Die Multirolle - Teil 1 - 2 - 3 - 4

  • Hallo alle zusammen,


    ich hatte vor langer Zeit unserem User Einssiebzig zugesagt, dass ich einen Bericht über Multirollen schreiben werde. ;(


    Da mir zurzeit auf Grund des doch recht milden, feuchten Winterwetters nicht so nach Angeln zumute ist, nutze ich die Zeit und mach mich mal an den lange zugesagten Bericht. :rolleyes:


    Dass ich in dem nachfolgenden Bericht immer wieder ABU Rollen heranziehe, sowohl im Text als auch bei den Fotos, liegt darin begründet dass ich seit dem Beginn meiner Anglerkarriere 1959 mit Multirollen aus dem Hause ABU nur gute Erfahrungen gemacht habe und ansonsten auch keine Experimente eingehen möchte.


    Andere Hersteller haben inzwischen auch aufgeschlossen und bieten in dem Segment der Multirollen bestimmt auch gut gemachte Rollen an, allerdings fehlt mir da ein genauerer Einblick in das jeweilige Produktspektrum.


    GvH Rainer






    Multirolle Teil 1


    Etwas zur Geschichte der Multirolle.


    Der ursprüngliche Erfinder der Multirollen war irgendwann um das Jahr 1760 herum der Engländer Onesimus Utonson, welcher die erste Achsenrolle mit Übersetzung erfand und in England vertrieb. Leider versanken seine Rollen schnell wieder in der Vergessenheit und erst um 1815 herum, wurde in Amerika von dem Uhrmacher George Snyder die Idee mit der Übersetzung wieder aufgenommen und eine der alten Multiplikationsrolle von Utonson kopiert und auch in größeren Stückzahlen hergestellt.


    Damit begann der Siegeszug der Multirolle in Amerika, wo die Multirolle auch heute noch bei dem meisten Amerikanern an der Rute zu finden ist.


    Von Amerika aus erreichte dann dass Multirollen Fieber langsam auch das europäische Festland, wo die Firma ABU in Schweden (AB Uhrfabriken) 1940 die ersten in Europa in Serienfertigung produzierten Multirollen unter dem Namen Record herstellte. Ziemlich zeitgleich begann der Deutsche Otto Henze 1933 in Amerika mit der Produktion der bekannten Penn Hochsee Multirollen. Ein deutlich verbessertes Modell der alten Record Multirolle wurde unter dem Namen „Record Ambassadeur 5000“ im Jahre 1952 in den Markt eingeführt und damit begannen die Multirollen unter dem Namen „ABU Ambassadeur“ den amerikanischen Markt zu erobern, wo die verkauften Stückzahlen der ABU Ambassadeur alles bis dahin dagewesene in den Schatten stellt. Somit wurde ABU speziell in Amerika, aber auch in den skandinavischen Ländern zum Inbegriff der Angelrolle schlechthin.


    Inzwischen gibt es kaum noch einen Anbieter, der die Multirollen von ABU nicht irgendwie nachempfunden hat und diese in abgeänderter Optik in seinem Angebot führt.



    Multirolle, was ist das denn?


    Schon lange vor der Entwicklung der Multirollen, gab es diverse Rollen welche die Schnur auf eine im rechten Winkel zur Angel liegenden Achse aufwickelten. Alle diese Rollen hatten eins gemeinsam, sie hatten keine Übersetzung. Dies bedeutete, das Aufspulen der Schnur geschah sehr langsam also 1:1 analog zur jeweiligen Kurbelumdrehung . Also langsam oder nur geringfügig schneller, wenn die Achse der Rolle größer war und gut gefüllt mit Angelschnur war. Dies war bei allen Vorgängerrollen gleich ob sie nun Achsenrollen, Grundrolle oder auch Nottinghamrolle genannt wurde, man musste unendlich schnell und viel kurbeln.


    Erst mit der Entwicklung der Multirolle (Multirolle ist die heutige gebräuchliche Bezeichnung – früher wurde diese Rollenart auch als Multiplikationsrolle bezeichnet) wurde eine Übersetzung in die Rolle eingearbeitet, also multiplizierte sich der Schnureinzug entsprechend der Übersetzung. Heute gibt es Rollen die mit einer Übersetzung von 9:1 in der Lage sind, bei einer einzigen Kurbelumdrehung fast einen Meter Schnur auf die Spule zu bringen.




