Weidenstock gegen DAM- und Balzer - Rute

  • hallo Angelfreunde,

    der gestrige Tag, ein herrlicher Tag mit Sonne und wenig Wind und meine Regierung ließ mich dann auch noch 3-4 Stunden am Nachmittag in Ruhe, war bei Ihrer Freundin zum Kaffeeplausch, so konnte ich an dem am Grundstück grenzenden Hellbach mal meine DAM-Rute testen und meine hauseigenen Tauwürmer testen.

    Dachte ich und tat es.

    Der Bach hatte halbwegs Hochwasser,was bedeutet, die Tiefe mittig beläuft sich auf ca. 2,20m. Getreu dem Motto, nur ein gebadeter Tauwurm ist ein guter Tauwurm, machte ich zwei Ruten fertig. An die erste, die Balzer montierte ich eine stinknormale Futterkorbmontage ran. Eine Mischung aus zerkleinerten Tauwürmern mit etwas Kies, Semmelbröseln und Haferflocken und einen Tauwurm an den Haken. Und ab damit in die Bachmitte.

    Die DAM-Rute bestückte ich mit einer einfachen Pose, die ich kontinuierlich etwa 50-80 m treiben ließ, um sie dann langsam wieder zu mir zu ziehen. Das hatte ich nun schon ca. 1 Stunde getan, als eine Mutter mit ihrem 6-jährigen Sohn an den Bach kam, der einen Weidenstock in der Hand hielt mit einer Paketschnur daran, an der wiederum ein kleines Holzstück lose am Ende hing. Naja zu diesem Zeitpunkt wußte ich nicht, dass der kleine Mann 6 Jahre alt war, das ergab sich im Gespräch.
    Die junge Mutter ( ca. 30 Jahre alt) lächelte und sagte : " Wir waren schon letztes Wochenende hier, da hat Arne ( so heißt der Lütte) hier einen Angler gesehen.Und heute hat er so lange gedrängelt bis ich ihm den Stock fertig gemacht habe und hier an den Bach gegangen bin mit ihm."
    Aha, dachte ich. Das kann ja lustig werden. Aber da ich ja auch mal Papa von einem kleinen Jungen war, der jetzt 28 Jahre alt ist, mußte ich natürlich der jungen Mutter zeigen, wie verständnisvoll ich bin.

    Zu allem Unglück hatte ich natürlich meine Kiste mit allem Gerödel dabei.
    Der kleine Mann schaute mich an und sagte:" Darf ich jetzt auch mal angeln ?" Und ich: " Na klar. Mach mal. Mal sehen, wie Du das machst".
    Der Lütte holte aus und warf seine ca. 2m - lange Paketschunr mit dem Holzstab dran in das Wasser. Das war Fehler Nr. 1 von mir.
    Natürlich warf er die Schnur über meine Feederrute. Naja, dachte ich, nicht so schlimm. Aber dann zog er die Schnur ein, was ich zuerst nicht bemerkt hatte und ich hatte dann zu tun, schnell einzugreifen, in dem ich ihm den Stock blitzschnell aus der Hand nahm, um meine Rute zu retten.
    Das wiederum bewirkte einen Weinkrampf bei dem nun erschreckten Jungen aus. Jetzt versuchten die mutter und ich in zu beruhigen, was mir dadurch sehr schnell gelang, weil ich zu ihm sagte: "Hör mal Arne, tut mir leid, dass ich Dich erschrocken habe. Aber weißt Du was, das mit dem Holz an Deiner Schnur funktioniert nicht. Da muß ein Haken dran sein, sonst kannst Du keinen Fisch fangen."
    Arne sah mich ganz erstaunt an und fragte nach, ob der "Onkel" , damit war ich gemeint, denn einen Haken für ihn hat.
    Jetzt machte ich meinen zweiten Fehler. Ich habe immer eine kleine Spule mit Schnur dabei. Also nahm ich die Spule Schnitt ca. 3m ab und dann habe ich den Fehler Nr. 3 gemacht. Ich habe ihm auch noch ein kleines Vorfach daran montiert, etwas bebleit und ihm geholfen im Abstand von ca. 3m Entfernung von meinen Ruten Bach aufwärts Schnur und Haken ins Wasser zu werfen.
    So nun saß er da, ganz ruhig. So ein liebes, ruhiges und erwartungsvolles 6-jähriges Kind habe ich noch nie im Leben gesehen.

    In der Zwischenzeit erfuhr ich von der jungen Mutter, dass sie alleinerziehend ist, der Vater des Kindes den Jungen nur alle 6 Wochen besucht, sich aber ansonsten wenigstens finanziell anständig verhält und regelmäßig seine Alimente zahlt. Also alles Dinge, die ich unbedingt wissen muß. Besonders, wenn ich selbst ein wenig in Ruhe angeln möchte.

