Anleitung zum Pilken

  • [autor=T.T./fisherman]08.11.2007[/autor]


    Anleitung zm Pilken!
    Jede Ausfahrt zum Pilken, egal ob mit einem Klein- oder Großkutter, oder sogar mit einem Kleinboot ist immer wieder ein kleiner Urlaub für mich. Es macht mir einfach einen riesen Spaß!
    Auf Grund der ganzen Kuttertouren die ich mitmachen musste, möchte ich gerade den Leuten die noch nie zum Pilken waren, den Einstieg in das Pilken erleichtern.


    Diese „Anleitung“ hier soll nicht das „non plus ultra“ des Pilkens werden. Ich denke aber, sie wird dennoch dem einem oder anderem „Frischling“ eine kleine Einstiegshilfe sein.
    Wer selbst schon einmal zum Pilken auf der Ostsee war, der wird eh wissen wo von ich hier schreibe, und warum ich versuche es den anderen schmackhaft zu machen. Daher bitte ich Euch auch darum, sollte ich etwas vergessen haben, oder Ihr seid sogar komplett anderer Meinung, dann schreibt es auch.


    In der Regel wird vom Kutter aus auf Dorsch gefischt. Beifänge von Plattfischen, Wittlingen, Makrelen und Hornhechten sind aber immer möglich. Leider sind auch die Dorschbestände durch die kommerzielle Überfischung stark geschrumpft, was uns die Sache nicht gerade einfacher macht, ein paar von ihnen zu erwischen.


    Auf dem Kutter angekommen sucht man sich erst einmal einen guten Platz. Auch hier gilt: Frühes Ankommen sichert gute Plätze.
    Falls möglich, versucht man daher Plätze im Bug, oder im Heck des Schiffes zu bekommen, da die Seiten des Schiffes durch die hohen Aufbauten schlechter zum auswerfen der Montagen geeignet sind.


    Lasst Euch nicht verunsichern, wenn Ihr plötzlich Sprüche wie: „Das hier ist mein Platz, denn ich stehe immer hier“, oder ähnliches hört. Sind die Plätze nicht durch Platzkarten, Bänder, Besenstiele, Absperrungen oder ähnliches reserviert, dann ist es Euer Platz!


    Kleidung:
    Warm und wasserdicht soll sie sein. Nichts ist schlimmer, als nass und frierend 6-8 Stunden auf einem Kutter verbringen zu müssen. Je nach Jahreszeit muss es sogar Thermokleidung sein! Achtet aber immer, egal zu welcher Jahreszeit auf wasserdichtes Schuhwerk. Es nützt Euch der wärmste Thermoanzug nichts, wenn Euch das Wasser schon 2cm hoch in den Schuhen steht.
    Seekrankheit:
    1. Schlaft vorher, wenn möglich schön aus.
    2. Frühstückt ausgiebig, und in aller Ruhe.
    3. Lasst die Finger weg vom Alkohol. Egal ob vor oder während der Fahrt.
    4. Geht nicht in das Innere des Schiffes. Dort schaukelt es noch mehr, als draußen. Außerdem wird hier geraucht, gegessen und getrunken, was anfälligen Personen die Sache nicht gerade erleichtert.
    5. Erfahrungsgemäß gibt es ein paar „Wundermittel“ aus der Apotheke. Vomex A in Zäpfchenform! Ist z.B. eines von ihnen.
    Ausrüstung:
    Neben der Rute, Rolle, Schnur, Pilker und Beifänger, zu der ich später noch etwas schreiben werde, benötigt man noch:
    1. Ein Schlagholz zum Betäuben der Fische.
    2. Ein Messer zum Kehlen und Schlachten der Fische.
    3. Ein oder mehrere Lappen, Handtücher, oder ähnliches.
    4. Einen Pilkereimer, Anglerkoffer oder ganz einfach auch nur einen Gerätekasten zum Aufbewahren der Ausrüstung
    6. Im Sommer eine Kühlbox für die Fische. Tüten und Gefrierbeutel reichen zu mindest in der kalten Jahreszeit aber völlig aus.
    7. Diverse Kleinteile. Wie z.B. (fertige) Vorfächer, Wirbel, Sprengringe, Ersatzdrillinge, usw.
    8. Wichtig und nützlich ist auch ein s.g. Reelingsklett zum Befestigen der Rute.
    9. Eine (Spitz)Zange zu Hakenlösen.
    10. Sonnencreme, und Sonnen- oder sogar eine Polbrille sind zumindest im Sommer ein Muß.
    11. Kopfschutz nicht vergessen. Im Sommer gegen Sonnenbrand, im Winter eine wärmere Ausführung gegen die Kälte.
    12. Bandmaß