    Multirolle Teil 2
    Multirolle – Lowprofilrolle?


    Bei Multirollen unterscheidet man heute zwei Ausführungen, die herkömmliche Multirolle und die Lowprofilrolle


    Wurden bis in die 70/80ziger Jahre des letzten Jahrhunderts, Multirollen in der klassischen, runden und großen Form in Deutschland nur von Wenigen genutzt, im Gegensatz zu den skandinavischen Ländern sowie in England wo diese Rollen von der breiten Masse der Angler eingesetzt wurden (hauptsächlich beim Meeresangeln, Bootsangeln und beim Fischen auf Lachs und andere Raubfische). Mit der Entwicklung der sogenannten Lowprofilrollen hat auch bei uns in Deutschland der Anteil der Angler (hauptsächlich Raubfischangler) in den letzten Jahren extrem zugenommen, welcher auf diese Rollenart setzt und sich deren Vorteile zu nutzen macht.


    Nachdem wiederum die Firma ABU als erster Hersteller, speziell auf die Anforderungen für den amerikanischen Markt sowie auf die Anforderungen der dortigen Raubfischangler reagiert hat und die kleineren in der Regel auch leichteren, die sogenannten Baitcasterrollen entwickelt hat, sind diese auch bei uns an den Gewässern häufiger zu sehen und werden wohl auch in Zukunft noch weitere Angler begeistern.


    Nun aber zu den Unterschieden!


    Die Unterschiede, zwischen den konventionellen Multirollen oder auch als Roundprofilrolle bezeichnet und den Lowprofilrollen, besser bekannt als Baitcaster, liegen in der Bauart der beiden unterschiedlichen Rollentypen.


    Liegt bei der herkömmlichen Multirolle die Spulenachse, der Getriebemittelpunkt und auch der Mittelpunkt der Kurbel auf einer Höhe und deutlich über der Rute. So kann man auf den folgenden Fotos ganz gut sehen, dass bei der Baitcasterrolle der Getriebemittelpunkt und auch der Mittelpunkt der Kurbel deutlich tiefer liegt, als die Spulenachse.


    Dadurch ist man auch in der Lage, die Rolle beim eindrehen mit der Hand zu überdecken um somit das Ganz (Rute und Rolle) besser im Griff zu haben und auch mehr Gefühl zu erhalten beim Anbiss des Fisches, aber dazu später mehr.




    Auf diesem Foto (von oben aufgenommen) sieht man schon sehr gut den Unterschied zwischen den beiden Rollentypen.




    Auch in der Frontalansicht kann man gut sehen, dass bei der Baitcaster, alles insgesamt niedriger liegt. Das Getriebe der Baitcaster liegt direkt neben der Rutenachse was einen tieferen Schwerpunkt mit sich bringt.




    Um den Vergleich der Lage und der Gesamthöhe zu demonstrieren habe ich auf dem oberen und unteren Foto die Rutenachse als solche mit dem schwarzen Zahnrad gekennzeichnet. Das Zentrum des Zahnrades liegt auf der jeweils gleichen Höhe.




    Auf dem obigen Foto kann man sehen, dass die Baitcaster sowohl mit der Kurbel, als auch mit dem Getriebe deutlich tiefer als die Spulenachse liegt.




    Multirolle Teil 3
    Was ist dran an der Multirolle?


    Auf den nachfolgenden Bildern habe ich versucht einmal an Hand von drei verschiedenen Rollentypen (von oben nach unten – Baitcaster, Multirolle eingesetzt bei der Meeresangelei, Baitcaster Flipping) aufzuzeigen, was man an einer Multi so alles finden kann, zum drücken, schieben, drehen, etc.




    Schnurführung: ist in der Regel als geschlossener Ring ausgeführt, welcher synchronisiert mit der Kurbelumdrehung auf der Schnurführungsachse gleichmäßig von links nach rechts und wieder zurückwandert. Daher ergibt sich bei der Multirolle in der Regel immer eine saubere Schnurverlegung als bei den meisten Stationärrollen.


    Spule: meistens aus Aluminiumlegierung, zum Teil mit Lochbohrungen versehen, welche ein geringeres Gewicht der Spule ermöglichen sollen. Entsprechend der Spulengröße geht mehr oder weniger Schnur auf die Spule. Die Spule sollte nur soweit gefüllt werden, dass die Schnur nicht über das Spulengehäuse gefüllt ist, da ansonsten speziell bei Rollen in der unteren Preisklasse und bei dünner Schnur die Gefahr besteht, das die Schnur in das Gehäuse rutscht.