    Bei meinen Ruten tat sich nichts. Der kleine Arne saß und ließ sich auch nicht nach einer halben Stunde Warten von seiner Mutter überreden doch mit ihr nach Hause zu gehen, wo es lecker Quarkkuchen geben sollte mit Schlagsahne . Nein Arne wollte einen Fisch angeln.

    Hilfe suchend sah mich die junge Frau an, worauf ich nur grinste und mit den Schultern zuckte.

    Ob Ihr es glaubt oder nicht. Die Frau hat das Glück auf ihrer Seite. Plötzlich verkrampft sich die Hand von Arno und der Stock droht ihm wegzurutschen. Ich hüpfe schnel zu ihm und halte den Stock am hinteren Ende fest. Ich merke sofort, dass an seinen Stock etwas gebissen hat. Nicht zu stark aber ein deutlich erkennbarer Biss.

    In diesem Augenblick bin ich wieder etwas ärgerlich, weil meine Frau mein Handy mit hat zu ihrer Freundin und ich keine Digitalkamera habe und wenigstens den kleinen Arne jetzt mit seinem ca. 10 cm langen Rotauge an der Weidenrute hätte fotografieren können.

    Aber das fällt leider aus.

    Das Duell Weidenstock gegen DAM- und Balzer hat klar der Weidenstock gewonnen.

    Erstaunlicher Weise war Arne sofort bereit, den Fisch wieder ins Wasser zu lassen, nachdem ich ihm erklärt hatte, dass dieser sonst sterben würde, weil seine Mutter mir andeutete, dass sie bitte den Fisch nicht mitnehmen wolle.

    Es muß sich ab heute also bitte niemand mehr wundern, wenn ich Fragen zu Angelruten nicht beantworte :D

    Einen schönen Restsonntag wünscht


    Osmar

  • @ Osmar,
    fand ich einer super Aktion von dir. :gut
    Ich denke mit dem Kleinen hast du einen Freund fürs Leben gefunden. Ich wette mit dir, dass das nicht das letzte Mal war und das du uns mit Sicherheit noch einiges von Arne erzählen wirst.
    Gruß
    Ralf

    Delirant isti Romani

    Danke Jungs auf die nächsten 50

  • Hi Osmar.

    Ein schöner Bericht.
    Aber eines stört mich.....

    Zitat

    Aha, dachte ich. Das kann ja lustig werden. Aber da ich ja auch mal Papa von einem kleinen Jungen war,...


    und

    Zitat

    In der Zwischenzeit erfuhr ich von der jungen Mutter, dass sie alleinerziehend ist, der Vater des Kindes den Jungen nur alle 6 Wochen besucht, sich aber ansonsten wenigstens finanziell anständig verhält und regelmäßig seine Alimente zahlt. Also alles Dinge, die ich unbedingt wissen muß. Besonders, wenn ich selbst ein wenig in Ruhe angeln möchte.

    Komm Osmar....

    ..das hat dich doch wirklich nicht gestört.
    Warum? Du gibst die Antwort doch selbst:

    ...junge, ca. 30jährige, allein erziehende Mutter.... :D :D :D

    und

    Zitat

    Meine Regierung.........war bei Ihrer Freundin zum Kaffeeplausch

    Sei ehrlihc...das Einzige, was störte, war der 6Jährige!!! ;)

    Ich freue mich, wenn es regnet.

    Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch.


    Karl Valentin, deutscher Humorist * 4.Juni 1882; † 9.Februar 1948

    2 Mal editiert, zuletzt von Addi (10. März 2008 um 06:49)

  • moin Addi,

    :D was wäre so ein Bericht ohne die schmückenden Beigaben ! Dann hättest Du doch nichts zum Lästern :-)) :-))

    Ein kleiner Hinweis: es stand da nichts von hübscher ca. 30 jähriger, alleinerziehender Mutter ;)

    Aber Du hast es richtig erkannt. Richtig gestört hat ihre kleine Familiengeschichte nicht.

    und hierzu:

    Zitat

    Sei ehrlihc...das Einzige, was störte, war der 6Jährige!!!

    Ich bin doch kein Lothar Mathäus :mahn:

    schönen Tag noch 8-)

    Gruß
    Osmar

  • Moin Osmar,

    mann waren wir froh als es in der "Spowa" Bambusruten ( Stippen) zu kaufen gab.........

    Aber damals ( Früher) haben wir bald mehr gefangen als heute mit den hochmodernen Ausrüßtungen.........und Spaß hats gemacht, nen Wassereimer voller Plötzen und Rotfedern.

