Watt wird aus dem Watt ohne Wattwurm

  • Brandungsangeln sollte in diesem Jahr meinen Spätsomerurlaub prägen. Die neune Abumultirollen waren endlich aus England eingetroffen und sollten eingeweiht werden.

    Warum es anders lief, kurz geschildert.

    Bereits beim ersten Klönschnak kurz nach unserem eintreffen am Sommerhaus mit einem 84 jährigen Nachbar wurde mir klar das dieses Jahr etwas anders ist als sonst.

    Massenweise tote Wattwürmer hätten Ende Juli den Strandsaum auf Kilometerlänge geziert und das in einer Breite von bis zu 1,5 m. Der alte Nachbar war an diesem Tag durch masives Mövengeschrei und einen vom Strand zu den Sommerhäusern wehenden Verwesungsgeruch neugierig geworden und hatte sich über die Dünen zum Strand begeben. Dort sah er dann die Katastrophe. An diesem, vom Trubel der Turisten verschonten, abgeschiedenen Strandabschnitt häuften sich die vergammelten Wattwürmer.

    Diesen Zeitungsartikel hatte der Nachbar ausgeschnitten und ihn mir zum lesen gegeben.

    Hinter den toten Wattwürmern vor dem Fluss Elling Ä ist keine Verunreinigung zu vermuten


    Strandby: tausende tote Wattwürmer liegen am Strand zwischen Strandby und Rönnerhafen.
    Viele Norddänen haben große Haufen von toten Wattwürmern am Strand gefunden, dieses Phänomän hat auch die Polizei auf den Plan gerufen.

    Wir haben sofort Streifen an den Strand geschickt um eine eventuelle Ursache zu finden und können berichten, das es keine Verunreinigung im Wasser gab. Wir haben keinen Hinweis auf die Urache finden können ,sagt der Wachhabende der Polizei in Frederikshavn.

    Diese Mengen toten Wattwürmer bilden nun Futter für die zahlreichen Möven am Strand.

    So die Übersetzung des Zeitungsartikel, den ihr hier auf dänisch finden könnt.

    http://nordjyske.dk/nyheder/doede-…522be7d7/4/1513

    In dem Artikel wäre alles sehr harmlos dargestellt meinte der Alte Nachbar. In Wirklichkeit wäre es für ihn erschreckend gewesen. So etwas hat er noch nie erlebt an diesem Strandabschnitt. Der Streifen der toten Wattwürmer zog sich von Frederikshavn bis fast nach Skagen am Strand entlang, über fast 35 Kilometer Länge.

    Wie schlimm es tatsächlich war konnte ich am kommenden Morgen bei zurückgehendem Wasser feststellen. Dort wo sich noch im Frühsommer unzählige Wattwurmhaufen am Strand befanden. gab es nichts mehr zusehen, als glatten Wattboden. Konnte man früher hier auf zwei Quadratmetern innerhalb kürzester Zeit 100 Wattwürmer graben, so gab es jetzt nicht einen einzigen Wattwurmhaufen am gesamten trockenen gefallenen Watt zu sehen und dies über fast 35 km Strandlänge. Die ersten Wattwurmhaufen konnte ich erst ca. 100 m vom Strand entfernt in etwa zwei m tiefem Wasser ausmachen. So bleibt zumindest die Hoffnung, das sich mittelfristig auch der Wattwurmbestand im flachen Wasser wieder ausbreitet.

    Über die Ursache wurde nur Mutmaßungen angestellt. Die Umweltbehörden gehen davon aus, das angetriebene, abgestorbene Algen, den Sauerstoffgehalt im flachen Wasser aufgezehrt haben und das dadurch die gesamte Population der Wattwürmer zu Grunde gegangen ist. Es wird vermutet, das die Wattwürmer,auf Grund der Verunreinigung wohl ihre Röhren verlassen haben und dabei erstickt sind.

    Mir ist darufhin der Spaß am Brandungsanglen vergangen, außerdem bekam man in der gesamten Region keinen einzigen Wattwurm und auch keine Seeringelwurm zu kaufen.

    Das was dort stattgefunden hat, hat auch in den letzten Jahren das LEben in einigen Teilen des LImfjordes komplett ausgerottet. Alles Folgen der Klimaveränderungen, wie mir einer der Mitarbeiter des dortigen Umweltamtes erklärte.

    Was werden wir noch in den kommenden Jahren in diese Richtung noch alles erleben?

    Habt ihr von solche einem Wattwurmsterben in solch einem Umfang schon einmal etwas gehört?

    GvH Rainer


    Wenn eine Schraube locker ist, hat das Leben wenigstens ein bisschen mehr Spiel

  • Hallo Rainer

    Kann es sich eventuell um ein solches ..."Massensterben" ...wie bei den "Hermelinen" handeln,die zu tausenden "über die Klippem" springen ?-( ?-( ?-(

    Nur,.....dass evtl.. ?- .. das Watt zu trocken wird.. (Klimawandel ?-( )

    ?-( ?-(

    Gruß Hans

    Ein Freund ist ein Mensch, bei dem man auch laut denken darf.

    • Offizieller Beitrag

    Moin all,

    an der Stelle in der E´förder Bucht,wo ich gelegentlich plümper, gibt es noch massenhaft Wattwürmer.

    Rainer, Wattis kannst du doch sicher auch an anderen Stellen pümpern/graben.Im Grunde genommen,

    ist das eine Katastrophe.

    Mit Petri Heil

    Flunder

    Watt wär`n wa ohne Wattwurm??

    SAV Kanalfreunde Kiel e. V.

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    Wieder auf der Insel: ... gebucht vom 24. 04. 21 bis 30. 04. 21

    wir haben abgesagt.