    Kurbel: in der Regel bei kleineren Multirollen mit 2 Griffen (Knops) ausgerüstet, welche von Freaks auch gerne aus optischen Gründen ausgewechselt (getunt) werden.


    Sternrad: mittels des Sternrades kann die voreingestellte Drillbremse sehr genau, auch während des Drills ohne das Einkurbeln der Schnur zu unterbrechen, fein nachjustiert werden. Bei der Feineinstellung der Bremskraft mittels des Sternrades wirken die Carbon Bremsscheiben je nach Drehrichtung des Sternrades leichter oder stärker auf das Bremsen ein.


    Druckhebel: nachdem der Druckhebel gedrückt ist, wird die Spulensperre gelöst und die Spule damit zum Wurf freigegeben. Nachdem der Druckhebel betätigt wurde sollte der Daumen auf der Spule liegen und dafür sorgen, dass die Schnur nicht ungehemmt abläuft, vor und auch während dem Wurf.


    Achsenbremse: sorgt für eine regulierte Drehung der Spule beim abrollen der Schnur, ebenso wie beim aufrollen der Schnur und einen sauberen Ablauf beim Wurf. Die Achsenbremse wirkt mechanisch auf die Spulenachse und sorgt dafür dass die Spule sauber in der Mitte des Rollengehäuses läuft, ohne dass die Spule zu viel Spielraum zu der Seite hin hat. Die Achsenbremse nutz man auch für die Grobeinstellung der Spulenrotation, angepasst auf das jeweilig zu werfende Ködergewicht.




    Wurfbremse: dient zur Feineinstellung der Spulenrotation beim Wurf, ohne welche es zu den berüchtigten Perücken käme bei dem Auswurf des Köders. Bei den Systemen gibt es unterschiedliche Funktionsweisen, auf welche später noch differenzierte eingegangen wird.


    Rollenfuß: liegt direkt unter der Mitte der Spulenachse und wird in den Rollenhaltern der Rute fixiert.




    Bei dieser Rolle, die bei mir Verwendung zum Brandungsangeln findet ist keine Schnurführung vorhanden, dadurch sind größere Wurfweiten möglich, da die Schnur direkt von der Spule rollt ohne durch die Schnurführung eine zusätzliche Bremsung erhält. Das saubere Aufspulen der Schnur auf die Spule erfolgt mit dem Daumen der Hand, welche die Rute hält. Dies hört sich zwar kompliziert an, ist aber mit etwas Übung schnell gelernt.




    Hebel zur Schnurfreigabe: bei dieser Version wird die Spulensperre durch das Umlegen eines Hebels aufgehoben bevor man zum Wurf ansetzt.


    Achsenbremse: dient wie bei der oben gezeigten Rolle zur Grobeistellung der Schnurablaufgeschwindigkeit. Wobei man je nach Angelart die Einstellung variieren kann. Beim Angeln vom Boot, wird in der Regel der Köder nur abgelassen und nicht geworfen, er zieht somit nur durch sein eigenes Gewicht zum Grund. Hier stelle ich je die Achsenbremse leichter ein, sodass der Köder mit kontrollierter Geschwindigkeit zum Grund des Gewässers absinkt. Und halte mit dem auf die Spule aufgesetzten Daumen die Schnur entsprechend gespannt. Dies bringt mir den Vorteil, dass ich in keiner Phase beim Absinken des Köders den direkten Kontakt zum Köder verliere. Somit kann ich auch auf Bisse im Mittelwasser sofort reagieren, da die Schnur gerade und gänzlich ohne Kringel von der Spule läuft, im Gegensatz zur Stationärrolle, wo der Kontakt in der Absinkphase des Köders auf Grund der Kringel in der Schnur sofort verloren geht und erst wieder zu Stande kommt, wenn die Schnur entsprechend angespannt ist. Beim Brandungsangeln kommt es darauf an, dass die Schnur beim Wurf mit den doch schwereren Wurfgewichten nicht zu viel Vorlauf bekommt was unweigerlich zur Perückenbildung führen würde. Da die Fliehkraft des Wurfgewicht mit dem Aufladen der Brandungsrute wesentlich schneller die Schnur von der Rolle reißt, muss die Achsenbremse hier fester eingestellt werden.