    Gruß Reinhold

    Krempel nicht die Hose hoch bevor Du den Bach gesehen hast!

  • Moin B* D *B,

    ja das wird es sein!!

    Bambusstock......ein Stück Sehne.........Weinkorken..........Wickelblei........Haken.......und ab zum Angeln.

    Jaaaaa, das waren noch Zeiten!!


    Gruß Reinhold

    Krempel nicht die Hose hoch bevor Du den Bach gesehen hast!

  • :D :D klingt ja, wie:" Vorwärts in die Vergangenheit !"

    Aber richtig ist, die alten Methoden wieder anzuwenden, Fischen das an Köder anzubieten, was die Natur ihnen eigentlich gibt.

    ansonsten bitte an den einzig wahren Spruch von Honecker denken:

    "Vorwärts immer - rückwärts nimmer ! "

    Gruß
    Osmar

  • Moin moin Osmar

    In die Vergangenheit,nein ;-)aber das Aussterben der alten Methoden sollte mann schon ein wenig entgegen wirken :gut schließlich haben die Fische früher auch nicht schlecht gebissen :gut außerdem kennen die Fische das schon nicht mehr ?-(


    Gruß aus Neustadt

    Nicht jeder Angeltag ist auch ein Fangtag

  • hallo BigDorschBaby,
    ja sehe ich auch so. Deshalb verzichte ich auch auf Experimente mit allen möglichen Flavours oder wie das Zeug heißt. Der Dorsch bekommt seinen Watti oder Heringsfetzen, die Forellen ihre Maden und Insekten und die anderen Fische auch nur das, was naturell normal ist. Entweder sie beißen oder sie lassen es. beißen sie , freue ich mich und wenn nicht, war es eben ein schöner Angeltag oder Abend. Basta !

    Gegen Wobbler oder Spinnner und dergleichen habe ich nichts, weil es ein legitimer Trick ist, meine ich.


    Gruß
    Osmar

  • Hallo,
    die Angelindustrie ist heute einer der Umsatzstärksten in unserer Wirtschaft. Das heißt, es muss verkauft werden auf Teufel komm raus. Hatte ein gutgehender Angelladen noch vor 20 Jahren 40 qm Ladenfläche, sind es heute 1000 qm um überhaupt konkurenzfähig zu sein.
    Schaut man sich das Angebot an, so ist ein Bruchteil wirklich zum Angeln geeignet. Der Rest eignet sich eher für eine Fischscheuchanlage.
    Ich habe vor Jahren ein paarmal mit Sänger-Anglern auf Fehmarn in der Brandung geangelt. Die Jungs probierten ihre Neuentwicklungen aus. Ich binde meine Naturködervorfächer selbst ohne großartigen Klimbim dran. Am Ende hatte ich meist mehr Fische in der Kiste als die "Profis".
    Mein Grundsatz daher: bleib so nahe an der Natur wie möglich.
    Fischfinder (außgenommen auf See) sind föllig überflüssig wenn man Uferprofile richtig Deuten kann. Auch ein Elektronischer Bissanzeiger ist überflüssig bleibt man bei seiner Rute sitzen. Es kann viel spannender sein eine Pose, oder Rutenspitze zu beobachten, als sich von einem schrillen Kreischton wecken zu lassen.
    Auch die Umgangssprache der Angler (insbesonderer der Karpfenangler) sollte mal wieder "herunter kommen". Nicht was hochtrabend klingt ist auch gut und fängig. Falsch ist anzunehmen, wer mehr Fremdworte kann fängt auch mehr Fische.

    Es ist doch schön wenn man einen Knirps (wie vorher beschrieben) unbedarft an die Geschichte herangeht und auch Erfolg hat. Es bestätigt doch nur, dass wir den ganzen Klimbim gar nicht brauchen der uns in den Angeläden so Bunt entgegenschillert.

    Petri Heil.

  • Ööh, schöne Geschichte, in der dem "gut gerüsteten" Angler ein Schnippchen schlagen wird.

    Mit einer Bambusrute und Sehne möchte ich zwar nicht mehr angeln (kenne ich aber noch aus Kindertagen), die letzten Beiträge von Osmar und Angelstube sind mir aber sehr sympathisch:

    Von Elektronik beim Angeln halte ich prinzipiell gar nix, Naturköder sind das Naheliegendste, aber das Wobbler/Spinner-Statement von Osmar unterschreibe ich ohne Bedenken. (Addi: Statement = Aussage)

    Carp-Denglisch oder Karpfen-Speak, hallo Angelstube, finde ich schrecklich. Deshalb benutze ich beim Futterkorb-Angeln auch Nichtverwicklungsröhrchen. Kein Spaß, ich bin Deiner Meinung.