette Anekdoten, die den ganzen trockenen Stoff durchaus etwas aufwerteten, aber auch zeigten wie "dumm" bzw verantwortungslos manche Fischer ans Werk gehen. Hier kommt dann schon direkt zum ersten Mal die Chaotentruppe ins Spiel, welche die Idee einen Drill zu unterbrechen um den Fisch ne Erholung zu gönnen in der Pause mit "gar nicht mal so dumm" und "dann hat man mehr Spaß" kommentierte. Ich kann nur hoffen dass keiner dieser Jungs durchkommt.

Nach einer Stunde waren dann die Anwesenheit und fehlende Informationen überwunden, auch erste sprachliche Barrieren für manche Anwesenden konnten überwunden werden (wie für Frankfurt erwartet war es eine sehr internationale Truppe). Der Unterricht war nach einem einfachen Muster aufgebaut: Man geht jede Frage pro Themenbereich durch, sagt evtl was dazu und geht dann zur nächsten Frage über. Nach und nach wurde deutlich dass das hessischere Fischereigesetz an manchen Stellen durchaus etwas Überarbeitung brauchen könnte, teilweise sich sogar widerspricht. Natürlich kam auch das allzu beliebte Thema Catch&Release zum Gespräch, hierzu hatte unser Kursleiter eine klare Meinung, welche ich aber hier bewusst verschweige da ansonsten wieder endlose Diskussionen losgehen. Kurz gesagt: Er ist mit mir absolut einer Meinung, ich bin zufrieden

Nach und nach zeichnete sich ab dass die Teenytruppe für ihr Alter schon mehr als fit mit der Thematik war, Jungangler eben. Nervig war nur dass sie in ihrer strebsamen Art bei fast jeder Frage sich meldeten, was OK wäre hätte der Kursleiter nicht mehrfach erwähnt dass er sie als Reserve nimmt wenn sonst keiner die Antwort weiß. Und da man das gerne ignoriert hat ging dann nach und nach das nervige Schnipsen los, dass mich bereits in meiner Schulzeit in den Wahnsinn getrieben hat. Gegen Ende merkte dann die Chaotentruppe, dass die Zeit bis zum Länderspiel knapp wurde und fing an die Antworten der Fragen bereits zu sagen (Es gab ein Buch wo die standen) noch bevor die Frage richtig auf dem Beamer war. Dazu kamen dann nervige Klackergeräusche, alles in allem wurde es am Ende nur noch nervig und ich habe mich gewundert wie der Kursleiter da so ruhig bleiben konnte.

Alles in allem ein durchwachsener Tag, was aber auch am Thema lag. Für mich bleiben 2,5 Seiten Notizen und einige Aha Momente plus ein paar lustige Geschichten. Ich hoffe ab Morgen wird es etwas weniger trocken, auch wenn ich Gewässerkunde nicht gerade als spannend empfinde. Aber immerhin könnte ich auf ein paar Bilder auf dem Beamer hoffen.

Am 2. Tag wurde uns der zweite Kursleiter vorgestellt, welcher mir bereits durch einen sehr ausgefallenen Angelladen aufgefallen und bekannt war (wo kann man schon Angeln, Whiskey und Zigarren zusammen kaufen? ). Und so wie der Lade anmutete, so war auch der Kursleiter: ein Genussmensch der Wert auf Qualität legt und dabei auch klar ansagt was Sache ist.

Der Aufbau wich komplett vom Vortag ab, auf dem Plan stand eigentlich Allg. Fischkunde, diese wurde aber immer mal wieder mit spezieller Fischkunde und Gerätekunde aufgelockert was alles sehr angenehm und vor allem sehr interessant machte. Hin und wieder gab es dann noch einige leckere Rezepte, die sich ausnahmslos alle fleißig notierten (gut bis auf die Teenies, die hatten andere Sorgen). Auch die Gerätekunde kam immer mal wieder zum Thema hinzu, so wurden wir darüber aufgeklärt wie wir im Main am Besten auf Rapfen gehen können und was man tun kann um die Grundeln loszuwerden bzw zu umgehen. Auf meine Frage ob man auch gezielt auf Grundeln gehn kann reagierte er nur mit Kopfschütteln, merkte aber an dass Grundeln eigentlich sehr leckere Fische sind. Vielleicht sollte ich ihn kommendes WE mal fragen was man da an Ruten und Köder nutzen kann, alleine für das Gesicht wäre es das wert