    Sternrad: mittels des Sternrades kann die voreingestellte Drillbremse sehr genau, auch während des Drills ohne das Einkurbeln der Schnur zu unterbrechen, fein nachjustiert werden. Bei der Feineinstellung der Bremskraft mittels des Sternrades wirken die Carbon Bremsscheiben je nach Drehrichtung des Sternrades leichter oder stärker auf das Bremsen ein.
    Einige Hersteller nutzen statt des Sternrades zum Einstellen der Drillbremse einen Schiebehebel der die gleiche Funktion hat wie die Sternbremse. Allerdings muss man hier, zum nachjustieren der Drillbremse, kurzfristig den Finger von der Kurbel nehmen. Ob dies ein Nachteil ist wird Geschmackssache sein und von jedem Angler anders bewertet.


    Kurbel: Die Kurbel ist bei dieser Rolle nur mit einem größeren Griff ausgerüstet. Am anderen Ende der Kurbel sitz ein Gegengewicht welches, wie ein Auswuchtgewicht am Autoreifen, für einen ruhigeren Lauf beim schnellen Einholen der Schnur wirkt. Einige Hersteller nutzen gerade bei Hochseerollen eine Kurbel, deren Schenkel länger ist und ähnlich wie die Stationärrolle mittig auf der Achse angebracht ist. Die längere Kurbel bietet einen größeren Hebelweg und hat somit eine bessere Kraftübertragung beim Einholen der Schnur im Drill, gerade wenn es um die ganz großen Fische des Meeres geht. Allerdings muss man auch mit dem Arm wesentlich größere Kurbelbewegungen machen. Wiederum andere Hersteller verwenden batteriebetrieben Elektromotore in der Rolle um die Schnur einzuholen. Auch diese werden in der Regel nur bei größeren Wassertiefen und beim Angeln auf die Riesen der Weltmeere eingesetzt.




    Zuschaltbare Knarre: über den Sinn dieser Knarre habe ich mir schon oft den Kopf zerbrochen, außer dass es nervt wenn neben einem eine Angler steht, der die Knarre zugeschaltet hat und über dieses Geräusch die Blicke der andere Angler auf sich zieht, wüsste ich spontan nicht welchen Vorteil dieses Teil beim Boots oder Brandungsangeln haben sollte. Bei mir ist es da immer ausgeschaltet.
    Bremsregulierung: dient zur Feineinstellung des Schnurablaufes beim Wurf, damit sich die Schnur nicht auf der Spule überschlägt, wenn die Fliehkraft des Wurfgewichtes nachlässt und die Spule sich schneller dreht, als die Schnur vom Gewicht von der Rolle gezogen wird. Dies hätte dann in der Regel eine Perücke zur Folge, wenn man nicht rechtzeitig mit der Drehbremse nachregulieren, oder den Daumen beruhigend auf die Spule legen würde um mit leichtem Druck die Ablaufgeschwindigkeit der Schnur zu reduzieren. Bei großen Gewichten empfiehlt es sich aber die Regulierungsbremse anzuziehen um mit deren Bremskraft die Rotation der Spule zu bremsen da es für empfindliche Finger nicht gerade ratsam ist, die rotierende Spule zu Bremsen.


    Zu guter Letzt noch eine etwas ausgeflippte Rolle, dass Modell Flipping von Abu, welches meinem Wissen nach, die erste Baitcasterrolle war welche Anfang der 1970er Jahre in Deutschland propagiert wurde.




    Sternrad: Mittels des Sternrades kann die voreingestellte Drillbremse sehr genau, auch während des Drills ohne das Einkurbeln der Schnur zu unterbrechen, fein nachjustiert werden. Bei der Feineinstellung der Bremskraft mittels des Sternrades wirken die Carbon Bremsscheiben je nach Drehrichtung des Sternrades leichter oder stärker auf das Bremsen ein.


    Freigabe der Schnurführung: Durch verschieben des Hebels wird die Schnurführung beim Wurf ausgeschaltet und läuft frei, dem Schnurablauf auf
    der Spule folgend hin und her.


    Flippinghebel: durch verschieben des Hebels wird die Rücklaufsperre beim Einkurbeln aufgehoben.


    Feineinstellung des Abrollwiederstandes: hiermit wird durch entsprechendes drehen die Ablaufgeschwindigkeit der Spule reduziert, oder angehoben, sodass dem Ködergewicht angepasst ein sauberer Schnurablauf gegeben ist.