    Der Müll muss mit !!!


    Einmal editiert, zuletzt von Flunder (18. Oktober 2012 um 11:45)

  • Hier den Klimawandel verantwortlich machen, ist sehr
    einfach, da nicht wiederlegbar, aber auch kaum nachweisbar. Darüber hinaus hat
    sich das Klima ewig geändert. Soll heißen: Klimawandel passt immer. Was aber
    unbestritten ist, das Klima hat sich noch nie so schnell verändert wie in den
    zurückliegenden Jahren.


    Ausschlaggeben für das Massensterben wird ein
    Sauerstoffmangel in einer bestimmten Breite des Spühlsaums gewesen sein. Woher
    dieser Sauerstoffmangel nun rührte, können wir hier sicherlich nicht klären.
    Windrichtung, Windstärke und wie lange die Windlage anhielt, werden eine Rolle
    gespielt haben. Das Einbringen von Dünger und die damit verbundene Menge der Algenbildung,
    wie auch die Sonneneinstrahlung, welche die Fäulnisbildung der Algen unterstützt,
    wird eine Rolle gespielt haben. Selbst die Phase der Gezeiten könnte eine Rolle
    gespielt haben. Kurz nach den beiden Halbmonden ( Nippzeit) haben wir sehr
    schwach ausgeprägte Hoch- und Niedrigwasserstände. Eine Springzeit (Voll-und
    Neumond) hätten die Algen vielleicht fortgetragen.


    Selbstverständlich sind die Errungenschaften der Menschheit
    mitverantwortlich für den raschen Klimawandel. Es bring jedoch niemanden was,
    wenn von den Medien dieser Wandel ständig und immer wieder als Erklärung für
    unangenehme Ereignisse herangezogen wird.

  • Hallo Klaus,

    es ist müßig über die Ursachen zu debattieren, wir ändern es nicht mehr und dadurch wird es auch nicht Rückgängig gemacht.

    So wie mir der verantwortliche bei der Umweltbehörde dort auf Anfrage erklärte handelte es sich wohl um eine kräftige Algenbrühe, welche sozusagen das Leben an diesem Strandabschnitt auf viele Kilometer Länge und einige hundert Meter Breite von der Küste ab erstickte.

    Grund für die Algenblüte und natürlich auch neben dem sich schnell ändernden Klima, die Aussüßung und Überdüngung der Ostsee.

    Die EInwirkung der Gezeiten kannst man auschschließen, da zur Zeit des Wattisterbens Westwind herschte und bei der Windlage dort das Wasser nur im mm- cm Bereich zurück geht. Selbst in Jahren mit starkem Ostwind über mehrere Wochen, wo das Wasser sich dort wochenlang fast 100 m zurückgezogen hatte, konnte den Wattis nichts anhaben.


    Hallo Jürgen,

    Wattis sind dort eigentlich überall in Stradnnähe zu graben, bzw. zu plümpern "gewesen". Aber plümpere mal bei rund 2 m Wassertiefe. Dazu bin ich zu klein. und im flacheren Wasserbereich war halt alles, aber auch alles komplett ausgelöscht, was Wattwurm und Co betrifft. Und da ich dort gehört hatte, das sich das ganze in der kompletten Aalbekbucht abgespielt hatte und auch noch südlicher aufgetreten ist, war dort nichts mehr mit Wattis im Bereich der zu erreichen wäre. Und an der Nordsee, dort hat man keine Möglichkeit an die Wattis zu kommen.


    Hallo Hans, also an eine kolektiven Selbstmord der Wattis, das ist eher unrealistisch.


    Wollen wir hoffen, das solche Dinge in Zukunft nicht zur Regel werden, denn sonst ...... :bad


    GvH Rainer


    Wenn eine Schraube locker ist, hat das Leben wenigstens ein bisschen mehr Spiel

    Einmal editiert, zuletzt von HAVÖRED (18. Oktober 2012 um 18:15)

  • Danke Klaus für den Artikel von Wangeroge.

    Ein trocken fallen des Wattes über längere ZEit hat eigentlich keine Auswirkungen uaf die Würmllies. Den sie bekommen den Sauerstoff, solnge der sie umgebende Boden nicht austrocknet, so deer Wattranger dort oben.

    Konnte dies in früheren Jahren selst erleben, wo dort an unserem Strand 4 Wochen das Watt komplett ohne Wasserbedeckung lag, das hat den Wattis nichts ausgemacht. Also muss es schon eine andere Ursache gewesen sein.

    GvH Rainer


    Wenn eine Schraube locker ist, hat das Leben wenigstens ein bisschen mehr Spiel

  • Hallo,


    Was sollte man den machen wenn irgendwo so ein Ereignis auftritt?


    Wenn ich mich nicht vollständig irre ist das Bestandteil der Fischereiprüfung, oder?


    Beweise sichern ist da wohl die wichtigste Aufgabe eines
    Anglers vor Ort.


    Verendete Lebewesen in einen neuen, sauberen PE- Beutel und
    möglichst schnell tief einfrieren.


    Wasser in eine saubere, mehrfach mit dem Wasser vor Ort ausgespülte
    Trinkwasserflasche (möglichst aus Glas) ohne Luft(also restlos gefüllt) füllen
    und dem nächsten Umweltamt mit Ort und Zeitpunkt der Entnahme zuführen. Bei
    Unklarheit örtliches Landratsamt anfragen. Da es sich ja um einen akuten
    Notfall handelt ist alles was du aktiv machst besser als nichts zu machen.


    Dieses Palaver mit erheblichem Abstand vom Ereignis kann nur
    sehr schwer zu Ergebnissen führen.


    Gruß Haui006