Die Zeit verging dann wie im Flug, auch Notizen wurden fleißig gemacht, vieles war mir aber bereits bekannt oder wurde so erklärt dass ich es auch ohne Notizen auf ewig behalten werde. Zusammenfassend kann ich nur sagen dass mir dieser Kursleiter weitaus besser gefällt als der vom ersten Tag, da er es besser schafft die Leute am Thema zu halten und es nicht zu staubig werden zu lassen. So ist dann auch der Lerneffekt höher und bis auf die strebsamen Teenies waren alle recht ruhig. Denen wurde aber bereits Knebel angedroht, vielleicht bekommen sie ja kommenden Sonntag ihre Arme in den Griff und lassen sie unten

Allerdings: Bereits 7 Personen waren am 2. Tag nicht mehr anwesend. Davon abgesehen das sie nun nen Kurs bezahlt haben den sie nicht abschließen können/werden, finde ich 10% Verlust nach dem ersten Tag schon beachtlich. Wenn das so weitergeht wird es am letzten Tag eine überschaubare Runde werden.

Bin mal im Kopf alles durch was du da anmahnst und muss feststellen:
Auch wenn beide Kursleiter durchaus vom Standardblabla abweichten und manche Dinge sagten die in keinem Lehrbuch steht und mich haben wundern lassen: Von diesen Punkten war nichts dabei!

Positiv erwähnen mag ich hier mal Hinweise darauf wie sich das Beisverhalten mancher Fische im Laufe der Jahre durch äußere Einflüsse geändert hat (gilt natürlich nur für unsere Region), und warum wir manche Fische (egal wie groß) auf jeden Fall wieder ins Wasser setzen sollten (da selten oder im Rückgang begriffen). Aber vieles kann und kommt eben zu kurz, aber das ist auch ganz logisch, es fehlt einfach die Zeit.

Wenn ich dann sehe dass im Saarland der Schein an einem Wochenende gemacht wird und die Prüflinge die Fragen quasi eingehämmert bekommen, ohne den Sinn dahinter... gefällt mir Hessen doch ganz gut auch wenn es echt mühseelig ist.

Praxis ist eben hier nicht drin. Jeder Kurs hier in der Region hat 200-300 Anfragen und eben dann nie unter 50 Kursteilnehmer. Da kann man unmöglich auch nur die einfachsten Dinge in der Praxis machen, leider. Es soll aber Kurse in Nordhessen geben wo tatsächlich ein praktischer Tag eingelegt wird, aber da sind dann eben nur 20-30 Kursteilnehmer, da geht das.

Ich denke die Prüfung hat schon ihre Berechtigung, allerdings sollte das Wie klar anders geregelt sein. Film? Schwierig, denn jedesmal wenn sich was wichtiges ändert muss man den Film neu machen, das geht ins Geld und wie wir alle wissen hat ja niemand Geld..

Man sollte den Fokus einfach mehr auf praxisnahe Dinge legen, statt Gewässerkunde und Rechtskunde in 2 Teilen könnte man das ebenso gut in einen Teil der Prüfung packen und dafür ein paar praxisnahe Fragen mit einbauen (zBsp richtige Hakengröße/Schnurgröße für gewissen Zielfisch). Ich finde es auch ziemlich sinnfrei dass man Schonzeiten auswendig kennen muss, die stehen eh auf den meisten Gastkarten drauf und nutzen einem eh nix wenn man, wie rockon schon sagte, die Fische nicht differenzieren kann (auch wenn Döbel und Aaland ja schon gemein ist).

Achso du meintest nur den Part
Also wir bekommen zwei gefrorene Fische mitgebracht und es noch (nochmal, weil ja schon passiert) gezeigt. Einmal Herzstich einmal den Kiemenschnitt