    Zuschaltbare Knarre: beim verschieben des Hebels wird die Knarre dazu geschaltet was bewirkt dass, wenn der Fisch im Drill Schnur nimmt, ein ziemlich lautes Geräusch entsteht.


    Feststellung beim Wurf: blockiert den Wurffreigabehebel solange bis die erste Kurbelumdrehung zum einholen der Schnurr erfolgt.


    Wurffreigabehebel: durch drücken dieses Hebels wird die Spulensperre aufgehoben und die Schnur läuft von der Spule ab.





    Schubhebel zur Veränderung der Magnetbremskräfte: dient der Feinjustierung der Bremswirkung beim Wurf. Durch verschieben des Hebel in Richtung +, oder – werden die Bremsmagnete stärker oder leichter an die Bremse gebracht und reduzieren oder versstärken die Bremswirkung beim Auswurf. Die Einstellung der Magnetbremsen ist auf dem jeweiligen Ködergewicht anzupassen.


    Drucktaster zum öffnen des Bremsgehäuses: wird der Drucktaster eingedrückt kann man durch 90 Graddrehung des Deckels das Bremsengehäuse entfernen und somit auch die gesamte Spule aus der Rolle entnehmen, ohne ein Werkzeug zu benötigen.




    Multirolle Teil 4


    Die Drillbremse



    Die Bremskraft der Drillbremse wird durch das an der Kurbel befindlichen Sternrad, oder mittels einem Schubhebel reguliert.


    !!! Die Drillbremse hat keine Auswirkung auf die Wurfeigenschaften und das abrollen der Schnur während des Wurfes. Dafür sind die jeweiligen Bremssysteme verantwortlich die zu diesem Zweck zusätzlich in die Rollen eingebaut sind, dazu Später aber mehr!!!


    Vor Angelbeginn sollte man die Bremskraft der verwendeten Schnurrstärke anpassen. Bei der Einstellung der Drillbremse sollte man sich auf sein Gefühl verlassen, schließlich kann die erste Einstellung der Drillbremse nur eine Grobeinstellung sein. Die Feineinstellung findet dann während des Drill statt, abhängig, von dem Wiederstand den der jeweilige Fisch leistet.


    Zur Einstellung der Drillbremse ziehe ich die Schnur durch alle Rutenringe und lasse einen Angel Kollegen am freien Schnurende kräftig ziehen (man kann die Schnur auch irgendwo festbinden, falls kein Helfer anwesend ist). Dabei reguliere ich dann gefühlvoll mit dem Sternrad die erste Grobeinstellung.
    Diese ist in Ordnung, wenn die Schur entsprechend der Tragkraft gerade noch so von der Spule gezogen werden kann.
    Eine Feineinstellung nehme ich dann vor, wenn ich im Drill feststelle, dass die Bremswirkung zu gering, oder zu hart eingestellt wurde.
    Da das Sternrad sich direkt an der Kurbel befindet, muss ich dazu nicht einmal die Hand von der Kurbel nehmen.
    Man sollte auf keinen Fall die Einstellung der Bremskraft dadurch vornehmen, in dem man direkt vor der Rolle die Schnur mit der Hand abzieht.:mahn:Dies hätte eine zu starke Einstellung der Drillbremse als Folge!


    Generell bin ich bemüht die Bremswirkung so einzustellen, dass ich den Fisch nicht unbedingt länger als nötig drillen muss, um ihn so schnell als möglich, sicher Landen zu können. Hierbei muss man natürlich auch die diversen Gegebenheiten beachten, die unter Umständen Auswirkungen auf den Drillverlauf
    haben können. Die Aktion der Rute, die verwendete Schnurstärke, die eingesetzte Schnurart, Hakengröße, Gewässer, Kampfkraft des Fisches, etc.


    Die Drillbremse kann man mit einer Scheibenbremse beim Auto vergleichen. Die Bremsscheiben, von denen je nach Hersteller und Preisklasse eine unterschiedliche Anzahl Verwendung finden, liegen in einer Art Bremstrommel, die in der Regel gleichzeitig auch als Antriebsritzel fungiert und auf der Achse liegt, welche mittels der Kurbeldrehung das Rollengetriebe in Bewegung setzt.


    Je fester nun mit dem Sternrad die Bremsscheiben zusammengedrückt werden, umso schwerer hat es der Fisch während des Drill Schnur von der Spule zu ziehen.


