Freitag, 9 Uhr. Meine Frau hat mich mit dem Wagen zur Arbeit gefahren, weil ich mein ganzes Angelgerödel für's Wochende dabei habe. 18 Uhr ist Feierabend und dann soll es endlich losgehen; lange Zeit habe auf diesen Tag gewartet.
Doch der Tag will irgendwie nicht vergehen! Aber dann ist es endlich soweit.
Kurz nach 6 kommt mein Bekannter Dennis mit seinem Dogde PickUp an. Ein ganz schönes Geschoss..endlich mal ein Wagen, wo alles reingeht, obwohl ich mich schon eingeschränkt hatte. Zumindest hatte ich es versucht. Am Ende brauchte ich doch nur 10% von dem, was ich mit hatte!
Schnell waren wir auf der Autobahn, die unerwartet leer war. Etwa eine Stunde später waren wir in Heiligenhafen. Hier hat er sein Motorboot liegen, mit dem wir zum Angeln hinausfahren wollten. Zunächst noch schnell zu Famila und etwas einkaufen.
Ein paar Brötchen, Butter, Eier, etwas Paprika, Tomaten, Mettwurst. Die Kiste Bier durfte natürlich auch nicht fehlen.
Am Jachthafen angekommen, schafften wir sogar, alles auf einmal zu schleppen. Und da war das Boot……nein die Jacht!
11,8m lang und mit allem ausgerüstet.
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Zu erst zeigte mir der Skipper sein Reich. Im Bug -eine Etage tiefer- hatte er seine Kabine. An der Decke DVD mit DVBT und drehbarem Klappmonitor. 'Kulturfilme' in jeder Lage!
Gleich daneben das Klo. Kurz davor die Kombüse (für Laien: Die Küche!) 2 Flammen Ceranfeld, Spüle, Sitzecke, Kühlschrank mit Gefrierfach und im 'Keller' Stauraum für Getränke etc.
Neben dem Ruderstand mit Kartenplotter und Radar etc.
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die 'Wohnstube'! Eine bequeme Sitzecke, Fernseher mit SAT-Empfang, Radio.
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In der Ecke die Wendeltreppe zu den beiden Gästekojen. Hier auch eine separate Toilette mit Duschkabine.
Nachdem wir die Lebensmittel im Kühlschrank verstaut hatten, gab es erstmal ein kühles Blondes.
Der Skipper Dennis wies mich ins Boot ein. 2 Motoren, die von einem 1600 Liter Tank gespeist werden und das Boot auf max. 30 Knoten beschleunigen. Die waren schon fast leer und wenn er zum Bunkern (Tanken) muss, wird er mit Handschlag begrüßt!
500 Liter Trinkwassertank und was man nicht noch alles so braucht.
Der Wetterbericht versprach nichts Gutes. Windig sollte es werden. Den Abend oder besser die Nacht verbrachten wir mit der Vernichtung von Gerstensaft und mehr oder weniger geistreichen Dialogen. Nebenbei ließen wir jeder 'ne Rute zu Wasser. Leider fing nur Dennis einen Aal.
So klönten wir bis 4 Uhr morgens und wurden mit einem wunderschönen Sonnenaufgang belohnt.
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Die Müdigkeit und die urgemütliche Koje, die einem nicht aufstehen ließ, hielten mich bis 13:30 Uhr fest! Dennis hatte inzwischen Zeitungen gekauft und las und las…Ich wusste gar nicht, dass da soviel drin steht!
Das Bier hatte seine Wirkung noch nicht verloren, und ich spürte einen leichten -nicht vorhandenen- Wellengang!
Aber wer saufen kann…….
Irgendwann legten wir dann ab. Der Wind hatte wieder zugenommen und blies aus Südwest. Der Skipper wollte versuchen, die Saggersbank Nähe Großenbrode zu erreichen. Doch als wir unter der Fehmarnsundbrücke durch waren, überlegte er es sich anders. Zumal der Wind auf 7 zulegte. Er wollte es Höhe Meeschendorf versuchen, doch da der Tank fast leer war, rollte der Kahn zu stark. Vorsichtshalber legten wir die Schwimmwesten an, denn die Reling ist nicht besonders hoch. Sicherheit geht eben vor.
Also wieder zurück. Dennis ging kurz vor Heiligenhafen dicht unter Land -so ca. 150m- vor Anker.
