Moin,
Alle die es wissen
wie es geht, werden mich nun für total verrückt halten. Einen derartig
komplexen Ablauf kann man kaum schildern. Recht haben diese Leser, aber ich
kann es dennoch versuchen.
Wir kennen alle komplexen Abläufen wie z.B. das Abbiegen in
eine andere Straße. Blinker betätigen, Kopf drehen, auf Radfahrern achten,
dabei die Kupplung treten, Gang raus, Gang rein, Kupplung kommen lassen. Alles
ganz einfach, da es uns in Fleisch und Blut gegangen ist, aber versucht es mal
jemanden zu erklären, der Zeit seines Lebens auf einem Esel ritt. Nehmt euch
gern eine leichte Spinnrute ohne Rolle zur Hand. In meiner Beschreibung gehe
ich von einem Rechtshänder aus. Die Rechte ist unsere Wurfhand die Linke unsere
Schnurhand. Wir kümmern uns zunächst nur um die Wurfhand.
Die Stellung: Linken Fuß leicht nach vorn gebracht,
Ellenbogen zeigt zeitlich schräg abwärts. Unsere Rute stellen wir uns fest
verbunden mit unserem Unterarm vor. Wir
wedeln ein wenig bis die ersten Meter den Spitzenring verlassen haben. Das
Vorfach mit ca. 3 Meter und 4 Meter Flugschnur sind draußen, es ist langsam das
Gewicht der Flugschnur zu spüren. Spätestens jetzt sollte Kontrolle in den
weiteren Wurfablauf kommen. Wir setzen den Vorschwung, wobei unsere Rute auf
halb 11 vor uns gestoppt wird (45°). Dieser Stopp ist wichtig und die
Rutenspitze bleibt nun still stehen, jede Bewegung würde sich auf die nach vorn
schießende Unterschnur auswirken, die jetzt über einen Bogen gebildet wird. Hat
sich die Schnur gestreckt wird der Rückschwung angesetzt. Hier müssen wir
innehalten und etwas beachten. Der Rückschwung wird in der Achse der
gestreckten Schnur gesetzt und der Spitzenring beschreibt dabei einen konvexen Bogen. Sehr wichtig, daher
möchte ich es verdeutlichen. Wir stellen uns einen riesigen, flachen
Regenschirm vor. Unser Regenschirm hat auch die tollen Streben, die immer kaputt
gehen. Eine Strebe zeigt direkt in Richtung unserer ausgestreckten Schnur nach
vorn, die gegenüberliegende Strebe zeigt in genau entgegengesetzte Richtung
nach hinten. Den Stiel des Schirmes können wir wegdenken, nur der Schirm mit
seinen Streben schwebt über uns, ein Schirm mit flacher Wölbung. Nun setzten
wir den Rückschwung und zwar so, dass der Spitzenring genau den Streben folgt
und stoppen auf 45° hinter uns. Wer jetzt alles richtig gemacht hat, wird
feststellen, es geht nicht. Die Rute ist mit unserem Unterarm eins und kaum
jemand wird mit Oberarm nach schräg unten, Unterarm nach oben, diesen 45°
hinter sich bringen. Hier kommt sehr gefühlvoll der Knick ins Handgelenk, sonst
bringen wir die Rute nicht nach hinten. Das ist ein kritischer Punkt, denn
durch das Knicken des Handgelenks wird allzu oft die Gerade verlassen. Ich
erinnere nochmal: Schauen wir beim Überkopfwurf von oben auf den Fischer,
beschreibt sein Spitzenring eine Gerade. Auch häufig zu sehen, ein Anheben(
Abwinkeln) des Unterarmes in dieser Wurfphase, damit wird die Rute gehoben, unser
Spitzenring verlässt den abfallenden Bogen im Regenschirm und steigt an. Das
ist das Hauptübel dafür, dass bei ungeübten Werfern die gesamte Schnur in die
Rute knallt. Also auf 45° hinter uns kommt der abrupte Stopp und die Rute
bleibt still, bis sich die nunmehr schon 10 Meter Schnur abgerollt haben und
der erneute Vorschwung beginnt. Hiermit werden wir an kleinen Bächen zurechtkommen,
aber um die großen Weiten zu erzielen, muss das Laden der Rute durch Schieben
und Doppelzug beschrieben werden. Das aber im nächsten Teil in einigen Tagen.
Zum Schluss noch etwas sehr interessantes. Lasst mal euren
Oberarm hängen, richtet den Unterarm auf
und zeigt mit dem Zeigefinger in den Himmel. Nun der Schlag nach vorn 45° und
sauberer Stopp, aus dieser Position, nur mit dem Unterarm Schlag nach hinten.
Ungeachtet dessen, dass die 45° nach hinten nicht erreicht werden, werdet ihr
auch keinen Stopp setzen können, Der Arm federt einfach zurück. Diese
Schutzfunktion des Körpers sollte ein Fliegenfischer kennen, denn das Federn
würde sich auf die Rutenspitze übertragen und somit auch auf die Schnur. Daraus
ableitend wird z, B. ein Schlagenwurf so geworfen: Sauberer Vorschwung,
sauberer Stopp und dann ein leichtes
nach rechts und links wedeln. So kann die Schnur in Schlangenlinie
abgelegt werden. Wofür es Gut ist würde hier zu weit führen.