    Verschiedene Hersteller empfehlen die Bremsscheiben zu fetten um das Anlaufen der Bremse ruckloser zu gestallten. Ich habe damit gute Erfahrungen gemacht und fette bei den Rollenwartungen die einzelnen Bremsscheiben mit Gefühl.


    Um das System der Drillbremse darzustellen habe ich nachfolgende Fotos mit den entsprechenden Erklärungen eingefügt. Für die Berechtigung
    die Fotos zu den Bremsen nutzen zu dürfen bedanke ich mich bei Dirk Netzler (http://www.eu.purefishing.com/blogs/de).





    Zur Einstellung der Bremskraft wird das/der Sternrad/Schiebehebel (Dreh/Schieberichtung abhängig vom jeweiligen Hersteller und der Ausführung ob als Links oder Rechtshandrolle) betätigt um die Grobeinstellung der Drillbremse vorzunehmen. Dies Bewirkt ein Zusammendrücken oder Lockern der Bremsscheiben im jeweiligen Rollensystem und somit eine Verstärkung oder Abschwächung der Bremswirkung.





    Antriebsritzel/Bremstrommel: in dem Antriebsritzel sind die einzelnen Bremsscheiben und Druckplatten, die sich je nach Einstellung der Bremskraft
    zusammendrücken, bzw. lösen, abwechselnd angeordnet. Die Anzahl der eingesetzten Teile unterscheiden sich abhängig vom Hersteller und Rollen Typ.


    Carbon Bremsscheiben: als Bremsscheiben werden seit geraumer Zeit dünne Carbonscheiben verwendet, welche auf die Druckplatten einwirken, je nach
    Einstellung der Bremskraft. Die Bremsscheiben sind auch als Zubehör erhältlich, wenn die Originalscheiben im Laufe der Jahre verschlißen sein sollten. Die Bezeichnungen der verwendeten Bremssystem sind abhängig vom jeweiligen Hersteller und dem Rollen Typ sehr unterschiedlich, aber bei den meisten Rollen Typen doch recht identisch.


    Druckscheiben: werden jeweils abwechselnd zwischen den einzelnen Carbonscheiben eingesetzt um ein sauberes und ruckfreies Bremsen zu bewerkstelligen.


    Bremstrommelabdeckung: dient dazu den Druck auf die Bremsscheiben und Druckscheiben zu regulieren.





    Auf diesem Foto kann man die Zusammensetzung der Bremsenscheiben und Druckscheiben gut sehen. Es fehlen nur noch einige Scheiben, sowie die Bremstrommelabdeckung um die Bremseinheit als solche komplett zu machen. Die genaue Zusammensetzung des jeweiligen Bremssystemes entnimmt man am besten der Explosionszeichnung, die jeder Rolle beigefügt sein sollte.


    Kurbelachse: auf diese Achse wird nach dem Zusammenbau der Rolle, die Kurbel aufgeschraubt, mit welcher dann beim Einholen der Schnur, die
    Schnurspule in Bewegung gesetzt wird.



    Vorläufiges Ende----



    Es geht bald weiter, allerdings werde ich erst am kommenden Wochenende weiterarbeiten können, da ich auch ab und zu mal Arbeiten muss.;)


    Weitere Folgen mit Erklärungen zu den Rollen, zur Technik, zur Bremseneinstellung, zum Werfen, etc. folgen in Kürze.
    Jetzt aber erst mal wieder Pause (siehe oben) den gut Ding will Weile haben und Geld zum Leben benötige ich auch. :rolleyes:


    GvH Rainer


    Wenn eine Schraube locker ist, hat das Leben wenigstens ein bisschen mehr Spiel


    20 Mal editiert, zuletzt von HAVÖRED ()

  • Klasse Rainer, das ist doch mal was, ich kann es kaum abwarten den 2. Teil von dir zu lesen. :gut


    Sag mal, dürfte ich deinen Bericht für meine Ausbildung nutzen ??


    So etwas lesen bestimmt unsere Teilnehmer lieber, als unsere Knotenfibel. :whistling:


    Gruß Jürgen

    Ich grüße alle Angler die nach Fisch stinken und sich Schwimmhäute zwischen den Fingern wachsen lassen !

