Das richtige Futter für die Stippangelei – eine fast unendliche Geschichte!

  • Moin
    Ein Zitat mal von unserer AVS Seite


    Als junger Mann glaubte ich, angeln zu können; schließlich war ich ja bei Fritz Espenhain „in die Lehre” gegangen. Irgendjemand erzählte mir damals, Hans hätte in drei bis vier Stunden etwa 50 Fische gefangen; ich aber gerade mal fünf. Ich habe Hans beobachtet – und zu meinem Entsetzen war es tatsächlich so!
    Denn das Angeln besteht nicht nur aus Schnur, Schwimmer, Haken und Köder, sondern es umfasst noch etwas mehr – nämlich das Futter. Es richtet sich zunächst nach dem Angelgewässer (stehend oder fließend), nach dem Fischbestand und der Jahreszeit. In den vergan ge nen Jahren wurde auf diesem Gebiet unheimlich viel experimentiert. Für rund fünf Millionen Euro hat die Industrie mit Pheromonen experimentiert. Aminosäuren sind ein anderes Kapitel. Besser, wir überlassen dieses Thema anderen.
    Wenden wir uns lieber dem in der Natur vorkommenden Futter und den Besonderheiten der Fische zu. Wie und was schmeckt der Fisch? Seine Geschmacksknospen befinden sich im Maul, auf den Lippen, außen am Kopf und über den Körper verteilt. Fische schmecken „süß”, „sauer”, „bitter” und „salzig”. Plötzen wollen es etwas mehr würzig, auch ein bisschen süß und in der kalten Zeit sogar etwas salzig. Dann sind auf 3 Liter Futter 200 g Salz nicht übertrieben.
    Ich glaube, dass man das Futter den Farben des Untergrundes anpassen sollte. In meinem Gewässer sind das schwarz, rot und braun. Zu helles Futter schreckt den Fisch ab, er ist für Räuber zu gut zu sehen. Im Herbst sind viele Kleinfische da. Dann muss das Futter sehr fein sein, denn die kleinen Fische werden sonst zu schnell satt. Für Plötzen ist eine Wolke und aktives Futter sehr gut – also Futter, das zu Boden sinkt und durch Zugabe von ölhaltigen Substanzen wie gemahlenem Hanf aufsteigt, das Öl an der Oberfläche abgibt und wieder sinkt.
    Anders sieht das bei Blei und Güster aus: Beide fressen wie toll, fast bis zum Platzen. Ihr Futter kann hell sein wie beim Karpfen, auch sind die Futterbestandteile grober. Das Futter sollte am Vorabend schon angefeuchtet werden, um es ruhig am Gewässergrund anbieten zu können. Karpfen, Blei und Güster sind wahre Leckermäuler. Sie mögen Süßes wie Copra Melasse oder PV 1 Collant.
    Beim Futterherstellen gibt es jede Menge Futtermehle und Aromen, Kanal-Plötze, Euro-Cup, Barbe-Spezial, Match Mix usw. Aromen wie Erdbeere und andere Fruchtaromen sind auf Karpfen und Bleie im Sommer zu empfehlen; zudem Supervanille, Caramel, Coco Brassen und Mystery Mix als Einzelaromen und fertige Aromamixe wie Lacto, Explosiv, Praxx, Brassen Competition, Rotauge. Meine Mischung ist recht verlässlich. Hanfmehl und Leber sind ein Geheimtipp, auch Rizinus fördert die Verdauung und hat Auswirkungen auf die Futteraufnahme. Das Beißverhalten richtet sich sehr stark nach dem Wetter, Wind und der Temperatur. Seien wir froh, dass wir (noch) nicht so recht dahinter gekommen sind – sonst wäre das Angeln ja langweilig.
    In jüngerer Vergangenheit habe ich mich wieder an die Zeiten vor der Wende erinnert und sehr einfache Mischungen verwendet. Hier eine Auswahl für stehende und fließende Gewässer: Die Farbe kann man heute mit Futterfarben sehr gut beeinflussen, das muss jeder selbst entscheiden. Entweder verwende ich gleich eine Basismischung, oder ich stelle sie selbst zusammen. Wir haben damals 30 % Semmelmehl, (besser ist dunkles Brotmehl), 30 % Maismehl und 30 % Maulwurfserde genommen. Dazu kommen als Aroma Vanille, Koriander, Anis, Zimt oder Fenchel. Inzwischen gibt es eine Unmenge an Aromen, das muss ausprobiert werden. In stehendem Wasser ist die Zugabe von TTX-Maiskuchen als Wolkenbilder zu empfehlen (5-20 %).
    Bei großem Aufkommen von Blei oder Karpfen sind zerdrückte gekochte Kartoffeln und Mais empfehlenswert, geröstetes Hanfmehl (zwischen 5 und 10 %) ist notwendig. Im Fließwasser gilt das Gleiche, nur muss das Futter hier schwerer und bindender sein. Für Döbel hat sich wie bei Barben geriebener Parmesankäse als äußerst fängig erwiesen (5 bis 10 %), sowie – und das ist sehr wichtig – die Zugabe von Lebendködern wie Maden und zerhackte Würmer. Im Spätsommer und Herbst verwende ich gern Pinkis wegen der kleinen Fische.
    Und nun ab ans Wasser – die Frühjahrsplötze wartet.