Gestern war ich beim Angelhöker meines Vertrauens. Ich löste den Gutschein ein, den mir meine Schicht schenkte, als ich sie zum Geburtstag einlud.
Es sollte auf jeden Fall eine neue Schnur für meine Spinnrolle werden. Die Power Pro war mein Wunsch. Doch die war vergriffen; soll fast überall vergriffen sein!
Also entschied ich mich für die Spiderwire in 0,12, mit 7,1 kg und in rot. Ich sagte zu Tim: 200m! Er unterfütterte Pi mal Auge und am Ende waren 220m drauf!
Dann noch durch den Laden: Links rum, rechts rum, vorn schauen, hinten schauen, rechts rum, links rum, bestimmt ne Stunde, obwohl der Laden echt klein ist, dann hatte ich mein Körbchen entsprechend bestückt und der Gutschein war getilgt.
Ein Schwätzchen und ab nach Hause. Um 17 Uhr ins Bett, da ich noch Nachtschicht hatte.
Ich stand um 19 Uhr auf und sprang unter die Dusche. Das Essen dauerte noch 10 Minuten. Da ich in den zwei Stunden zuvor eh nicht geschlafen hab, sondern über’s Angeln nachdachte, wurde die Idee geboren, nach der Nachtschicht gleich noch für ne halbe Stunde zu Angeln…so als Beruhigungspille nach dem Dienst.
Also schnell in den Keller, meine Reiserute geschnappt, Angelschein, Messer, Blinkerkiste pp.
Dann gab’s Essen. Dazu noch einen Kaffee, auf’s Klo, Zähne putzen und rauf auf den Drahtesel.
Ich war im Innendienst und hatte es einigermaßen ruhig. Suchte im Internet nach günstigen Mietwagen für Madeira, da wir es grad am Nachmittag gebucht hatten. Und natürlich, wie dort die Gepflogenheiten bzgl. des Angelns sind.
Dann die Backschaft, sprich Küche pp aufräumen und schon war der Feierabend da. Ich wurde pünktlich abgelöst und jetzt fing auch schon das Jucken in den Fingern an….
Mit dem Fahrrad sind es knapp 15 Minuten gemächliche Fahrt, bis ich zu einem kleinen Bachlauf kam, wo ich schon einmal überraschender Weise einen 70er Hecht gefangen hatte. Ein schönes, zugewachsenes Plätzchen. Ein Urwald in der Großstadt.
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Schon aus gewisser Entfernung hörte ich das Rauschen….
Der starke Regen der letzten Tage und besonders von Gestern hatte den Bach anschwellen lassen. Genau wie beim Hechtfang. Also ein gutes Zeichen. Der Himmel war bedeckt, die Luft feucht und angenehm im der Temperatur. 6 Uhr, eine gute Zeit. Die Fische müssen hungrig sein, ich bin es ja auch!
Ich schloss meinen Drahtesel an, nahm die beiden Satteltaschen in die Hand und begab mich in das Dickicht. Ich rechnete eigentlich mit viel mehr Spinnenzeug pp., aber davon war recht wenig da.
Dann die Taschen abgestellt und die Rute fertig gemacht.
Der Bach ist gerade mal 4m breit und gleich in am anderen Ufer hörte ich einen Räuber. Das muss ein ‚Guter‘ gewesen sein, dachte ich.
Als alles montiert war, warf ich natürlich genau dorthin. Welch Dünnsinn, da der Räuber mit Sicherheit weiter gezogen war. Aber Versuch macht Kluch!
Ich hatte einen recht großen Spinner dran. Jetzt warf ich den Bach Flussabwärts. Der Spinner flog davon…..15m weiter ins Gebüsch.
‚Scheiß Schnur…damit wirft man viel zu weit!‘ versuchte ich meine Dusseligkeit herunter zu spielen.
Der Spinner, den ich mir am Vortage gekauft hatte, hängt noch dort!
Also einen neuen dran.
Dann wieder in die andere Richtung werfen…langsam….sachte…nicht zu doll! Hier ist wenig Platz!
Plötzlich sehe ich was huschen…Rums…der sitzt…dicker Brocken….