  • Hallo Jürgen,


    natürlich darfst du wenn der Bericht dann fertig ist, ihn gerne nutzen für deine Schulungen. Ich kann ihn dir ja dann auch als PDF zusenden. Ist vielleicht einfacher als ihn hier raus zu kopieren. ;)


    Ich würde dich dann nur darum bitten dass du auf mich als Verfasser des Berichtes hinweist, denn ich habe mir für Bilder, welche ich nicht selbst gemacht habe, das Recht zur Veröffentlichung eingeholt, bei dem jeweiligen Fotografen.


    GvH Rainer


    Wenn eine Schraube locker ist, hat das Leben wenigstens ein bisschen mehr Spiel


  • Klar Rainer, machen wir so........


    und danke schon mal im voraus. :angler: :gut

    Ich grüße alle Angler die nach Fisch stinken und sich Schwimmhäute zwischen den Fingern wachsen lassen !

    • Offizieller Beitrag

    Moin Rainer,


    sehr viel Mühe hast du dir da gemacht, uns die Multirolle
    nahezubringen.
    Besonders der geschichtliche Abriss, wie Erfindung, Ver-
    breitung der Multi sind interessant.


    Bin auf die weiteren Teile gespannt.


    Mit Petri Heil
    Flunder

    Watt wär`n wa ohne Wattwurm??


    SAV Kanalfreunde Kiel e. V.


    7564-logo2021aa-png


    Wieder auf der Insel: ... gebucht vom 24. 04. 21 bis 30. 04. 21

    wir haben abgesagt.


    Der Müll muss mit !!!



  • Hallo Rainer :)


    Saubere Arbeit! :gut:thumbup::thumbup:
    Wer dich kennt, kennt ja deine Neigung zur Multi ;)
    Super, dass du uns jetzt so dran teilhaben lässt!


    Kurze Frage: Wann kommt der Teil mit den Perücken? :D:D


    Gruß
    Norbert

    Es gibt zwei Dinge, die man nicht ändern kann: Die Frauen und das Wetter.
    Also warum darüber aufregen?


    Fehmarn vom 11.12.2022 - 15.01.2023:thumbup:

  • Hallo Rainer,

    prima Abhandlung und Hochtachtung für die Zeit die dafür aufwendest.

    Vielleicht sollte man noch einfügen, das der deutsche Otto Henze maßgeblich an der Herstellung und dem weltweiten Siegeszug der Multirollen mitgewirkt hat. Er ist der Erfinder der Penn Rollen.


    1933 brachte er seine erste Rolle auf den Markt, und unter dem Markenzeichen PENN sind es die wohl bis heute am meisten verkauften Rollen. www.pennreels.com/about/history

    Schade nur das es zu dem Thema so gut wie keine deutschsprachige Literatur gibt.


    Aber im Web sind einige interessante englischsprachige Seiten zu dem Thema zu finden.


    Suchbegriff:: history of fishing reels



    BG


    Wolfgang

  • Moin, Moin,


    ich kann leider kein Englisch, mein Schulenglisch reicht nicht aus um das zu verstehen. :(


    Ist einfach nur schade. ;(


    Gruß Jürgen

    Ich grüße alle Angler die nach Fisch stinken und sich Schwimmhäute zwischen den Fingern wachsen lassen !

  • Moin Rainer.


    Top idee und guter einsstieg,Danke. :gut


    Freue mich schon auf den 2.teil.


    Traue mich dann eventuell auch mal wieder meine ABU combi in die Hand zu nehmen


    @ Jürgen gibbet doch übersetzungs-soft ware,zwar nicht genau aber verständlich. ;)



    Gruss Jochen.

    Gruss von der Soeste Jochen. :angler:


    Bekannte Adresse Klausdorf 14.05. 21.05.2023. :laola:






    Wenn ihr auch die Klage gegen die Fischereiabgabe unterstützen wollt


    Siehe hier http://www.anglerdemo.de/ verwendungszweck Klage Fischereiabgabe

  • ... ist vielleicht einfacher als ihn hier raus zu kopieren. ;)

    Hej Rainer - ganz starke Sache!


    Ich hab´ schon damit gerechnet, dass das iiiirgendwann kommt - war schließlich versprochen! ;)


    Bereits jetzt ein dickes Dankeschön und folgendes Service-Angebot: Schreib einfach weiter, in loser Folge, wenn Du Zeit & Lust hast. Kommentare, Antworten und Off-Topics ruhig drin lassen: Wenn´s fertig ist, fasse ich das Ganze zusammen, formatiere es nochmal und lösche das Nicht-fachliche, dann haben wir es kompakt.
    Ist nicht mehr Arbeit als die spätere Überführung ins "Wissenswerte" - die ja dann sowieso ansteht.