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Nachdem er hier nur eine Flunder 'gezogen' hatte, verlegten wir noch einmal um 300 Meter weiter. Ich hatte meine 35 Jahre alte D.A.M Sportex dabei. Dieser 'Knüppel' -das ewige Kellerkind- sollte auch mal wieder etwas zu tun bekommen. Hier kamen zwei Haken dran, dazwischen ein selbst gegossenes 90g Laufblei. Der untere Haken mit kleiner roter Auftriebsperle, der obere Haken bekam eine Lockperle mit Flügeln, die sich schön in der Strömung dreht. Durch den Knüppel merkte ich auch den Biss nicht. Erst beim Einholen sah ich den Horni, der auf den 'Flügler-Wurm- ging und aus der Geflochtenen versucht hatte, einen Pullover zu stricken!
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Es dauerte eine Weile, bis ich alles entwirrt hatte.
Kurz darauf fing ich noch eine schöne 40er Flunder.
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Der Wind war inzwischen abgeflaut und die Sonne lugte teilweise hervor. Langsam senkte sie sich gen Horizont, als meine andere Rute an der Reling entlang rutschte. Hier hatte ich 2 Haken einfach nur an zwei Schlaufen gebunden und mit 100g Blei auf Grund gelegt.
Ich setzte den -eigentlich unnötigen- Anhieb und merkte sogleich das Zittern. Ich rechnete mit einem schönen Dorsch, doch als ich dann einen silbernen Torpedo an der Oberfläche sah, schlug das Herz gleich schneller. Dennis hatte die Videokamera in der Hand und musste sie schnell wieder weglegen und den Kescher holen. Er stieg zur schmalen Badeplattform hinab und ich ließ den Fluchten lauf. Doch dann konnte er ihn endlich keschern. Eine wunderschöne Meerforelle von 50 cm hatten wir im Netz.
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Damit hatte ich nicht gerechnet. Der Magen war vollkommen leer…..die Mefo muss völlig ausgehungert gewesen sein!
Kurz darauf fing Dennis noch einen schönen 50er Aal. Dick wie ein Kinderarm.
So hatten wir von jedem etwas.
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Inzwischen war die Sonne in einem prächtigen Farbenspiel untergegangen und der Skipper ließ zum Einlaufen sein Radar an. Mit dem Suchscheinwerfer strahlte er die reflektierenden Tonnen an und er fand so den richtigen Weg. Die beiden Pfähle zur Box ließen dem Boot nur je 20 cm Platz. Doch mit dem Bugstrahler zirkelte er die Jacht sicher in die Box. Ich warf die Tampen über die Pfähle und sprang vom Bug auf den Steg, um hier das Boot vorn zu sichern.
Anschließend spielte ich den Smutje und es gab Melemen. Hab ich aus der Türkei mitgebracht: Paprika, Zwiebeln und Tomaten kleinschneiden und in der Pfanne anschmoren, etwas Mettwurstwürfel (als Ersatz für Sucuk= türkische Knobiwurst) und dann 6 Eier reingerührt. Gegen 1 Uhr nachts verabschiedete sich Dennis und begab sich in die Koje. Ich trank noch ein Bierchen, schaute mir einen alten Western an und war um halb 3 im Bett.
Kurz nach 9 konnte ich nicht mehr schlafen. Dennis lag noch in seiner Koje. Ich dachte, er liest wieder Zeitung, doch er schlief noch. Das merkte ich jedoch erst, als er auf meine Ansprache hin stöhnte!
Eigentlich wollte er noch ein Stündchen, aber nun war er wach! Wir gingen zum Supermarkt, Bäcker und noch zum Angelladen für 50 Watties. An Bord kräftiges Frühstück und dann legten wir wieder ab.
Diesmal ließen wir den Anker kurz vorm Sund runter. Hier ist Sandboden mit Muschelbänken und der Tiefenmesser zeigte um die 6 Meter. Der Wind kam aus West bei Stärke 3. So ein Wetter hätten wir uns am Vortage gewünscht.
Zwei Ruten waren wieder auf Grund, mit der Dritten versuchte ich es auf Dorsch. Zunächst mit der 'Plumpse', also einfach Blei unten dran und zwei Jigs als Beifänger. Dann mit Pilker von 75 und 90 g. Doch leider war kein Dorsch in der Nähe.
Ich fing noch 3 schöne Flundern und Dennis zog 5 'Platte' raus.
Gegen 18 Uhr liefen wir wieder in den Hafen ein. Während der Rückfahrt schrubbte ich das Achterdeck und packte alles zusammen, so dass wir auch kurz nach dem Anlegen nach Hause fahren konnten.
Den Horni haute ich mir Abends noch in die Pfanne, der andere Fang wurde nochmals gesäubert und eingefroren.
Für mich war dies ein einmaliges Angelerlebnis, zu Zweit auf einer Jacht und ungestört dem Hobby nachgehen. An diesen Erinnerungen werde ich sicher noch lange zehren können.
Der schönste Satz, den Dennis noch von sich gab: Das machen wir mal wieder!!!!
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