Oh nein…ein ‚Klodeckel‘! Ein Brassen von 40 cm, direkt oben an der Rückenflosse gehakt. Der war direkt auf meinen Spinner los und drehte wohl im letzten Moment ab, blieb aber mit seinem Kamm hängen!
Es nutzte nichts, er musste aus dem Wasser. Der Drilling saß verdammt fest. Aber irgendwie hab ich ihn dann doch gelöst. Der Brassen schwimmt wieder, denn er ist nicht nach meinem Geschmack.
Nach ein paar weiteren Würfen wechselte ich zu einem kleinen Spinner mit rötlichem Blatt. Eher etwas für Forellen, aber egal. Davon soll es hier auch ein paar geben!
Gleich zu Anfang ging ein Barsch dran. Wieder ein Addi-Barsch, also ein U-10!
Wieder werfen….gegen den Strom, mit dem Strom.
Plötzlich ein heftiger Biss, nur wenige Meter entfernt, Bremse lockern, die Schnur zieht hin und her, langsam drillen, der Fisch kommt näher, die Wasseroberfläche verwirbelt, dann ‚platscht‘ und schäumt es und dann ist er gelandet….
Mein erster richtiger Barsch!
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Niemand da, der Petri ruft, also selbst auf die Schulter klopfen.
Ein schönes Exemplar.
So kann es weiter gehen, dachte ich und die Müdigkeit war wie weg geblasen.
Ich warf wieder und wieder aus. Dann wieder ein Ruck, diesmal weiter entfernt flussabwärts.
Oh Mann, der zieht ja ganz schön; langsam drillen…in dem trüben Bach sind bestimmt Äste und andere hängerträchtige Hindernisse.
Noch so ein Barsch und ich fall vom Glauben ab, wo ich doch bisher immer nur die Babys hatte.
Dann kam der Fisch hoch. Nein, kein Barsch, der hier ist Silber. Ein Zander? Schiet, der ist untermaßig….
Nein, kein Zander….das….das … ist eine Rotauge…der Drilling voll im Maul!!!
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...oder doch eine Rotfeder???
Ein schönes Exemplar. Wunderschön. Normalerweise bin ich kein Weißfischfan, aber dieser Fisch hatte selbst schuld: Wer schön sein will, muss leiden! Aber nur kurz, dann befand er sich ausgenommen neben dem Barsch in der Tüte.
Da muss doch noch was geh’n….
Und bereits zum 4.Mal klatschte es am ggü.-liegenden Ufer, 3m von mir entfernt. Aber ich konnte diesen Räuber dort nicht für meinen Blinker interessieren.
schaute auf meine Uhr. Huuuch….es ist ja schon nach 8!!!! Aus dem halben Stündchen waren 4 geworden, also 2 Stunden! Meine Güte, wie die Zeit doch rennt.
Noch ein paar Würfe…die schaffst du noch….da muss noch mehr drin sein!
Dann wieder ein Ruck. Wieder dort, wo auch das Rotauge biss. Langsam drillte ich den Fisch ran. Diesmal war es ein Hecht, der sich den kleinen Spinner einverleiben wollte.
Ich hatte ihn fast am Ufer, als er sich befreien konnte. Das war auch gut so, denn der Hecht hatte vielleicht gerade mal 38 cm. Ich wünschte ihm gute Reise und wir sehen uns wieder….!
Dann aber packte ich meine Sachen. Knapp 20 Minuten später war ich zu Hause. Meine Frau war schon fast mit dem Frühstück fertig, was mich wunderte, da wir sonntags gern auch mal ausschlafen! Zwei Brötchen hatte sie für mich mit gemacht.
Die beiden Fische filetierte ich noch, verschlang die beiden Brötchen und legte mich dann zu Bett. Den Wecker auf 14 Uhr gestellt, denn ich darf heute Abend nicht zu spät ins Bett, da ich morgen wieder früh raus muss.
Mit einem Lächeln im Gesicht fiel ich dann ins Reich der Träume.
Und heut Abend gibt es Fisch!
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...beide maßen übrigens 33 cm.
NACHTRAG:
War wohl ein Aland, auf jeden Fall Y-Gräten und davon so viel, dass man den Fisch fast nicht essen konnte.
Als ich die Flets geschnitten hatte, habe ich sie nicht gefühlt.
Geschmeckt hat es trotzdem:
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