    Weiterhin Gutes Gelingen!


    MAX

  • Hallo Norbert,


    auf das Thema Perücke komme ich später auch noch, oder eilt es dir so?


    Das Thema Perücke, wollte ich eigentlich bei dem Abschnitt Wurftechnik einfließen lassen. Aber wenn dein Haarausfall dir so zu schaffen macht, muss ich überlegen ob ich mein Konzept über den Haufen werfen sollte. :D Hättest du gerne Perücke aus Mono, oder aus Geflecht? ):-P


    GvH Rainer


    Wenn eine Schraube locker ist, hat das Leben wenigstens ein bisschen mehr Spiel


  • Hallo Wolle,


    Danke für den Hinweis,


    das mit Herrn Henze, habe ich noch ein fließen lassen, wobei auch Herr Henze sich bei der Entwicklung der Pennrolle wohl an der von Herrn Snyder entwickelten Rolle orientiert hat.


    Das Penn mit seinen tollen Multirollen bei den Hochseeanglern eine größere Rolle spielt kenne ich aus meiner Vertriebstätigkeit für Penn im letzten Jahrhundert. ;) In dem Bereich der reinen Big Game Hochseerollen hat Penn wahrscheinlich bis ca. 1970 die meisten verkauft. Wenn man dann aber alle Multis zusammen nimmt, ist der Anteil der von Penn vertrieben Multirollen doch wesentlich geringer.


    Da ich in meinem Bericht aber nicht auf Vermutungen oder auf Zahlen von 1970 eingehen möchte verkneif ich mir einfach alles zu Umsatzanteilen und Stückzahlen der einzelnen Anbietern, da diese nicht zu belegen sind. Alleine schon die Tatsache dass in der Einfuhrstatistik 2010, des Statistischen Bundesamtes aus Wiesbaden, 97,2 % der Angelrollen aus Fernost stammen sagt sehr viel aus.


    Mit seinen Baitcastern kommt Penn ja leider nicht so richtig in Schwung, was die Umsatzanteile betrifft und was ich selbst auch bedauere. Die Penn Multirollen sind fast unkaputtbar und auch super verarbeitet, aber für die breite Masse der Raubfischangler mit über 400 g bei der leichtesten Baitcaster wohl einfach nur zu schwer. Verkaufspreise möchte ich in meinem Bericht auch ganz außen vor lassen.


    GvH Rainer


    Wenn eine Schraube locker ist, hat das Leben wenigstens ein bisschen mehr Spiel


    Einmal editiert, zuletzt von HAVÖRED ()

  • Hallo Zandi,


    Neuland, für dich als Zanderspezialist. Ich glaube es ja nicht du hast noch keine kleine Multi (Köderwerfer) an deiner Stange?



    Na ja, dann lies mal die kommenden Ergänzungen durch, vielleicht kann ich dich ja dazu locken dich der Multibewegung anzuschließen. :D


    GvH Rainer
    Der Multirollen Missionar ;)


    Wenn eine Schraube locker ist, hat das Leben wenigstens ein bisschen mehr Spiel


  • Der Bericht hasste gut geschrieben rainer
    jetzt hab ich gute informationen weil ich mir nämlich eine multirolle kaufen will
    danke nochmals
    petri hel

    Ein schlechter Tag beim Angeln ist immer noch besser als ein guter Tag auf der Arbeit :thumbup: :P

  • Tja eigentlich wollte ich schon etwas weiter sein.


    Allerdings hat es in der Woche nicht gelangt, aus Zeitgründen. auch in der kommenden Woche wird es nichts werden, da ich Morgen nach Essen fahre um dort dann auf der Deubau auszustellen, ab Mittwoch.


    Aber in der nächsten Woche geht es weiter hier.


    GvH Rainer


    Wenn eine Schraube locker ist, hat das Leben wenigstens ein bisschen mehr Spiel


  • Moinsen,


    ich wage zu behaupten, dass die Hersteller von Multirollen es nicht eindringlicher hätten erklären können. :thumbup:


    Klasse Rainer.




    Gruß
    André

    Grüße vom Bully


    Der Abschied ist der traurigste Teil einer Freundschaft.


    Fehmarntreffen Mai 2020...... bin wieder nicht dabei!!! ;(