    Je nach Windrichtung fischt man entweder in der
    An- oder Abdrift:
    Die Andrift ist meistens die Drift, die mehr Fische bringt. Allerdings ist es in ihr auch etwas schwieriger, oder besser gesagt „arbeitsintensiver“ zu fischen, als in der Abdrift, da man auf seinen vorher weit ausgeworfenen Pilker zu treibt. Bei der Abdrift lässt man dagegen einfach nur den Pilker zum Grund sinken.
    Bei beiden Driftarten ist es aber ein unbedingtes Muss, Grundkontakt zu bekommen, um dann den Pilker ruckartig anzulupfen, sprich zu pilken.
    Zur Rute:
    Eine normale Pilkrute ist in etwa 3 m lang. Wobei es natürlich auch noch deutlich längere oder kürzere Ruten gibt. Auf die in den 80er Jahren angesagten knüppelharten Fiberglas Ruten, mit Pilkern jenseits von 500g sollte verzichtet werden, da sich das Light-Pilken in den letzten Jahren einfach als fängiger herausgestellt hat.
    Wer gerne mit Monoschnüren angelt, kann eine Rute mit einer härteren Spitze fischen. Durch die gute Dehnung der monofilen Schnur wird das Ausschlitzen der Fische verhindert.
    Anders sieht die Sache bei der geflochtenen Schnur aus. Hier sollte eine Rute mit einer möglichst weichen Spitze gefischt werden, da die fehlende Dehnung (Abfederung) der Geflechtschnur nur durch die Rute selbst kompensiert wird.
    Ich selbst bevorzuge das Pilken mit geflochtener Schur, da ich mir einbilde, durch sie einen viel besseren Köder- bzw. Fischkontakt zu haben.


    Zur Rolle:
    Als Rolle sollte es schon eine Rolle in der 4000er Größe sein. Kleinere Rollen gehen zur Not zwar auch, sind aber meiner Meinung nach nichts für den Dauereinsatz. Größere Rollen hingegen ermüden auf Dauer nur, und sind bei den heutigen Durchschnittsgrößen der Dorsche wohl auch nicht mehr notwendig. Falls doch mal größere Fische anbeißen, gibt es ja noch das Gaff.


    Zur Schnur:
    Bei monofiler Schnur reichen, so finde ich, Schnurstärken von 0.30 - 0.35 völlig aus.
    Weniger ist oft mehr, und so fische ich z.B. mit einer Geflechtsschur in der Stärke 0.10. Ihre Tragkraft von über 10 Kg reicht bei den heutigen durchschnittlichen Dorschgrößen mehr als aus.


    Ich sehe immer wieder Leute auf den Kuttern, die mit 0,50er Monoschnur und knüppelharten, sehr kurzen Ruten mit Wurfgewichten von über 500 g versuchen zu fischen.
    Ich kann Euch nur raten, lasst besser solch schweres Geschirr zu Hause.
    Auf der Ostsee setzt sich immer mehr das Light-Pilken durch, und das wird wohl seinen Grund haben.


    Pilker:
    In der küstennahen Ostsee werden Tiefen zwischen 8 - 30 m angelaufen.
    Je nach Wind und Wellen kommt es dabei drauf an, die richtigen Pilkergrößen einzusetzen.
    Das Standardgewicht liegt mittlerer Weile bei etwa 100 g.
    Zahlreiche Hersteller bieten sie in allen nur erdenklich Farben und Formen an.
    Ich fische am liebsten mit den originalen Kieler-Blitz-Pilkern. Das Preis-Leistungsverhältnis stimmt für mich bei ihnen einfach. Andere Marken gehen natürlich auch. Nur achtet bitte auf die Schärfe der Haken. Diese gehören richtig scharf!
    Kleiner Tipp am Rande. Wechselt die vormontierten Drillingshaken bei Bedarf ruhig gegen deutlich größere(3/0) aus. Ihr vermeidet so Fehlbisse.


    Pilkerfarben:
    Helle Farben wie z.B. Orange/Silber oder Hellblau/Silber, kommen bei hellem Wetter zum Einsatz. Dunklere Farben wie Rot/Schwarz, Grün/Rot, oder ganz Schwarz kommen bei dunklerem Wetter zum Einsatz. Mit den hier genannten Farben als Grundausstattung, solltet ihr für den Einstieg bestens ausgerüstet sein. Der Rest ist dann eine Glaubensfrage.
    Gewichte der Pilker:
    Mit Pilkern ab 30g und bis zu 150g sollte man auf der Ostsee auf der sicheren Seite sein. Das allerdings aber auch nur, wenn man richtig Light-Pilkt. Bei dicken Ruten und Schüren muss deutlich schwerer gefischt werden.
    Als Faustregel gilt, je stärker die Drift, umso höher muss auch das Gewicht der Pilker sein.
    Beifänger:
    Normale Jiggs in kleinen Größen reichen für unseren Ausflug auf die Ostseevöllig aus. Ein bis zwei Beifänger reichen völlig, da auch hier gilt: Weniger ist mehr!
    Als Standardfarben haben sich Jiggs in den Farben Japan-Rot und Schwarz erwiesen. Mit ihnen sollte eigentlich immer etwas gehen. Ausnahmen bestätigen aber wie immer die Regeln.
    Eins steht aber fest. Norwegenköder bringen hier absolut nichts!


    Das Wichtigste zum Schluss:
    Das Mindestmaß der Dorsche beträgt zur Zeit 38cm!
    Quält die Tiere nicht. Der Dorsch gehört, wenn er denn maßig ist, und Ihr ihn mitnehmen wollt, unmittelbar nach dem Fang abgeschlagen und gekehlt!

    Wenn der letzte Baum gefällt und der letzte Fisch gefangen ist,
    wirst du feststellen das man Geld nicht essen kann.

    4 Mal editiert, zuletzt von Flunder ()